Claudia Borck drei Jahrzehnte im Pfarrdienst
SCHĂLLENBACH. - Im Pfarrhaus in Schöllenbach hört man nicht nur vom Turm der benachbarten Quellkirche, was die Stunde geschlagen hat. Da ist noch ein anderes GerĂ€usch: Pfarrerin Claudia Borck hat von ihrem Sohn zum Geburtstag eine Uhr geschenkt bekommen, die statt GongschlĂ€gen oder Kuckucksrufen zur vollen Stunde ein galoppierendes und wieherndes Pferd erklingen lĂ€sst.
Womit schon ein wichtiges Hobby, nein, eine Leidenschaft der Pfarrerin benannt ist: das Reiten.
FrĂŒher gab es in Schöllenbach tatsĂ€chlich ein Kirchenpferd. Weil das Kirchspiel groĂ ist und auch das kommunal zu Erbach zĂ€hlende Bullau mit dazugehört, war das Pferd das praktischste Fortbewegungsmittel fĂŒr den Ortsgeistlichen in ĂŒber weite Strecken unwegsamem GelĂ€nde.
Claudia Borck wird zwar bedauern, dass das Pferd nicht mehr zu Diensten ist, aber ansonsten fĂŒhlt sie sich sehr wohl hier, wo sie seit 15 Jahren wirkt â genau die HĂ€lfte der Zeit, die sie mittlerweile als Pfarrerin arbeitet, denn vor 30 Jahren, im Sommer 1990, war sie ordiniert worden.
Ihre ersten drei Berufsjahre verbrachte sie in MĂŒhlheim am Main und wechselte dann sehr bewusst in den Odenwald: âIch hatte meine halbe Jugend im Odenwald verbracht, meine Oma wohnte in GroĂ-Bieberauâ, erzĂ€hlt die 63-JĂ€hrige.
So kam es ihr zupass, dass die Stelle in Ober-Mossau damals neu zu besetzen war. Hier arbeitete sie sieben Jahre lang und wechselte im Jahr 2000 nach Beerfelden, wo sie als eine von drei Pfarrpersonen fĂŒr einen Teil der Stadt am Berge zustĂ€ndig war.
Als ihr Mann Dieter 2005 als Pfarrer in Schöllenbach-Bullau in den Ruhestand ging, ĂŒbernahm sie die Stelle und ist darĂŒber hinaus weiterhin evangelische Pfarrerin fĂŒr Hetzbach und Etzean. AuĂerdem kĂŒmmert sie sich um die Arbeit der Frauenhilfe und des Besuchsdienstes in der Beerfeldener Kirchengemeinde.
Im kommenden Jahr stehen Kirchenvorstandswahlen an. Die Pfarrerin freut sich, dass Kandidaten dafĂŒr bereits gefunden sind. Ohne Menschen, die sich engagieren, geht es nicht.
Was eine kĂŒnftig engere Zusammenarbeit der Gemeinden Schöllenbach-Bullau und Beerfelden angeht, fĂŒr die sie ja sozusagen auch als Person steht, sagt sie: âKooperation ist wichtig, aber immer auf Augenhöhe.â
Gerne hÀtte Claudia Borck im Erntedankgottesdienst Ende September auch ihre drei runden beziehungsweise halbrunden Jahreszahlen gefeiert: 30 Jahre Pfarrerin, 20 Jahre in Beerfelden, 15 Jahre in Schöllenbach-Bullau.
Das geht nun wegen der in diesem Jahr alles bestimmenden Corona-Pandemie nicht. Froh und dankbar ist sie aber natĂŒrlich auch so. Und auch wenn die Zeit manchmal zu galoppieren scheint, die versierte Reiterin hĂ€lt die ZĂŒgel souverĂ€n in der Hand.