LESERBRIEF: Demonstrieren gegen die AfD!?
Eine Wahlveranstaltung der AfD in Erbach am 26. September wurde von einer Gegendemonstration begleitet. Wenn man die AfD nicht für eine Alternative hält, halte ich diese Gegendemonstrationen allerdings für kontraproduktiv, so sehr ich das Engagement von „Odenwald gegen Rechts“ und ihre Akteure auch schätze.
Kurz zuvor, am 24.9.23, gab es eine Bürgermeisterstichwahl in Nordhausen (Thüringen). Man feierte, weil alle Parteien zusammen einen Parteilosen, dem ein Amtsenthebungsverfahren anhängt, bei 54 Prozent der abgegebenen Stimmen (und 59,3 Prozent Wahlbeteiligung, was ich für sehr hoch halte) zum Bürgermeister gewählt bekommen hatten, nur um den AfD Kandidaten zu verhindern.
Ich wünschte mir einen Pro-Argumente-Wahlkampf, ein glaubwürdiges Programm mit glaubwürdigen Kandidaten. Das erfordert eben politische Ideen und eben Glaubwürdigkeit. Unterschiedliche Auffassungen müssen wieder ertragen werden und nicht verteufelt.
Die AfD ist ja nicht die Ursache von Problemen sondern ein Symptom. Wenn wir nicht an die Ursachen gehen, und da geht es nicht primär um Migration, sondern Infrastruktur, Gesundheitssystem, Energieversorgung & Preisentwicklung, Wohnen und was sonst noch alles schief hängt in diesem Land, dann wird es immer komplizierter.
Diese Probleme müssen gelöst werden. Dann brauchen wir über die AfD auch nicht mehr diskutieren. Bevor man das alles nicht in den Griff bekommt ist es leider auch mühselig die AfD inhaltlich zu greifen bei deren neoliberalen Rentenideen und vielem mehr.
Das ist zwar ein Ansatz, dieser funktioniert langfristig aber nur, wenn man selbst Alternativen anbietet und vor allen Dingen, wenn man an der Regierung ist, diese auch umsetzt.
Nicht hilfreich finde ich deshalb, wenn man einfach nur schreit „die AfD ist böse“, „Brandmauer“, „klare Kante gegen Rechts“ und der AfD dadurch sowohl Aufmerksamkeit beschert, wie durch deren Ausgrenzung dort den Zusammenhalt und die Opfermentalität fördert.
Man kann sich dabei sammeln und sich selbst als "Die Guten" fühlen. Das geht, meiner Meinung nach, schlussendlich nach hinten los und es ist dann nur noch eine Frage der Zeit bis die AfD irgendwo die absolute Mehrheit einfährt. Dann kann man demonstrieren, gegen die AfD-Regierung, wenn man das dann noch darf.
Frank Schellenberger
64711 Erbach