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OdenwÀlder SchÀfer nehmen Stellung zum Thema Wolf

Im Blutrausch vom Wolf gerissene Schafe. Foto: SchÀferverein Odenwaldkreis e.V.

„Die Weidehaltung darf nicht lĂ€nger einer falschen Romantik und der ungehemmten Verbreitung des Wolfes untergeordnet werden, genauso wenig wie das SicherheitsgefĂŒhl der Menschen in den lĂ€ndlichen RĂ€umen – Population wird kleingeredet“

ODENWALDKREIS / REHBACH. - „Durch zahlreiche Artikel in den Medien werden romantische Darstellungen zum Beutegreifer Wolf dargestellt - der im vergangenen Jahr durch einige Risse im Odenwald fĂŒr Schlagzeilen und mittlerweile im Schwarzwald jetzt fĂŒr Aufsehen sorgte – einige Berichte die kommunizieren, dass der Wolf ein Kuscheltier ist, sich nicht in die NĂ€he von Menschen wagt sind schlichtweg irrefĂŒhrend“, ist fĂŒr die Mitglieder des SchĂ€fervereins Odenwaldkreis e.V. und deren Vorstand das Thema Wolf noch nicht vom Tisch.

Die von NaturschutzverbĂ€nden veröffentlichten Darstellungen und Sachverhalte spiegeln nach Meinung des SchĂ€fervereins genau das Gegenteil in der Region. „Da wird mit Vergleichen und Statistiken vom Straßenverkehr die Problematik heruntergespielt.

Es werden keine Fakten und Zahlen genannt sondern vielmehr mit AusfĂŒhrungen und Halbwahrheiten eine falsche Romantik im lĂ€ndlichen Raum dargestellt. Das Thema BioversitĂ€t und das gesunde Ökosystem im Odenwaldkreis und die „Wolf Willkommens“-Kultur werden hier als Argumentation verwandt die jeglicher Grundlage entbehrt.

Angefangen vom scheuen Verhalten des Wolfes, ĂŒber sogenannte Herdenschutzmaßnahmen bis hin zu einer schnellen Eingreifgruppe werden hier der Bevölkerung im lĂ€ndlichen Raum Meinungen prĂ€sentiert die weit von der RealitĂ€t entfernt sind.“

So werde z.B. komplett verschwiegen dass 3.523 Risse von Nutztieren und SchĂ€den fĂŒr die Weidetierhalter nach RĂŒckkehr des Wolfes in der Bundesrepublik entstanden seien.

Zu dieser ganzen Thematik möchte der SchĂ€ferverein Odenwaldkreis jetzt grundlegend Stellung beziehen und Fakten und Zahlen darlegen: „Die AusfĂŒhrungen der NaturschutzverbĂ€nde dass seit der RĂŒckkehr der Wölfe in Deutschland kein einziger Fall bekannt sei in indem ein Wolf ein aggressives Verhalten gegenĂŒber Menschen gezeigt hat, wurde am 23.11.2017 im Werra-Meißner-Kreis widerlegt.

Hinkende Vergleiche

In Europa sind nach der NINA Studie 2002 (Norwegisches Institut fĂŒr Naturforschung, die dem NABU vorliegt) in den Jahren zwischen 1950 und 2001, 59 Übergriffe auf Menschen registriert worden. Neun davon waren tödlich.

Und die AusfĂŒhrungen vom NABU im Vergleich zu den Gefahrenpotenzialen im Straßenverkehr sind zwar richtig, aber die Tendenz bundesweit zu Wolfsangriffen steigt und dies kann man nicht mit Statistiken aus dem Straßenverkehr herunterspielen oder verglichen werden. Allein 140 UnfĂ€lle im Straßenverkehr waren durch den Wolf seit Beginn der Population in Deutschland zu verzeichnen.

Anpassungen an SiedlungsrÀume und Menschen

Und dass Wölfe nach Aussage von NABU sehr versteckt leben und Ă€ußerst selten fĂŒr den Menschen zu sehen sind ist ebenfalls unrichtig. Der „Odenwald-Wolf“ zeigte doch durch sein Verhalten, dass Wölfe die Scheu vor Menschen verloren haben und immer mehr in die SiedlungsnĂ€he kommen.

Alle gerissenen Weidetiere im Odenwaldkreis waren in unmittelbarer NĂ€he einer Wohnbebauung. Danach wurde z.B. der Wolf in Erbach Erlenbach (Lohberg) am 29.11.2017 um 18:17 Uhr (Abstand etwa 10 Meter) in der NĂ€he einer Schafsweide beobachtet die keine 50 Meter angrenzend zum einem Wohngebiet ist.

