Eine Arztpraxis fĂŒr Vielbrunn
Gemeinwohlorientierte, lĂ€nderĂŒbergreifende Gesundheitsversorgung im OdenwaldVIELBRUNN. - Ende vergangener Woche trafen sich auf Einladung der GRĂNEN Fraktion der MichelstĂ€dter Stadtverordnetenversammlung unterschiedliche Akteur*innen aus Politik und Gesundheitswesen, um ĂŒber das Thema gemeinwohlorientierte Gesundheitsversorgung zu sprechen.
Anlass des Treffens war der Hilferuf des Vielbrunner Ortsbeirates durch die Ortsvorsteherin Anna Allmann, der eine Nachfolge fĂŒr die in Rente gegangene HausĂ€rztin gesucht hatte.
In seiner Einleitung erklĂ€rte Viktor Gaub, Umsetzungsbegleiter der ILE Odenwald-Allianz, dass die medizinische Versorgung seit GrĂŒndung der ILE Top-Thema fĂŒr die acht Mitgliedskommunen ist.
Hierin sieht die BĂŒrgerschaft dringenden Handlungsbedarf in Anbetracht der Ă€rztlichen Altersstruktur und der schwierigen Nachfolgesuche im lĂ€ndlichen Raum, weshalb nach nachhaltigen Strukturen gesucht wurde.
Auch Dr. Martin Felger, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Diomedes GmbH unterstrich die Schwierigkeiten bei der Nachfolgesuche in seinen AusfĂŒhrungen. âDie Vorstellungen der jungen Ărzt*innen haben sich verĂ€ndert. Der Trend geht weg von selbstĂ€ndigen Praxen hin zu dem Wunsch nach AnstellungsverhĂ€ltnissenâ, erklĂ€rte Felger.
Auch der Wunsch nach weniger administrativer Arbeit, TeilzeitbeschÀftigung und mehr FlexibilitÀt fordere neue innovative Konzepte, gerade im lÀndlichen Raum. Eine Idee, diesen verÀnderten Vorstellungen gerecht zu werden, sei die Bildung von Genossenschaften als TrÀger von Hausarztpraxen.
In Baden-WĂŒrttemberg wurden seit 2019 unter Begleitung der DIOMEDES bereits sieben dieser genossenschaftlichen ZusammenschlĂŒsse realisiert. Im Herbst 2021 erfolgte in Amorbach die erste GenossenschaftsgrĂŒndung dieser Art Bayern.
âDie Zusammenarbeit von mehreren Kommunen, Ărzten und auch anderen Berufsgruppen verfolgt das Ziel, die hausĂ€rztliche Versorgung im lĂ€ndlichen Bereich gemeinwohlorientiert und wohnortnah zu sichernâ, erklĂ€rte Felger.
Durch Digitalisierung, neue Rollenkonzepte und enge Zusammenarbeit der Mitglieder, finde eine konsequente Entlastung der Ărzte statt. AuĂerdem könne flexibel auf VerĂ€nderungen reagiert und so eine durchgĂ€ngige medizinische Versorgung gesichert werden.
Der Anschluss an eine solche Genossenschaft könnte jetzt auch die Rettung der Versorgung in Vielbrunn sein. Die Genossenschaft âCampus GO eGâ, gegrĂŒndet von den acht Kommunen der ILE Odenwald-Allianz, der Stadt Michelstadt und vom Hausarzt Andreas Hickmann, könnte eine NebenbetriebsstĂ€tte im MichelstĂ€dter Ortsteil errichten.
âObwohl eine solche lĂ€nderĂŒbergreifende Versorgung einige bĂŒrokratische HĂŒrden mit sich bringt, ist sie möglich und umsetzbarâ, erklĂ€rte Kai WĂŒrtenberger, Vertreter der KassenĂ€rztlichen Vereinigung Hessen.
Im nĂ€chsten Schritt sei es wichtig, mit den in der Region ansĂ€ssigen Praxen verstĂ€rkt ins GesprĂ€ch zu kommen, um noch mehr Interessenten zu finden. DafĂŒr wĂ€re beispielsweise ein regelmĂ€Ăiges Treffen mit Ărzt*innen im Einzugsbereich von Vielbrunn ein guter Weg.
Frank Diefenbach, Mitglied der GRĂNEN-Landtagsfraktion in Wiesbaden, hĂ€lt dieses Projekt und den Genossenschaftsgedanken fĂŒr eine smarte und moderne Idee. Er wird hessische Fördermöglichkeiten abklĂ€ren.
Auch die Mitglieder der GRĂNEN-Bundestagsfraktion Philip KrĂ€mer und Kordula Schulz-Asche sehen in der Zusammenarbeit in einer Gesundheitsregion â auch ĂŒber Landesgrenzen hinweg, die groĂe Chance, hausĂ€rztliche Versorgung auch zukĂŒnftig wohnortnah zu organisieren.
âNicht zuletzt, da dieses Konzept starke Schnittstellen zum Koalitionsvertrag der Bundesregierung aufweistâ, erklĂ€rte Schulz-Asche.
FĂŒr die ausgebildete Krankenschwester ist eine gute und gemeinwohlorientierte Gesundheitsversorgung besonders im lĂ€ndlichen Raum eine Herzensangelegenheit.
Die GRĂNE Fraktion der MichelstĂ€dter Stadtverordnetenversammlung rund um den Fraktionsvorsitzenden Dr. Jonas Schönefeld freut sich sehr ĂŒber die gelungene und informative Veranstaltung und bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmenden, unter ihnen auch Michelstadts BĂŒrgermeister Dr. Tobias Robischon und der BĂŒrgermeister des Marktes Weilbach Robin Haseler.