LESERBRIEF: Odenwälder Märchen werden im Erbacher Haus der Energie geschrieben
Zufällig wurde ich auf eine Sitzung des Ortsbeirates Würzberg mit dem Tagesordnungspunkt Windkraft aufmerksam, zu der am 27. Februar ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen wurde. Ein Thema war der von ENTEGA und EGO geplante Windpark Würzberg, der vollständig im ausgewiesenen und besonders schutzwürdigen Vogelschutzgebiet „Südlicher Odenwald“ entstehen soll.
Die Projektierer näherten sich umständlich und auf Zeitgewinn bedacht dem eigentlichen Thema und gaben sich fast als soziale Einrichtung mit einem Bekenntnis, Einwohner in das Vorhaben einzubinden.
Sie vergaßen allerdings zu berichten, dass schon im Januar ein nicht öffentlicher Scoping-Termin stattfand, bei dem das Vorgehen umfänglich besprochen wurde und die zu rodenden Flächen ohne jede Baugenehmigung bereits markiert sind.
Nebenbei wurde bekannt, dass Windmessungen und Naturgutachten von den Investoren in eigener Regie betrieben werden!!! Als endlich Planungen auf den Tisch kamen, wurde deutlich, dass die vorläufig fünf gigantischen Anlagen jeweils 241 Meter hoch sein werden und alles in den Schatten stellen, was bislang im Odenwald entstanden ist.
Zum Vergleich: Der weithin sichtbare Sendemast am Ortseingang Würzberg ist rund 100 Meter hoch! Das betriebseigene Gutachten weist aus, dass sich im Vogelschutzgebiet keine Horste geschützter Vögel befinden, diese seien allesamt in Bayern und weit genug entfernt!
Die in großer Anzahl über Würzberger Gebiet sichtbaren geschützten Vogelarten kommen demnach nur zur Nahrungsaufnahme vorbei. Bundesweit werden allerdings Vogelhorste, die Hinderunsgründe für Genehmigungen sind, vernichtet.
Schädigungen durch Infraschall sind den Investoren unbekannt. Extrem von den Anlagen betroffenen sind neben Würzberg Bullau, der Eutergrund und Erbach West. Offensichtlich war es nicht erforderlich, die Einwohner dieser Stadtteile zu informieren.
Neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen nach wird es hier zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Infraschall und erheblichem Wertverfall der Immobilien kommen. Als Essenz der Bürgerinformation bleibt, dass ENTEGA und EGO Flora & Fauna des Odenwaldes, Gesundheit der Bevölkerung und die finanzielle Situation Betroffener völlig egal sind.
Mit ihren Machtsymbolen kommen sie dem Himmel immer näher. Die von Behörden und Politik im Stich gelassene Bevölkerung bleibt hilflos zurück. Viele Erbacher registrieren die häufigen Stillstände der Anlagen am Geisberg. Wenige wissen allerdings, dass sich in den Mastspitzen Messeinrichtungen für Luftbewegungen befinden.
Nicht die tatsächlich eingespeiste Strommenge wird von den Betreibern abgerechnet, sondern das, was sie produzieren könnten!!! Der Ausgleich erfolgt über Pflichtbeiträge aller Verbraucher an das EEG, womit alle Bürgerinnen und Bürger eigene Verluste selbst bezahlen dürfen. Odenwälder Märchen werden halt munter weiter im Erbacher Haus der Energie geschrieben.
Dietmar Lotz
Rubensstraße 21
64711 Erbach