Horst Schnur, das „Gesicht des Odenwaldes“, vollendet sein 80. Lebensjahr
Der langjährige Kommunalpolitiker und Landrat des Odenwaldkreises wird seinen Ehrentag mit Bekannten, Freunden und Wegbegleitern in Olfen verbringenODENWALDKREIS / OLFEN. - Er stand 23 Jahre in herausgehobener Position in Diensten des Odenwaldkreises: Seit 1986 zunächst als hauptamtlicher Erster Beigeordneter, von 1991 bis 2009 als Landrat – dabei wurde er 1997 sowie 2003 mit deutlichen Mehrheiten jeweils direkt wiedergewählt.
Horst Schnur, das >Gesicht des Odenwaldes< war mehr als vier Jahrzehnte im und vor allem fĂĽr den Odenwaldkreis politisch aktiv.
Ehrentag diesmal nicht abseits der Ă–ffentlichkeit
Am Dienstag, 1. März, vollendet Horst Schnur im Oberzent-Stadtteil Olfen sein 80. Lebensjahr. Anders als vor fünf Jahren, als er zu seinem 75. Geburtstag „der Unruhe rund um seine Person“ aus dem Wege ging und abseits seines Heimatortes Olfen in trauter Zweisamkeit mit seiner Frau Traudel den Ehrentag beging, wird er seinen „Achtzigsten“ in der Wahlheimat Olfen begehen im Kreise seiner Lieben und voraussichtliche auch zahlreicher Gratulanten.
Wenn Wolfgang Bastian, damals Pressechef im Odenwälder Landratsamt, anlässlich des 70. Geburtstages von Horst Schnur am 1. März des Jahres 2012, dem früheren Verwaltungschef des Odenwaldkreises attestierte:
„Ein bisschen stiller ist’s denn doch um ihn geworden, aber präsent ist er noch an vielerlei Orten in der Region und gelegentlich auch darüber hinaus“ dann hat das jetzt, zehn Jahre später, noch immer Gültigkeit. Und das trotz des Hintergrunds, dass gesundheitliche Einschränkungen insbesondere die Mobilität von Horst Schnur doch stark beinträchtigen.
„Fühle mich sehr bedrückt und gelähmt angesichts des Krieges
„Es lässt sich nicht leugnen. Ich werde am 1. März, dem Fastnacht-Dienstag, 80 und blicke in Dankbarkeit zurück auf ein vielfältiges und erfülltes Leben“, schildert der Jubilar.
„Ich bin im Krieg geboren und habe die Bombennacht in Darmstadt 1944 überlebt und wir hatten alles verloren. Nun muss ich erleben, dass wir nach 80 Jahren wieder in einen Krieg in Europa gehen.
Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst durch die Patronen der Propaganda. Wie heiß die Geschehnisse in den nächsten Kriegstagen für uns alle werden und ob wir in einen kalten Krieg mit einem eisernen Vorhang in Europa münden, weiß derzeit niemand.
Ist Putin noch Herr seiner Sinne oder steht er unter Drogen und ist er krank? Wir alle sind von diesem Wahnsinn schockiert. Ich fühle mich sehr bedrückt und gelähmt, wenn ich mitfühlend an die betroffenen Menschen in der kriegerischen Auseinandersetzung in der Ukraine denke und die weltweiten Folgen.“
„Refugium der Familie hat mir viel Kraft gegeben zum Bestehen stürmischer Lebensphasen“
Er habe sich bemüht, manches zu verwirklichen, sagt Schnur im Rückblick auf sein berufliches Tätigkeitsfeld. „Das Refugium der Familie mit ihrer Stütze und Geborgenheit hat mir viel Kraft gegeben und die Ausgeglichenheit zum Bestehen stürmischer Lebensphasen. Dafür bin ich demütig und dankbar.“
Dankbar erinnere er sich „an alle Weggefährten und Freunde, die mich tatkräftig bei der Bewältigung vieler Aufgabenstellungen nach besten Kräften begleitet und unterstützt sowie unverzagt nach Lösungen und Wege gesucht haben, gegen die Vorbehalte >da kann man nichts machen<.
