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Kommentar: „Bierfrieden“ beim >Gailsmarkt 2019< nicht gewahrt

Da wiehern selbst die Pferde, angesichts einer zweifelhaften Magistratsentscheidung zum Beerfeldener >Gailsmarkt 2019<.

BEERFELDEN. - Bier ist eine „heilige Kuh“ eines jeden Gerstensaft-Freundes. Was Wunder also, dass es zum Münchner Oktoberfest, der >Wiesn< als größtem Bierfest der Welt, ausschließlich Bier aus Münchner Braukesseln gibt.

Nicht einmal die Nachfahren der Wiesn-Gründer, die König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg in Fürstenfeldbruck, oder die benachbarte, am Münchner Flughafen-Standort im Erdinger Moos beheimatete überregionale Erdinger Brauerei, haben auch nur den Ansatz einer Chance ihr zweifellos hochwertiges Gebräu auf der Theresienwiese zu vermarkten.

Analog verhält es sich in Erbach, Michelstadt, Eberbach und Miltenberg. In der Odenwälder Kreisstadt ist die Marke „Erbacher Bier“ auf dem Wiesenmarkt, dem größten südhessischen Volksfest, gesetzt.

Die benachbarte Schmucker-Brauerei wurde in den 80-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gar nach jahrzehntelangem Mitwirken in eigenem Zelt vom Wiesenmarkt verbannt, weil die Marke >Erbacher< nach damaliger Auffassung der Stadtväter keinerlei Konkurrenz verträgt.

So entstand die Parallelveranstaltung zum Wiesenmarkt, das >Schmucker Fest<, ehe man vor zwei Jahren mit entsprechendem städtischen Gremien-Beschluss die Tür zum Wiesenmarkt für Schmucker wieder öffnete und den Gerstensaft aus der unmittelbaren Nachbarschaft für ausschließlich zwei Ausschankstellen zulässt.

Über all diese aus lokaler Sicht durchaus verständlichen Maßnahmen und Regelungen setzt sich jetzt der Magistrat der jungen Stadt Oberzent hinweg und beschloss in diesem Jahr zum Jahreshighlight Beerfelder Pferdemarkt, dem >Gailsmarkt<, die zentrale Veranstaltungshalle, die „Prof-Walter-Hofmann-Halle“, für „regionales Bier“ zu öffnen, nachdem einem Parlamentsbeschluss aus dem Jahr 2006 zufolge dort bisher ausschließlich Bier der Marke >Beerfelder< zugelassen war.

Da drängt sich die Frage auf, ob nach dem Identitätsverlust der einst selbstständigen Stadt Beerfelden mit der Fusion in die neue Stadt Oberzent nun auch die Identität des Beerfelder Pferdemarktes nach Magistrats-Auffassung in der Gesamtkommune Oberzent aufgehen soll oder muss?

Allerdings bleibt zu bedenken, dass auch die einzige im Odenwaldkreis verbliebene aktive Brauerei Schmucker in Mossautal angesiedelt ist, nicht etwa in Beerfelden, oder der neuen Stadt Oberzent.

Und auch diese Brauerei ist längst nicht mehr eigenständig, sondern gehört über die Schörghuber-Gruppe zu einem großen internationalen Braukonzern.

Da wird es umso verständlicher, wenn Bierfreunde aus Beerfelden und des Pferdemarktes für „ihr“ Beerfelder Bier, den Identitäts-Gerstensaft beim >Gailsmarkt< werben und kämpfen, wie sie es jetzt mit einer Unterschriften-Aktion pro „Beerfelder Bier“ für die große Veranstaltungshalle aktiv betreiben.

Bürgermeister Christian Kehrer und seine Magistratsmitglieder müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie sich mit der Aufhebung eines im Jahr 2006 gefassten Stadtverordneten-Beschlusses im ersten Jahr des Fusions-Bestehens einen Gefallen getan haben (ganz abgesehen von der nach Expertenmeinung stark zu bezweifelnden Rechtmäßigkeit dieser Beschlussaufhebung), oder ob der Bierschatten, der den >Gailsmarkt< 2019 überdeckt, nicht auch ein negatives Schlaglicht auf die gerade erst zusammenwachsenden vier Oberzent-Kommunen wirft?

Da wirkt die Aussage von Bürgermeister Kehrer, es solle „für jeden Biergeschmack etwas dabei sein beim Pferdemarkt 2019“ eher wie der untaugliche Versuch jedem Kind seinen eigenen Lutscher zu gewähren.

Der „Bierfrieden“ in der Oberzent und insbesondere im größten Stadtteil Beerfelden scheint zum >Befellemer Gailsmarkt 2019< jedenfalls noch lange nicht gewahrt.