Um 22:30 Uhr schlenderte der Wolf ĂŒber den Penny-Markt Parkplatz im Stockheimer Ring in Erbach (Schafsweide im GrĂ€ĂŸig) bevor er dann nach Michelstadt marschierte. Am 27.12.2017 wurde morgens erneut eine frische Wolfsspur in Erlenbach am Ortsausgang im Wald gesichtet.

Das Trittbild war eindeutig auf den sogenannten SchnĂŒrgang zurĂŒckzufĂŒhren. Hinterpfote tritt in das Abbild der Vorderpfote. Das Trittbild war einwandfrei einem Wolf zuzuordnen. Das war kein Hund! Dieser Wolf wanderte dann Richtung Schwarzwald ab und verursachte dort weitere Risse an Nutztieren.

Population

Wölfe breiten sich seit dem Jahr 2000 wieder in Deutschland aus. Bundesweit werden nach NABU-Angaben in diesem Jahr 61 Rudel (+13 gegenĂŒber 2016) mit jeweils sieben bis zehn Tieren und 19 Paare beobachtet.

Dauerhaft niedergelassen haben sich Rudel in Brandenburg (24), Sachsen (18), Sachsen-Anhalt (11), Niedersachsen (11) und Mecklenburg-Vorpommern (4). In Bayern sind zwei Paare und in ThĂŒringen ein Einzeltier bekannt.

Insgesamt leben in Deutschland rund 700 Wölfe. Und der Wolf ist nicht vom Aussterben bedroht wie die aktuellen Zahlen in Europa und den angrenzenden östlichen LÀndern (35- 40.000 Wölfe) belegen.

Die Populationsdynamik und die AnpassungsfÀhigkeit des Canis lupus in den vergangenen Jahren 2000 - 2017 zeigt hier eine kontinuierliche Steigerung auf.

Aktuelle Zahlen aus den BundeslÀndern

Je weiter die Wölfe ins Landesinnere vordringen und je nĂ€her sie dabei den Menschen kommen, desto grĂ¶ĂŸer werden die Konflikte. Die BundeslĂ€nder haben seit der WolfsrĂŒckkehr 3.523 Risse von Nutztieren gezĂ€hlt. In der Mehrzahl handelte es sich dabei um Schafe.

Aber auch Ziegen, Damwild, Rinder, Pferde-Fohlen und sogar Alpakas fielen den Wölfe nach Angaben der LĂ€nder zum Opfer. Vor allem im Osten schlugen die Raubtiere zu: Brandenburg fĂŒhrt die Statistik mit 1.106 toten Tieren vor Sachsen (895) an.

Auf dem dritten Platz folgt bereits Niedersachsen mit aktuell 669 Rissen durch Wölfe, seitdem 2008 die ersten Wölfe in dem FlĂ€chenland nachgewiesen wurden. (Quelle OsnabrĂŒcker Zeitung vom 31.08.2017)

Geht es z.B. nach dem Bauernverband Niedersachsen, soll Schluss sein mit der Ausbreitung des Raubtiers. VerbandsgeneralsekretĂ€r Bernhard KrĂŒsken sieht die Zukunft der Weidetierhaltung in einigen Regionen Deutschlands gefĂ€hrdet. KrĂŒsken sagt:

>Die Weidehaltung darf nicht lĂ€nger einer falschen Romantik und der ungehemmten Verbreitung des Wolfes untergeordnet werden, genauso wenig wie das SicherheitsgefĂŒhl der Menschen in den lĂ€ndlichen RĂ€umen.< Er wirft NaturschĂŒtzern vor, die Wolfspopulation in Deutschland kleinzureden – ebenso wie die AnpassungsfĂ€higkeit des Tieres. (Quelle OsnabrĂŒcker Zeitung vom 31.08.2017)

Herdenschutzmaßnahmen wirkungslos

Wolfssichere ZĂ€une egal in welcher Höhe gibt es nicht wie die Beispiele von Goldenstedt in Niedersachsen (2015) oder Sachsen (2016) mit 29 Schafsrissen bei einem SchĂ€fer zeigen. Tierhalter berichten unterdessen immer hĂ€ufiger, dass die von den Behörden und NaturschutzverbĂ€nden empfohlenen Herdenschutzmaßnahmen wirkungslos seien.