Auch wenn manche Ideen nicht realisiert werden konnten, dürfen alle auf die Ergebnisse der Epoche mit Zufriedenheit zurückblicken. In diesem Sinne sage ich meiner Familie und allen Unterstützern aufrichtigen Dank.“
Keineswegs auf dem Abstellgleis
Auch mit jetzt 80 Jahren ist Horst Schnur „keineswegs auf dem Abstellgleis“ wie er anlässlich einer Momentaufnahme scherzhaft einst selbst bemerkt hatte, als der nach ihm benannte Itino-Triebwagen der Odenwaldbahn auf dem Bahnhof in Erbach für einige Tage in Ruhe stand und auf die anstehende Wartung wartete.
Ein Abstellgleis wäre dem immer noch agilen Polit-Senior auch keineswegs angemessen. „Sie glauben doch nicht, dass Mr. Odenwald sich so einfach abmeldet“, hatte Professor Johann-Dietrich Wörner, der frühere Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation und Moderator zahlreicher Odenwald-Dialoge schon bei Schnurs offizieller Verabschiedung im August 2009 orakelt, und damit natürlich recht behalten.
Selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte den rührigen Kommunalpolitiker damals als „das Gesicht des Odenwaldkreises“ geadelt. Der Rat des Mannes, ohne den es die Odenwaldbahn mit Sicherheit nicht und die Bahn im Odenwaldkreis vielleicht überhaupt nicht mehr gäbe, bleibt gefragt, wenn auch nicht mehr in der vordersten Front wie einst.
Flächendeckende Breitbandversorgung ist Schnurs Werk
Auch das bundesweite Odenwälder Pilotprojekt der flächendeckenden Breitbandversorgung im ländlichen Raum mit Glasfaserkabeln für ein schnelles 50-Megabit-Internet ist ausschließlich dem weitsichtigen Tun Schnurs zuzuordnen, auch wenn die Vollendung erst nach dessen Ausscheiden aus der Kreispolitik im Jahr 2009 erfolgte.
Ihm ist es zu verdanken, dass das Land Hessen das Projekt mit einer 20-Millionen-Bürgschaft ermöglichte und die Telekom auf Intervention der Bundesnetzagentur ihre Verteilkästen für Fremdnutzer zugänglich machte. Horst Schnurs damalige Aktivitäten verstehen sich dabei grundsätzlich auch als Türöffner für alle weiteren bundesweiten Nachfolgeprojekte auf diesem Gebiet.
Kritische Haltung zum Thema Energiewende und insbesondere zur Windkraft
Gefragt ist der Rat des geistig rüstigen Seniors aktuell auch nach wie vor zum Thema Energiewende und insbesondere der Windkraft, auch wenn er sich dabei nach wie vor eine gewisse Zurückhaltung in der Öffentlichkeit auferlegt, sich dennoch aber positioniert: „Die Menschen vermissen dazu die koordinierende Hand in Bund und Land.“
Von seiner unverminderten Umtriebigkeit und unermüdlichen Aktivität profitiert auch die Olfener Dorfgemeinschaft, bei der er seinen reichhaltigen Erfahrungsschatz in die Gestaltung der regelmäßigen Dorftreff-Nachmittage und weitere Aktivitäten einbringt. Im Verein Kultursommer Südhessen ist er Ehrenmitglied.
Seit 1968 im Odenwaldkreis politisch aktiv
Ein Blick zurück auf seine politische Aktivitäten zeigt deutlich, weshalb der Jubiläums-Anlass besondere Aufmerksamkeit verdient: Horst Schnur war 1968 in den Kreistag gewählt worden und in diesem Gremium von 1975 bis 1986 Chef der SPD-Fraktion.
Politische Schwerpunkte setzte Schnur vorrangig in den Bereichen Soziales und Gesundheit. Am deutlichsten dokumentierte sich dies in der Modernisierung und dem Ausbau des Gesundheitszentrums Odenwaldkreis in Erbach zu einem modernen Klinikzentrum.
