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Musik mit Hand und Fuß

Ein Klavier gibt’s natürlich auch zu Hause. Tasten und Töne gehören zum Leben von Roland Waldhoff, ebenso wie Ehefrau Christa an seiner Seite. Foto: Bernhard Bergmann

... und das seit fünfzig Jahren: Roland Waldhoff feiert als Organist Jubiläum

STEINBACH / ZELL. - In fünf Jahrzehnten erlebt man manches. Für den Organisten Roland Waldhoff war es einmal die Tatsache, dass er eine halbe Stunde vor dem Gottesdienstbeginn überrascht feststellte, dass an seinem Arbeitsinstrument die Hälfte fehlte: „Das Pedal war weg“, erinnert er sich an einen Sonntagmorgen in Rimhorn.

Die gesamte Pedalleiste war in eine Werkstatt gebracht worden, gehört bekanntlich bei der Orgel aber unbedingt dazu.

Waldhoff hatte nur Noten für Hand und Fuß. Also war Improvisieren gefragt. Aber so etwas ist für einen versierten Musiker kein Problem, nur eine Herausforderung.

Mit Klavierunterricht hatte Roland Waldhoff im Alter von etwa zwölf Jahren angefangen. „Orgelunterricht hatte ich dann beim Michelstädter Kantor Günter Zutz, der ja viele Schüler ausgebildet hat.“

Waldhoffs Anstellungsvertrag als Organist in Zell datiert aus dem Jahr 1971, und nach wie vor ist die Walcker-Orgel von 1959 im evangelischen Gotteshaus des Bad Königer Stadtteils der Haupteinsatzort des gebürtigen Steinbachers.

Gespielt hat er in den vergangenen fünfzig Jahren darüber hinaus in etlichen Kirchen der gesamten Region, eine lange Liste zeugt davon. Und ein besonderes Erlebnis war es für ihn, in Berlin in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Orgel zu spielen.

Ein Kontakt zu einem der dortigen Organisten hatte das ermöglicht; der nämlich verbrachte seinen Urlaub in Michelstadt. Ein anderes Mal spielte Waldhoff in Zell im Silvester-Abendgottesdienst und am folgenden Vormittag schon wieder zu Neujahr. „Und einmal war es in der Kirche so voll, dass Gottesdienstbesucher auch bei mir auf der Orgelbank saßen.“

Zusammen mit seiner Ehefrau Christa lebt der 67-Jährige in seinem Geburtsort Steinbach. Die zwei Töchter mit ihren Familien wohnen weiter entfernt. Im Hauptberuf war Waldhoff bei einem großen Getränkehersteller als Techniker und Monteur tätig, 2017 ging er in den Ruhestand.

Seitdem spielt er vermehrt nicht nur in Sonntagsgottesdiensten, sondern auch bei Trauerfeiern, die ja meist unter der Woche sind. In seiner freien Zeit widmet er sich dem Garten, liest gerne oder ist zusammen mit seiner Ehefrau draußen unterwegs, wandernd oder radfahrend.

Und von einer offenbar unerschöpflichen Geduld und besonderen Leidenschaft zeugen im Hause Waldhoff an manchen Wänden aufgehängte Puzzle. Tausend Teile oder mehr – für die beiden ist das ein Quell der Freude. Da wird es dann nachts auch gerne mal später, und das fast unbemerkt.

Am Sonntag, 1. August, wird in einem Gottesdienst, der um 18 Uhr in der Zeller Kirche beginnt, dankbar des fünfzigjährigen musikalischen Wirkens Roland Waldhoffs gedacht – zugleich übrigens auch des dreißigsten Ordinationsjahrestages des Zeller Pfarrers Armin Hammes.

Die Orgel spielt an diesem Tag Christoph Brückner – Roland Waldhoff hat dann aus gegebenem Anlass frei.