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MdB Daniela Wagner zu Besuch auf der BUND-Streuobstwiese in Höchst-Hetschbach

Petra Neubert, Hans Hofferbert, Leonhard Emig, Harald Hoppe und Daniela Wagner (von links nach rechts).

Harald Hoppe, Daniela Wagner und Alfred Hawelky (von links nach rechts).

Harald Hoppe und Daniela Wagner.

HETSCHBACH. - Die Bundestagsabgeordnete Daniela Wagner (Bündnis90/Die Grünen) war während ihrer Sommertour auch beim Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND Odenwald) zu Gast. Sie interessierte sich für die aktuelle Situation dieses Bestandteils der heimatlichen Umwelt.

Von den vor 150 Jahren im Odenwaldkreis vorhandenen 400.000 Obstbäumen sind heute nur noch weniger als 50.000 vorhanden und auch die stehen unter erheblichem Druck durch Baugebietsausweisungen und Landwirtschaft. Umweltverbände und private Liebhaber sind die Einzigen, denen am Erhalt der Streuobstwiesen gelegen ist.

BUND-Sprecher Harald Hoppe schlug verschiedene Schritte und Vorgehensweisen zum Erhalt von Streuobstwiesen vor:

Die Produkte der Streuobstwiesen müssen durch wirtschaftspolitische Steuerung so attraktiv gemacht werden, dass sich für die Eigentümer die Ernte, die Pflege und das Nachpflanzen neuer Bäume lohnt.

Der Ankaufpreis für Äpfel durch Keltereien müsste danach von derzeit etwa 20 Cent pro kg auf 1,50 Euro pro kg steigen. Mit diesem Erlös liesen sich auskömmliche Stundensätze für die Produktion erzielen, die im Bereich der gesetzlichen Mindestlöhne lägen.

Die Erhaltung der Naturvielfalt wird als eigenständiger Wert eingeführt und entsprechend vergütet. Da als Nutznießer nur die Allgemeinheit in Frage kommt, müsste eine entsprechende Strukturierung der Eigentumsverhältnisse bzw. der Auftragsvergabe geschaffen werden, die sich von den heutigen Verhältnissen stark abheben würde.

Andernfalls würden unsere Streuobstwiesen irgendwann sang- und klanglos verschwinden und wir würden noch mehr von weit her transportierte Äpfel essen. Das könne im Ernst niemand wollen, sagte Daniela Wagner.

Hans Hofferberth gab für den BUND Ortsverband Höchst/Breuberg, der die Streuobstwiese betreut, Einblicke in die aktuelle Gefährdung der Obstbäume durch den zunehmenden Mistelbefall. Durch ausbleibende Pflege und durch wärmere Winter konnte sich diese Pflanze in den letzten 20 Jahren mancherorts explosionsartig ausbreiten.

Hofferberth: “In manchen Kommunen ist der gesamte Obstbaumbestand befallen und droht zu verschwinden. Es müssen dringend neue Wege beschritten werden, um die Bäume durch sachkundige Pflege zu retten.“

Der BUND spricht sich für die Schaffung einer staatlichen Trägerschaft zum Erhalt der Streuobstwiesen aus. Sowohl die Flächen, als auch die Arbeit sollten als gemeinwohlbezogenes Gut verstanden und entsprechend finanziert werden.

Schritte in diese Richtung könnten sein:

Ausweitung des Schutzstatus der Streuobstwiesen: kein Baum darf mehr gerodet werden – für jeden absterbenden Baum muss ein neuer Baum nachgepflanzt werden.

Alle vorhandenen Flächen werden mit einem Vorkaufsrecht der Kommunen ausgestattet.

Schaffung einer Institution, die die Pflege der Flächen leistet.

Finanzierung durch Umlagen auf alle land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen (z.B. Anhebung der Grundsteuer A von 2 Euro auf 20 Euro pro ha).

Daniela Wagner zeigte sich von den Vorschlägen zur Rettung der Streuobstwiesen beeindruckt. In der Diskussion kam als einer der Gründe für die Beseitigung der Streuobstwiesen auch die im Jahr 2017 von der großen Koalition verordnete Änderung des Baugesetzbuchs zur Sprache.

Der neue § 13b BauGB – laut Hoppe „die Urmutter der Naturzerstörung“ - wird bekanntlich in Brombachtal zur Einrichtung eines neuen Wohngebiets angewandt, ohne dass für die Naturvernichtung ein Ausgleich fällig würde.

Daniela Wagner und der BUND sind sich einig in der Ablehnung dieser umweltfeindlichen Planungspraxis. Die bedrohten Streuobstwiesen der Region würden von diesem „Fortschritt“ unter die Räder genommen.