„Kunst-Reise“ 2016: Wo hinter den Werken auch eine persönliche Philosophie steckt
Künstlerinnen und Künstler aus dem Kreis Darmstadt-Dieburg zeigen ihre Arbeiten im Landratsamt in ErbachODENWALDKREIS. - Dass der Odenwald, was die bildende Kunst anbelangt, keineswegs Hinterland ist, wurde am 29. Juni bei der Eröffnung der Wechselausstellung „Kunst-Reise“ deutlich. Über die Altersgrenzen hinweg hatten sich viele Gäste im historischen Sitzungssaal der Kreisverwaltung eingefunden, um die diesmal aus dem Kreis Darmstadt-Dieburg kommenden Kunstschaffenden und deren Arbeiten kennen zu lernen.
Landrat Frank Matiaske brachte in seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied des Vereins Kultursommer Südhessen (KuSS) nicht nur seine Freude über die im fünften Jahr stattfindende Veranstaltung zum Ausdruck. Sein Anliegen war es auch, auf viele Ereignisse während des KuSS hinzuweisen, für die er sich einen starken Zuspruch aus der Bevölkerung erhofft.
Exemplarisch nannte er Theateraufführungen und Konzerte sowie Veranstaltungen, die längst einen festen Platz im Kalender der Region einnehmen; insbesondere auch die Tage der offenen Ateliers, die im laufenden Jahr zum Saisonschluss wieder zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger anlocken sollen.
Er bezog dies auch auf die Odenwälder Kunstschaffenden Helga Blohut-Hohmann, Eb Freuer, Edith Fuhr, Annette Volk, Sigrid Gärtner, Christina Gussmann-Ott, Heinz Helm-Karrock, Ingrid Bergdolt, Agathe Rollmann, Heidi Hoffmann, Inge Scholz-Stephan, Wolfgang Häder, Andreas Schmitt, Dorothee Schnarr, Sonja Wasser sowie Silke und Karlheinz Weimar, die ihre Bilder, Skulpturen, Objekte, Collagen und Fotografien bis Ende Juli im Foyer des Landratsamtes Darmstadt-Kranichstein ausstellen.
Auf die Laudatio der Roßdorfer Malerin Konnie Keller überleitend, merkte Matiaske an, die in Erbach bis zum 29. Juli zu sehenden Werke zeigten auf, dass dahinter stets auch eine „persönliche Philosophie steckt“. Keller sagte, ein „Wesensteil der Kunst“ liege darin, etwas Neues in die Welt zu bringen, einen neuen Blickwinkel von Bekanntem zu zeigen oder etwas nie Dagewesenes sichtbar zu machen. Dafür brauche der Künstler Inspiration und Unterstützung – für diese, durch den Kultursommer Südhessen gewährt – seien die neun Kunstschaffenden dankbar.
Bei Brigitte und Jonas Kim Rühl handelt es sich um Mutter und Sohn. Brigitte interessiert es, welche Spuren die Zeit mit Rissen und Schrunden oder Verfärbungen auf Holz hinterlassen hat. Auf diesem Untergrund bringe sie „ihre persönliche Gegenwart“ auf: Fotos, auf Leinen übertragen und mit verschiedenen Techniken weiter verarbeitet.
Sohn Jonas hat sich zwei konträren Arbeitsweisen zugewendet, nämlich der digitalen Malerei, die ihm die völlige Freiheit ermöglicht oder die Tuschezeichnung, bei der jeder Strich sitzen muss. Petra Köster zeigt Schmuck und Glasarbeiten.
Aus flüssigem Glas selbst gefertigte Perlen, mit Silber oder anderen Edelmetallen kombiniert, fallen ins Auge. Ehemann Uwe Köster ist in der Ausstellung in Erbach mit Skulpturen vertreten, die vor allem durch Umrisslinien definiert werden und neue Ein- und Durchblicke ermöglichen.
Vielseitig zeigen sich die künstlerischen Ausdrucksformen bei Christiane von Götz. Dazu ihre Kollegin Konnie Keller: „Ihre Bilder sind kraftvoll und sehr geerdet. In der Portrait-Malerei entwickelt sie eine unglaubliche Stärke“.
Ihr Sohn Jan Walter zeichnet und malt in starken Farben. Gabriele Jenny-Deußer zeichnte sich durch Experimentierfreudigkeit aus. Sie arbeitet mit den unterschiedlichsten Materialien wie Pappmaché, Ton und Papier auch in die Dreidimensionalität.
Die Laudatorin selbst sieht sich als Künstlerin, die gestalten möchte. Seit zehn Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit der Malerei. Dabei ist die Farbe ihr Schwerpunkt. Sie möchte mit ihren Bildern eine Ausstrahlung von Schönheit, Harmonie und Heiterkeit erzeugen.
Bei den Arbeiten von Eva Gfall Schrameck fallen die so gleichmäßigen transparenten wie kräftigen, leuchtenden Farben auf. Die intensive Farbkomposition ist es, die den Bildern ihren Charakter verleiht.
Die musikalische Begleitung zum vielfältigen Seh-Erlebnis lag in Händen des jungen Violinisten Marcel Janßen aus Michelstadt. Ihm gratulierte der Landrat zur bestandenen Aufnahmeprüfung für das Lehramt Schulmusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt.
Frank Matiaske hatte auch darauf aufmerksam gemacht, dass der Ausstellung im Rahmen der „Kunst-Reise“ ein Bild von Pasqualino Ponzi angegliedert ist: Der Darmstädter Künstler hatte sein Werk „Augen der Erde“ nach der Kunst-Reise 2014 dem Odenwaldkreis geschenkt.
Die Darmstadt-Dieburger Kunstschaffenden-Delegation dankte der für das Kulturmanagement des Odenwaldkreises verantwortlichen Ute Naas für die Vorbereitung und Organisation der aktuellen Schau mit einem Blumenstrauß und hatte auch für deren Kollegen Richard Berg aus dem Nachbarkreis ein Präsent parat.
Die „Kunst-Reise“-Exponate sind im Landratsamt in Erbach bis zum Freitag, 29. Juli 2016, während der Publikumszeiten zu besichtigen: Montags, dienstags, donnerstags und freitags von 08.00 bis 12.00 Uhr sowie donnerstags auch nachmittags von 14.00 Uhr bis 17.30 Uhr.
Mehr Informationen zur „Kunst-Reise“, zu den „Tagen der offenen Ateliers“ und das ganze Kultursommer-Programm gibt es unter www.kultursommer-suedhessen.de
Für Fragen und weiterführende Auskünfte stehen Ute Naas, Kulturmanagement des Odenwaldkreises, Telefon 056062 70-217, E-Mail u.naas(at)odenwaldkreis.de sowie Richard Berg vom Kulturamt des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 06151 881-1404, E-Mail kuss(at)ladadi.de zur Verfügung.