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Odenwaldbahn-Initiative wertet Grünen-Brief an Minister Scheuer als einen „interessanten Beitrag“

„Darmstadt-Dieburger Handeln in eigenem Verantwortungsbereich fehlt bei Ahrnt und Wagner“

DARMSTADT-DIEBURG / ODENWALD. - Als einen interessanten Beitrag wertet die Odenwaldbahn-Initiative den Brief dreier Grünen- Politiker vom 14. Dezember 2020, die ein „Erbacher Handeln“ von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer einfordern bzgl. Elektrifizierung (siehe unten).

Zwar sei es richtig, sich auch an diesen zu wenden – die Initiative hat jüngst darauf hingewiesen (http://www.odenwaldbahn.de/201122-odw-pm-31-eltung.htm ). Doch sieht die Odenwaldbahn-Initiative besonders beim Darmstadt—Dieburger ÖPNV-Dezernenten Robert Ahrnt und der Bundestagsabgeordneten Daniela Wagner große Lücken zwischen Erklären und Handeln bzgl. Gersprenztalbahn, Odenwaldbahn und Main-Rhein-Bahn.

„Gegebene Versprechen wurden nicht eingelöst, die beiden letztgenannten Strecken liegen tagsüber im Fahrplanangebot unter dem der ländlichen Weschnitztalbahn im Kreis Bergstraße.“

Selbstverständlich wünsche die Odenwaldbahn-Initiative dem Schreiben Erfolg und eine Antwort. Bereits Mitte Oktober 2020 habe die Initiative an Ahrnt bzgl. Gersprenztalbahn geschrieben, doch liege ihr auch nach zwei Monaten noch keine Antwort vor.

„Der Brief fordert Ahrnt auf, als Dadina-Vorsitzender öffentlich ein Bekenntnis zur Trassensicherung abzugeben und der Stadt Groß-Bieberau die Grenzen der kommunalen Selbstverwaltung aufzuzeigen, wenn es um eine regional bedeutende Bahntrasse mit kreisgrenzenüberschreitender Perspektive geht.“

Einem Info-Abend Wagners im Jahr 2019 seien keine Taten gefolgt, „obwohl von Wagners Fraktion schon mehrfach gute Initiativen für bundeseigene Strecken ausgingen“.

Das Land Hessen hingegen habe 2018 die Stilllegung der (nicht-bundeseigenen) Gersprenztalbahn genehmigt, statt sie mit der Hessischen Landesbahn zu übernehmen und so eine Reaktivierung kostengünstiger zu ermöglichen.

Nicht eingelöst hätten der RMV und Ahrnt als RMV-Gesellschafter das Versprechen vom 31.08.2020 für Expressbusfahrten aus dem Gersprenztal nach Darmstadt. „Diese gibt es zum RMV-Fahrplanwechsel seit 13.12.2020 nicht.“ ( https://www.rmv.de/c/de/informationen-fuer-journalisten/presse/aktuelle-pressemitteilungen/31082020-rmv-und-dadina-pruefen-alternativen-zur-reaktivierung-der-gersprenztalbahn ) (https://www.dadina.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/2021/Fahrplaene/Regionalbuslinien/693_2021.pdf)

Als leeres Versprechen habe sich auch der lückenfreie Halbstundentakt Montag-Freitag auf der Main-Rhein-Bahn zwischen Aschaffenburg und Darmstadt aus der gleichen Mitteilung erwiesen. „Den hat der RMV nicht geliefert. Die Nicht-Lieferung blieb dann in der ohnehin lückenhaften RMV-/Dadina-Mitteilung zum Fahrplanwechsel unerwähnt.“ ( https://www.dadina.de/dadina-aktuell/verkehrsmeldungen/newsdetails-verkehrsmeldungen/fahrplanwechsel-2021/ )

Die Situation tagsüber

Montags bis freitags bekam die Odenwaldbahn nach zweijähriger Pause nur einen zusätzlichen Regionalexpress von Darmstadt Hbf nach Erbach.

Sowohl Odenwaldbahn als auch Main-Rhein-Bahn, die teils bzw. vollständig im regionalplanerischen „Ordnungsraum“ liegen, sind damit nach über einjähriger Amtszeit von Ahrnt und fast zehn Jahren grüner ÖPNV-Dezernenten tagsüber schlechter bedient als die ländliche Weschnitztalbahn im benachbarten Kreis Bergstraße.

