Dorftreff Olfen: Ulrich Herrmann hat den Leuten auf's Maul geschaut
OLFEN. - Durch genaues Hinhören gelingt es dem aus Bad König kommenden Arzt Dr. med. Ulrich Herrmann den unterschiedlichen Wortgebrauch oder die Sprachmelodie eines Begriffs im Odenwälder Dialekt anschaulich darzustellen und zu erklären.
Dies bereitete den Gästen aus nah und fern beim jüngstern Dorftreff in Olfen wieder viel Vergnügen. Da Herrmann als Feuilletonist und Buchautor weithin bekannt ist, war es nicht verwunderlich, dass der Gastraum im „Spälterwald“ bis auf den letzten Platz besetzt war.
In anschaulichen Beispielen erklärte Herrmann die Odenwälderdialektformen und Sprachgrenzen, die oft in Ortschaften durch einen Bach-oder Flusslauf entstanden sind. Jedes Tal, jedes Dorf hat unterschiedliche Dialekte, die in den Kirchspielen und durch die Herrschaften geprägt wurden.
Großen Einfluss auf die Sprache im Odenwald hatte die Übernahme von Begriffen aus der französischen oder jiddischen Sprache, wie Herrmann gekonnt und wortreich vorführte. Ebenso flocht er alte Bräuche in seinen Ausführungen ein wie den Wiesenmarktpfennig beim Heidelbeerpflücken, das Geldbeutelwaschen, die Raunächte und vieles mehr.
Seine Ourewäller Dialektformen hat Herrmann in den Jahren seiner Tätigkeit als Arzt gehört, zusammengetragen und veröffentlicht. Sie sind ein Stück unwiederbringliches Kulturgut, auf das man sich in der schnelllebigen Zeit als Identitätsmerkmal besinnt.
Passend zum schwül-warmen Wetter zitierte er Ludwig Uhland: „Deutsche können alle Plagen - nur keinen Durst ertragen.“ Dazu kam in Dialekt: „Lieber mehr getrunken, als wenig gegessen.“
Auch aus dem Jahresbuch „gelurt“ und seinem Buch „Des und sell“ las Herrmann kurzweilige Geschichten, die bei allen Besuchern viel Anklang fanden und einen regen Gedankenaustausch veranlassten. Für seinen großartigen Vortrag erhielt er von Horst Schnur im Namen der Dorfgemeinschaft Olfen ein essbares Honorar aus der Hausmetzgerei.
Angeregt durch Hermanns Vortrag trugen Gerd Lode (Reichelsheim) Wilfried Wagner (Bad Wimpfen) ihrerseits spontan Gedichte und Mundartstücke bei und ernteten herzhaftes Lachen und Beifall aus dem Publikum.
Eingangs verabschiedete der Dorftreff die Güttersbacher Pfarrerin Julia Fricke und ihren Mann, die zu einer neuen Pfarrstelle an der Bergstraße wechseln.
Der nächste Dorftreff Olfen findet am letzten Dienstag im Monat Juni, 26. Juni, wieder um 14:30 Uhr im Gasthaus „Zum Spälterwald“ bei Kaffee und Kuchen oder einer Wurstplatte aus der Hausmetzgerei statt. Dann geht es um „Bingo“, wie das bekannte Spiel heißt.