Gastronomische Idee wurde zum Markenzeichen mit Profil
Nicht minder innovativ und ideenreich hinterlieĂź der Jubilar auch deutliche Spuren auf Feldern, fĂĽr die der Odenwaldkreis ĂĽberregional Anerkennung genieĂźen durfte und darf.
Als langjähriger Vorsitzender des Hessischen Tourismusverbands brach er nicht nur eine Lanze für eine bessere Wahrnehmung der ländlich geprägten Regionen, sondern überzeugte auch mit unverwechselbaren kulinarisch geprägten Angeboten wie den Odenwälder Lammwochen und Odenwälder Kartoffelwochen. Aus einer Idee heraus wurde ein Markenzeichen mit Profil.
Die Liste der „Großprojekte“ ließe sich um etliche nicht minder bedeutende Themen fortsetzen. Nicht unerwähnt an dieser Stelle bleiben darf auch der Wissenstransfer von der Universität Darmstadt in den Odenwald über die Odenwald Akademie sowie das Wirken des Landrats im (Un-)Ruhestand für die Odenwald-Stiftung auf den Feldern Jugend- und Talenteförderung, Naturschutz und Soziales.
FĂĽrsprecher und Streiter fĂĽr den Odenwald
Horst Schnur setzt sich darüber hinaus mit großem persönlichem Engagent für die Integration von jungen Flüchtlingen ein und unterstützt die „Kümmerer“ in Beerfelden, wo immer Bedarf in der Flüchtlingshilfe im praktischen Sinne wie in der Öffentlichkeitsarbeit besteht.
„Bis heute profitieren die Menschen im Odenwaldkreis und in der Region von seinem Lebenswerk im großen Maße. Horst Schnur hat durch sein selbstloses Wirken großen Respekt verdient und Erfolge erzielt, die über Generationen hinweg ihre Wirkung zeigen werden“, lobte Landrat Frank Matiaske seinen politischen Ziehvater schon vor Jahren.
Begegnungen im Olfener Dorfgasthaus mit Metzgerei >Zum Spälterwald<
„Ich weiß nicht, mit welchen sorgenvollen Gefühlen wir am 1. März beisammen sein können. Ich werde nicht in der Stimmung sein, feiern zu können. Es wird auch keinen Empfang geben.
Wir sind an diesem Dienstag einfach – wie geplant – bereits vormittags in unserem Olfener Dorfgasthaus mit Metzgerei >Zum Spälterwald< über Mittag bis zur Kaffeezeit und freuen uns auf freundschaftliche Begegnungen und Gespräche. Der Tisch ist gedeckt!
Durch die Auflagen bei Kontakten während der derzeitigen Corona-Pandemie ist es für alle, die mich besuchen wollen, verständlicherweise schwierig. Es gelten die aktuellen Corona-Regeln in der Gastronomie in Hessen: 2G+“.
Auch zu seinem 80. Geburtstag denkt Horst Schnur an BedĂĽrftige
„Da wir wohl hinreichend eingerichtet sind, bin ich allen dankbar, die an mich denken und vielleicht auch überlegen, ob sie mir was schenken sollen. Da ich gut ausgestattet bin mit Getränken und Büchern, ist mir eine Unterstützung bei meiner sozialen und gemeinnützigen Arbeit sehr willkommen“, denkt der Jubilar zu seinem 80. Geburtstag an Bedürftige.
„Dafür habe ich zwei Konten bei der Odenwald-Stiftung und bei der Generationenhilfe Oberzent eingerichtet. Für die finanziellen Zuwendungen gibt es eine Spendenquittung und ein aufrichtiges Dankeschön.
Die Konten: Odenwald-Stiftung Geburtstag Horst Schnur Spende DE35 5085 1952 0000 1242 30; Generationenhilfe Oberzent Geburtstag Horst Schnur Spende DE95 5085 1952 0030 0124 39
Auch wenn die Zukunft kürzer wird, wird doch die Reihe der Erinnerungen immer länger. Durch die Auflagen bei Kontakten während der derzeitigen Corona-Pandemie ist es für alle, die mir gratulieren wollen verständlicherweise schwierig“, freut sich der Jubilar dennoch auf Gratulanten.