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GRÜNE präsentieren Vorschläge für einen klimafreundlichen ÖPNV für alle im Odenwald

ODENWALDKREIS / MICHELSTADT. - Im Herbst hatte der Arbeitskreis Mobilität der Odenwälder GRÜNEN in einer breit angelegten Öffentlichkeitskampagne die Bevölkerung dazu aufgerufen, ihre Ideen und Vorschläge für den neuen Nahverkehrsplan (2025-2029) im Klimaforum Odenwaldkreis einzubringen.

Diese hat er nun in einem Arbeitspapier gebündelt und darin insgesamt 10 Maßnahmenbereiche zur Verbesserung des ÖPNV im Odenwald identifiziert:

1. Busanbindung zwischen Ortsteilen, Gemeindezentren und Einkaufsmöglichkeiten verbessern, Stadtbussysteme schaffen bzw. anpassen.

2. Neue Querverbindungen schaffen.

3. Verbindungen über die Landesgrenzen hinaus verbessern.

4. Expressbuslinien einrichten.

5. Busanbindungen besser auf die Odenwaldbahn sowie andere Bahn- und Buslinien abstimmen.

6. Garantiert Mobil bzw. Taxomobil-Angebot ausbauen.

7. Carsharing in Garantiert Mobil einbinden.

8. Autonomes Fahren und Künstliche Intelligenz nutzen.

9. Leerfahrten vermeiden.

10. Service verbessern und Infrastruktur pflegen.

Das Papier enthält im Anhang zu jedem Maßnahmenbereich eine Sammlung der eingegangenen konkreten Vorschläge. Die OREG hat inzwischen die formale Beteiligung der Bevölkerung zum Nahverkehrsplan begonnen.

Die Odenwälder GRÜNEN fordern OREG und Entscheidungsträger in Landkreis und Gemeinde auf, die durch den AK Mobilität bereits gesammelten Vorschläge in den kommenden Nahverkehrsplänen zu berücksichtigen und schrittweise umzusetzen.

„Wichtig wird dann sein, die Umsetzung auch zu überprüfen und bei Abweichungen Konsequenzen zu ziehen“, wird im vorliegenden Arbeitspapier weiter ausgeführt, denn, bis heute würden Vorgaben aus dem derzeit geltenden Nahverkehrsplan nicht ungesetzt.

„Es werden etwa vorgeschriebene Bedienungszeiten nicht in Fahrpläne überführt oder trotz entsprechender Regelungen keine barrierefreien Fahrzeuge eingesetzt.“

Des Weiteren fordern die GRÜNEN „Zielsetzungen zur Steigerung der Fahrgastzahlen und eine regelmäßige Überprüfung, ob diese Ziele erreicht werden“.

Klar sei, „dass die Umsetzung nicht von heute auf morgen erfolgen kann und dass die vorgeschlagen Maßnahmen Geld kosten werden“, heißt es im Arbeitspapier weiter.

„Dazu müssen von Bund und von der neuen Landesregierung die erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Auch wird Vieles davon abhängen, ob man Fachkräfte für den ÖPNV gewinnen und ausbilden kann.“

Sein Arbeitspapier hat der GRÜNE Arbeitskreis Mobilität, in Person seiner beiden Sprecher Lukas Minnich und Philipp Conrady, an OREG, Landrat und Bürgermeister übergeben und will dazu eine breite Diskussion anregen.

Auch weiterhin können im Klimaforum Odenwald Vorschläge zur Verbesserung des ÖPNV gesammelt werden: https://www.klimaforum-odenwald.de/t/anregungen-zur-verbesserung-des-oepnv-nahverkehrsplan-2025/115/2

Hier das Papier des GRÜNEN-Arbeitskreises Mobilität zum Nahverkehrsplan ab 2025:

Maßnahmen für einen klimafreundlichen ÖPNV für alle im Odenwald

Wenn man den Klimaschutz im Verkehrsbereich ernst nimmt, braucht es starke Alternativen zum eigenen Auto. So können außerdem auch mobilitätseingeschränkte Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen.

Dafür braucht es aber auch auf dem Land, auch im Odenwaldkreis, echte Angebotsverbesserungen. Der Kreis-Nahverkehrsplan für die Jahre 2025 bis 2029, der aktuell erstellt wird, bietet die Chance, dies auf den Weg zu bringen.