So gibt es Video-Aufnahmen die zeigen, wie ein Wolf problemlos ĂŒber die ElektrozĂ€une springt. Selbst fĂŒr einen kleinen HĂŒtehund mit einem Stockmaß von 40 cm ist es kein Problem aus dem Stand ĂŒber einen Elektrozaun zu springen.

Schutz mit ElektrozÀunen und Kosten

Die geforderten Maßnahmen und Aussagen von Seiten des Hess. Ministeriums fĂŒr Umwelt, Energie, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Forsten zu einem aktiven Herdenschutz durch ElektrozĂ€une und den Einsatz von Herdenschutzhunden ist ein gut gemeinter Rat.

Dass dies nicht funktioniert zeigen zig Beispiele aus anderen BundeslÀndern. Eine Beweidung mit einem Weidezaun selbst mit einem Untergrabungsschutz ist unwirksam.

Einen wirksamen Schutz bieten nur feste StahlzĂ€une mit drei Meter Höhe und zwei Meter Untergrabungsschutz, die bei neuen Wolfsgehegen verbaut wurden. Das stelle man sich man bei uns in der Landschaft vor. Und wer soll die Maßnahmen bezahlen? Die SchĂ€fer?

Herdenschutzhunde

FĂŒr den Herdenschutz brauche man ĂŒbrigens Herdenschutzhunde und keine - wie beschrieben - HĂŒtehunde. Wo wollen wir die Tausenden von Herdenschutzhunde hernehmen, die wir brauchen. Diese Zucht dauert Jahre bis Jahrzehnte und dann sind nicht alle so wesensfest, dass sie zum Einsatz kommen können.

Dialog und Schnelle Eingreifgruppe Fehlanzeige

Zu der Aussage des NABU ĂŒber den angeblichen Dialog mit den SchĂ€fern sind die Mitglieder des SchĂ€fervereins verwundert. Ein Kommunikation mit dem Vorstand hat bis dato nicht stattgefunden und dann stellen sich die Mitglieder auch die Frage wie die sogenannte „Schnelle Eingreiftruppe“ erreicht werden kann und fragt sich ob es im Odenwald ĂŒberhaupt eine gibt und wo die ausgebildet wurde.

Der NABU hat sich seit der Diskussion um den Wolf von einer Zusammenarbeit mit dem SchÀferverein entfernt und nahm auch nicht mehr an Veranstaltungen des SchÀfervereins teil.

Fördermaßnahmen

Und die derzeit geltenden Fördermaßnahmen sind nur fĂŒr SchĂ€fer gedacht die extensiven geförderten FlĂ€chen und NaturschutzflĂ€chen beweiden. Die anderen SchĂ€fer in Hessen gehen vollkommen leer aus. Ganze rund 51 Euro sind bis dato in Odenwaldkreis geflossen.

Mal sehen ob sich das bei einer Novellierung der FördergrundsÀtze in Hessen und nach Eingabe der Resolution des Odenwaldkreises an die Landesregierung Àndert. Hier ist die Politik massiv gefordert.

SchÀden und Ausgleich

Bei einem Schafriss entsteht dem SchĂ€fer ein Wertverlust mit einigen hundert Euro ggf. aber auch weit mehr. Ohne die Folgeerlöse die der SchĂ€fer durch weitere LĂ€mmer etc. dann hĂ€tte. Über die weiteren Summen wollen wir gar nicht mal reden. Und wie schon der 1. Vorsitzender des OdenwĂ€lder SchĂ€fervereins Bernd Keller aussagte: „Wer den Wolf haben will, der soll auch dafĂŒr zahlen“.

Öko-System

Die Aussage des NABU >Der Wolf ist ein natĂŒrlicher Teil unseres Ökosystems und so sollte man seine positive Rolle in den natĂŒrlichen AblĂ€ufen nicht außer Acht lassen< gleichlautende Äußerungen entsprechen nicht der RealitĂ€t.

Welches Öko-System? Das derzeitige Öko-System ist in einem absolut desolaten Zustand und es wird sich dadurch nicht verbessern wenn liegengelassene Tierkadaver vom Wolf zum Nutzen weniger anderer Tierarten beitragen.

Und der Odenwald ist keine Naturlandschaft wie man vielfach kommunizierte. Der Odenwald ist eine Kulturlandschaft die in den letzten 150 Jahren (ohne Wolf) „kultiviert“, also bewirtschaftet wurde.

