Nur 41 Azubis: Wetterasuer BĂ€ckereien erleben âAzubi-Schwundâ
Nachwuchs-Offensive gestartet: Pralles Plus im Portemonnaie fĂŒr BĂ€ckerei-Azubis im WetteraukreisWETTERAUKREIS / FRIEDBERG. - BĂ€ckerei-Azubis backen keine kleinen Brötchen mehr: Wer in den 57 BĂ€ckereien oder in deren Filialen im Wetteraukreis eine Ausbildung macht, hat jetzt deutlich mehr im Portemonnaie.
Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-GaststĂ€tten (NGG) hingewiesen. Es gebe eine wesentlich höhere AusbildungsvergĂŒtung: âWer seine Ausbildung anfĂ€ngt, geht mit mindestens 860 Euro im Monat nach Hause. Das sind 180 Euro mehr als bislang.
Im zweiten Ausbildungsjahr gibt es 190 Euro zusĂ€tzlich. Und im dritten bekommt der BĂ€ckerei-Nachwuchs 1.085 Euro â ein Plus von 200 Euro. Im Schnitt haben die BĂ€ckerei-Azubis damit rund ein Viertel mehr auf dem Kontoâ, sagt der GeschĂ€ftsfĂŒhrer der NGG Nord-Mittelhessen, Andreas Kampmann.
AuĂerdem werde es bis zum Jahresende noch eine InflationsausgleichsprĂ€mie von 50 Euro pro Monat geben. Die NGG Nord-Mittelhessen ruft alle BĂ€ckerei-Azubis im Wetteraukreis zu einem âAzubi-Konto-Checkâ auf.
âWer das zusĂ€tzliche Geld noch nicht bekommt, sollte sich melden. Dazu gibt es auch noch ein Ticket-Geld von 29 Euro im Monat fĂŒr den ĂPNV. Da kommt also einiges zusammenâ, erklĂ€rt NGG-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Kampmann.
FĂŒr die deutlich bessere Bezahlung vom BĂ€ckerei-Nachwuchs habe sich die NGG in zĂ€hen Verhandlungen am Tariftisch stark gemacht. âJeder Azubi in einer BĂ€ckerei profitiert jetzt davon: Egal, ob es um die Ausbildung in der Backstube oder am Verkaufstresen geht.
Wichtig ist, dass der Tarifabschluss dazu fĂŒr alle Betriebe gilt â ohne Ausnahmeâ, erklĂ€rt Andreas Kampmann. FĂŒr die âAzubi-Tarifeâ gelte nĂ€mlich eine Allgemeinverbindlichkeit.
DafĂŒr habe sich die Gewerkschaft NGG zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen BĂ€ckerhandwerks beim Bundesarbeitsministerium eingesetzt.
âDie Branche startet damit eine âAzubi-Offensiveâ. Und das ist auch dringend notwendig. Denn nur so haben die BĂ€ckereien im Wetteraukreis ĂŒberhaupt die Chance, Nachwuchs zu bekommenâ, sagt Andreas Kampmann. Der GeschĂ€ftsfĂŒhrer der NGG Nord-Mittelhessen spricht vom âAkut-Problem Azubi-Schwundâ:
In allen BĂ€ckereien im Wetteraukreis gebe es derzeit lediglich 41 Auszubildende. âZehn Jahre zuvor waren es immerhin 67 BĂ€ckerei-Azubisâ, so Kampmann. Die NGG beruft sich dabei auf Zahlen der Bundesagentur fĂŒr Arbeit.
âDie Azubi-Zahlen bei den BĂ€ckereien im Wetteraukreis sind damit dramatisch eingebrochen â um rund 39 Prozent. Jetzt geht es darum, diesen Trend zu stoppenâ, sagt NGG-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Kampmann.
Die Arbeit in BĂ€ckereien sei interessant und krisensicher. Um sie aber wirklich attraktiv zu machen, mĂŒsse auch der Lohn nach der Ausbildung stimmen: âEine faire Bezahlung bedeutet, dass jede BĂ€ckerei im Wetteraukreis den Tariflohn zahlt. Und das ist wichtig, um BĂ€cker und FachverkĂ€uferinnen bei der Stange zu halten.
Denn die QualitĂ€t von Brot, Brötchen, Torten, Kuchen & Co. steht und fĂ€llt damit, ob ausgebildete Profis in der BĂ€ckerei arbeitenâ, macht Andreas Kampmann deutlich.
Am Ende entscheide nicht zuletzt auch der Tariflohn darĂŒber, wie gut die Ware sei, die ĂŒber die Ladentheke gehe. Schon jetzt versuchten viele Betriebe, fehlende FachkrĂ€fte durch Quereinsteiger zu ersetzen.
âBacken ist ein Handwerk. Und das muss man lernen. Dazu mĂŒssen die BĂ€ckereien aber auch eine gute Ausbildung bietenâ, sagt der GeschĂ€ftsfĂŒhrer der BĂ€cker-Gewerkschaft.
Mehr Informationen rund um Ausbildung, Arbeit und Bezahlung gibt es bei der BĂ€cker-Hotline der NGG: 040 / 380 13 265.
Gemeinsam mit dem Zentralverband des deutschen BĂ€ckereiverbands hat die NGG im Vorfeld der Europawahl ein Zeichen fĂŒr Vielfalt und Demokratie und gegen Hass und Ausgrenzung gesetzt. Die ErklĂ€rung âBacken braucht Vielfaltâ ist online abrufbar unter: www.ngg.net/backen-braucht-vielfalt