Ziel muss ein „ÖPNV für alle“ sein, der konsequent aus der Sicht der bisherigen und der potenziellen Nutzer*innen gedacht ist. Menschen, die heute schon viel den Öffentlichen Personennahverkehr nutzen, sollen diesen wieder als komfortabel und zuverlässig wahrnehmen.

Für viele andere muss er erst wieder beweisen, dass er eine echte Alternative zum Auto ist, auch für das Berufspendeln und andere Alltagswege.

Es gibt auch im ländlichen Raum gute Beispiele für einen guten ÖPNV und auch im Odenwaldkreis sind innovative Ansätze da, die man ausbauen und bekannter machen muss.

Der Arbeitskreis Mobilität ist ein Gremium der Grünen im Odenwaldkreis, in dem aber auch interessierte Nichtmitglieder mitwirken. Seit seiner Gründung im Jahr 2020 trifft er sich etwa sechs Mal im Jahr und arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Mobilität.

Er hat im Herbst 2023 zu Ideen aus der Bevölkerung zum kommenden Nahverkehrsplan aufgerufen. Über das Klimaforum Odenwald wurde eine Vielzahl von Vorschlägen eingebracht, für die wir den Autoren herzlich danken.

Die zahlreichen Ideen zeigen, dass in der Bevölkerung Interesse und Potenzial für eine vermehrte ÖPNV-Nutzung vorhanden ist. Die eingebrachten Vorschläge werfen zehn verschiedene Themenbereiche auf, die wir im Folgenden darstellen.

Im Anhang findet sich eine vollständige Auflistung der Vorschläge aus dem Klimaforum nach Themenbereichen:

1. Busanbindung zwischen Ortsteilen, Gemeindezentren und Einkaufsmöglichkeiten verbessern, Stadtbussysteme schaffen bzw. anpassen.

Dies können je nach Situation Stadtbuslinien mit kleinen Fahrzeugen sein oder flexible Rufbusse mit variablen Linienwegen. Wichtig sind häufige Fahrtmöglichkeiten auch in den Randzeiten und am Wochenende.

Ein grundsätzlicher Qualitätsstandard wie „Jedes Dorf, jede Stunde, ein Bus“, ähnlich dem geplanten Deutschlandtakt im Fernverkehr, hilft, den Menschen Vertrauen zu vermitteln, dass der ÖPNV verlässlich fährt.

2. Neue Querverbindungen schaffen.

Während die Bus- und Bahnverbindungen im Mümling- und Gersprenztal zumindest zu den Hauptverkehrszeiten ordentlich sind, fehlt es an Querverbindungen zwischen den Tälern.

Dabei geht es teils auch um Verlängerungen bestehender lokaler Linien. Teils hat es die vorgeschlagenen Verbindungen in der Vergangenheit schon gegeben.

3. Verbindungen nach Bayern und Baden-Württemberg verbessern.

Insbesondere wird Verbesserungsbedarf bei Verbindungen über die Landesgrenzen hinaus gesehen. Hier wird vorgeschlagen, durchgehende Verbindungen (wieder) einzurichten und die Taktung, z. B. abends und am Wochenende zu verbessern. Teils wurden hier in den letzten Jahren Fahrpläne ausgedünnt, dies muss rückgängig gemacht werden.

4. Expressbuslinien einrichten.

Zwischen den regionalen Zentren braucht es schnelle und komfortable Verbindungen, die auch in den Randzeiten fahren. Nur so bietet man auch Berufspendler eine Alternative zum Auto. Wo auf Hauptstrecken keine Züge fahren, müssen Busse eine ähnliche Qualität anbieten.

Daher sollen Expressbusse erprobt werden. Bestehende Hauptverbindungen müssen auf einen ähnlichen Standard verbessert werden, indem sie z. B. häufiger fahren oder zu den Bahnhöfen verlängert werden.

5. Busanbindungen besser auf Odenwaldbahn sowie andere bahn- und Buslinien abstimmen.

Nur wenn die Umsteigezeiten akzeptabel sind und die Busse bei Zugverspätungen mindestens fünf bis zehn Minuten warten, kommen kombinierte Wege mit Bus und Bahn für die Fahrgäste überhaupt in Frage.

6. Garantiert Mobil bzw. Taxomobil-Angebot ausbauen.

Das Angebot, per App neben Bus- und Bahnverbindungen auch Mitfahrmöglichkeiten und Taxifahrten zu buchen, ist innovativ und komfortabel. Um die Mitfahrtplattform neu zu beleben, braucht es eine Öffentlichkeitsinitiative. Taxomobil-Fahrten sollten auch von/in Nachbargemeinden und über die Grenzen des Odenwaldkreises hinaus möglich sein.