Und bei der ganzen Problematik dies sich hier offenbart (abgesehen von den PopulationsrĂŒckgĂ€ngen bei den Vogel- und Insekten- und anderen Tierarten wie der Feldhamster durch Pestizide und Insektizide und Lebensraumzerstörung) muss die Politik in Hessen und auch die NaturschutzverbĂ€nde nun mal Flagge zeigen und aufzeigen wie sie diese Problematik der sogenannten „Wolfs Willkommens Kultur“ in den Griff bekommen will und welche Ausgleichszahlungen an die SchĂ€fer und Weidetierhalter unbĂŒrokratisch gezahlt werden sollen.

Das derzeitige Meinungsbild der NaturschutzverbĂ€nde trĂ€gt nichts zum Thema RegionalitĂ€t, BioversitĂ€t, Tierwohl, Biologische Lebensmittel, Landschaftspflege und Naturschutz bei. Die Naturschutzorganisationen und die Politik haben es versĂ€umt ein durchdachtes Konzept fĂŒr das Thema Wolf in Deutschland zu erstellen und von vornherein festzulegen wieviel Wolf unsere Kulturlandschaft vertrĂ€gt.

Die Aussage „Willkommen Wolf“ sei da etwas zu wenig. Hinter den Themen Herdenschutz, Ökosystem, BiodiversitĂ€t, Tierwohl, RegionalitĂ€t, vom Aussterben bedrohte Haustierrassen und finanzielle Mittel fĂŒr die geschĂ€digten Tierhalter, deren Existenz teilweise davon abhĂ€ngt, steckt viel mehr als uns von den Verantwortlichen und den NaturschutzverbĂ€nden vorgemacht wird. Wenigstens stellen sich die OdenwĂ€lder Politiker hinter die Weidetierhalter mit einer Resolution vom Kreistag.

Werbung fĂŒr die Region Odenwald

Im Odenwaldkreis werden rund 5.000 Schafe gehalten die fĂŒr die Offenhaltung der Landschaft, fĂŒr die Landschaftspflege, Streuobstwiesen und im Naturschutz eingesetzt werden. Die Entgelte aus der Hess. Landesförderung fĂŒr diese Leistungen sind mehr als spĂ€rlich und deckt nicht mal die Unkosten.

Ohne den Verkauf der Lamm- und Schafprodukte können die SchĂ€fer gleich aufhören. Die Produkte sind regional und ĂŒber die Kreisgrenzen geliebt. Die OdenwĂ€lder SchĂ€fer sind ein AushĂ€ngeschild und ein Marketingbegriff fĂŒr die Region Odenwald (Lammwochen, Lammguck-Veranstaltungen, SchĂ€fertag u.v.m).

Und die OdenwĂ€lder SchĂ€fer Ă€chzen vor der ganzen EU-BĂŒrokratie und verbringen manchmal mehr Zeit am Schreibtisch als bei der Herde. Die meisten SchĂ€fer betreiben die Schafhaltung fĂŒr die Offenhaltung der Landschaft, fĂŒr die Landschaftspflege, Streuobstwiesen und im Naturschutz im Nebenerwerb!

Stimmen der Politik

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sagt zur Problematik folgendes: >Wir brauchen ein Wolfsmanagement, das bestandserhaltend ist, aber nicht zu wachsenden Konflikten fĂŒhrt. Der Wolf darf nicht pauschal als unantastbar betrachtet werden.

Dort, wo er in zu großer Zahl auftritt und der Schutz der NutztierbestĂ€nde vor dem Raubtier nicht möglich ist, brauchen wir eine Bestandsregulierung. Wir können nicht alle Deiche und die Alpen komplett einzĂ€unen.< (NTV 31. August 2017).

Und der abgewanderte Wolf der derzeit sein Unwesen im Schwarzwald treibt, wird vielleicht wieder in den Odenwald zurĂŒckkommen, bringt eine Wölfin mit und wir haben dann wie von den Naturschutzverbanden prognostiziert einige Wolfsrudel im Odenwald; ĂŒber die Folgen wollen wir nicht mehr schreiben.

Um es noch einmal klarzustellen: Wir sind nicht fĂŒr eine Ausrottung des Wolfes, aber fĂŒr einen begrenzten Bestand in dafĂŒr möglichen Regionen (z.B. Ă€hnlich den Parks in den USA) ist dafĂŒr aber Vorrausetzung.“

FĂŒr weitere Informationen steht Bernd Keller (1. Vorsitzender) unter der Tel.: 06061 71201 oder E-Mail: bernd.keller(at)odenwald-schaefer.de zur VerfĂŒgung.