7. Carsharing in Garantiert Mobil einbinden.

Das bestehende Carsharing-Angebot in Michelstadt, Brensbach und Wald-Amorbach sollte ausgebaut werden, indem neben der Entega weitere Anbieter angefragt werden. Die Angebote sollten auch über die Garantiert Mobil-App buchbar sein bzw. als Fahrtoption angezeigt werden.

8. Autonomes Fahren und Künstliche Intelligenz nutzen

Es wird viel über neue Technologien gesprochen, die den ÖPNV bedarfsgerechtet, effizienter und langfristig auch günstiger machen könnten (weniger Personalbedarf). Diese Möglichkeiten sollten nicht nur als ferne Lösung aller Probleme propagiert werden.

Es braucht heute Modellprojekte zur Erprobung. Dafür ist aber auch flächendeckender schneller Mobilfunk nötig und Buchungen, z. B. von Rufbussen, müssen zuverlässig funktionieren.

Auch Konzepte, die z. B. Warentransport mit ÖPNV-Fahrten kombinieren, sind zu begrüßen. Gleichzeitig dürfen die Zukunftsaussichten nicht die Notwendigkeit verdecken, heute den vorhandenen ÖPNV konkret zu verbessern.

9. Leerfahrten vermeiden.

Wenn große Busse leer über die Dörfer fahren, ist der Nutzen für die Umwelt fragwürdig. Wenn das Angebot des ÖPNV insgesamt verbessert wird, wird grundsätzlich auch die Auslastung schwacher Linien steigen.

Trotzdem ist es auch kein Tabu, Linien auf kleinere Fahrzeuge oder Rufbus umzustellen, um Kosten zu sparen und so andernorts Verbesserungen zu umzusetzen.

10. Service verbessern und Infrastruktur pflegen.

Viele Bushaltestellen werden nicht gepflegt und die digitalen Anzeiger sind vielerorts seit Jahren defekt. Hier müssen die Kommunen und Anbieter stärker in die Pflicht genommen werden, damit sich Fahrgäste wertgeschätzt fühlen und gerne den ÖPNV nutzen.

Die Barrierefreiheit muss konsequent durchgesetzt werden. Es braucht eine einfaches und digitales System, in dem Fahrgäste Beschwerden und Verbesserungsvorschläge äußern können und dazu auch Rückmeldung erhalten.

Die Grünen im Odenwaldkreis fordern eine Berücksichtigung und schrittweise Umsetzung dieser Maßnahmen in den kommenden Nahverkehrsplänen. Wichtig wird dann sein, die Umsetzung auch zu überprüfen und bei Abweichungen Konsequenzen zu ziehen.

So werden bis heute Vorgaben aus dem geltenden NVP nicht umgesetzt. Es werden etwa vorgeschriebene Bedienungszeiten nicht in Fahrpläne umgesetzt oder trotz entsprechender Regelungen keine barrierefreien Fahrzeuge eingesetzt.

Auch fordern wir Zielsetzungen zur Steigerung der Fahrgastzahlen und eine regelmäßige Überprüfung, ob diese Ziele erreicht werden.

Klar ist, dass die Umsetzung nicht „von heute auf morgen“ erfolgen kann und dass die vorgeschlagenen Maßnahmen Geld kosten werden.

Dazu müssen von Bund und von der neuen Landesregierung die erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Auch wird Vieles davon abhängen, ob man Fachkräfte für den ÖPNV gewinnen und ausbilden kann.

Es wird an vielen Stellen Geduld brauchen, bis sich neue Angebote etablieren. Öffentlichkeitsarbeit muss daher immer mitgedacht werden.

Auch das war eine Kritik der Nutzer: Es wurden in den letzten Jahren Angebote wie Garantiert Mobil oder auch die Expressbuslinie X69 geschaffen, aber nicht ausreichend bekannt gemacht.

Die Vorschläge hat der AK heute an OREG, Landrat und Bürgermeister übergeben und will dazu eine breite Diskussion anregen.

Auch weiterhin können im Klimaforum Odenwald Vorschläge zur Verbesserung des ÖPNV gesammelt werden: https://www.klimaforum-odenwald.de/t/anregungen-zur-verbesserung-des-oepnv-nahverkehrsplan-2025/115/2