„Diese wird Mo-Fr im lückenfreien Halbstundentakt befahren.“ (http://kursbuch.bahn.de/hafas/kbview.exe/dn/KB654_H_Taeglich_G25112020.pdf?filename=KB654_H_Taeglich_G25112020.pdf&orig=sS )

Der Brief an Minister Scheuer hat folgenden Wortlaut:

> Sehr geehrter Herr Minister Scheuer,

Ihr Klimaschutzprogramm 2030 steht unter dem Motto „Wir machen Bahnfahren besser und billiger“. Sie erklären, dass das Klimaschutzprogramm ein starkes Signal für die Bahn ist.

Wir erleben das größte Innovations- und Wachstumsprogramm in der 180jährigen Geschichte der Bahn. Neben großen Projekten in den Metropolen geht es auch um den Ausbau und die bessere Anbindung an und in den ländlichen Raum.

Mit dem überarbeiteten Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz wird der Ausbau von Bus und Bahn auch auf dem Land stärker gefördert.

Der Odenwald ist ein ländlicher Raum. Alle politischen Akteure sind hier gefragt, um attraktive Lösungen für die öffentliche Mobilität mit der Odenwaldbahn zu schaffen. Die Grünen Odenwaldkreis setzen sich seit langem für einen attraktiven und bezahlbaren ÖPNV ein.

Um den Odenwaldkreis noch stärker mit der Metropolregion Rhein-Main zu verbinden, wurden in der sog. „Erbacher Erklärung“ konkrete Maßnahmen vereinbart.

Mit diesen Maßnahmen übernehmen die Akteure in der Region Verantwortung für die Stärkung des Schienenverkehrs. Die großen Investitionen in den Ausbau der Strecke mit einigen Bahnhöfen sind jedoch ohne Engagement des Bundes nicht möglich.

Neben den Investitionen in Schiene und Fuhrpark befürworten wir aus ökologischer Sicht eine Teilelektrifizierung. Diese kommt ab 2030 in Betracht, dann erreichen die Fahrzeuge ihr Leistungsende.

Für die Odenwaldbahn könnte das eine Umstellung des Fuhrparks auf batteriebetriebene Fahrzeuge bedeuten. Ein entsprechendes Gutachten wurde durch die DB und den RMV mittlerweile fertig gestellt.

Die auf der Strecke vorhandenen Tunnelstrecken können nicht elektrifiziert werden, aber mit einer entsprechenden Fahrzeugwahl für 2030 könnte dieses Hindernis überwunden werden.

Die auf der Strecke vorhandenen Tunnelstrecken können nicht elektrifiziert werden, aber mit einer entsprechenden Fahrzeugwahl für 2030 könnte dieses Hindernis überwunden werden.

Leider wird die Elektrifizierung der Odenwaldbahn im Gutachten als nicht wirtschaftliche Maßnahme ausgewiesen. Vor dem Hintergrund der Verpflichtungen, die die Bundesrepublik durch internationale Klimaschutzabkommen übernommen hat, dürften aber die wenigsten wirksamen Maßnahmen zur Erreichung der vereinbarten Reduktion von CO2 unter aktuellen Rahmenbedingungen wirtschaftlich sein.

Bestes Beispiel hierfür ist die erhebliche Förderung von Elektroautos und Hybridfahrzeugen. Eine Elektrifizierung der Odenwaldbahn im Jahr 2030 erscheint heute noch ein fernes Datum.

Es sind jedoch schon heute grundlegende Entscheidungen erforderlich, um genug Zeit für Planung, Planfeststellung, Ausschreibung und Bau zu haben.

Nur mit einer Aufnahme der Elektrifizierung in die Investitionspläne des Bundes und der Bahn ist eine Bestellung für Elektrofahrzeuge für das Jahr 2030 rechtzeitig möglich.

Wir fordern Sie daher auf: Schreiben Sie sich die Elektrifizierung der Odenwaldbahn als Baustein einer klimafreundlichen Verkehrswende auf Ihre Fahne! Sorgen Sie dafür, dass aus Ihrem Verkehrsministerium die notwendigen Akzente für eine Elektromobilität im ländlichen Raum kommen.

Neben der Elektrifizierung können wir bereits deutlich vor 2030 Verbesserungen erzielen, indem wir den Ausbau der Stationen Oberzent Beerfelden-Hetzbach und Mühltal zu Kreuzungsbahnhöfen voranbringen.

Damit erhöhen wir die Taktung der Odenwaldbahn auf eine stündliche Verbindung. Ganz wichtig ist die Verlängerung der Bahnsteige für längere Züge und mehr Kapazität.

Wenn wir die Entwicklung der Odenwaldbahn fortschreiben, werden noch wesentlich mehr Menschen dieses umweltfreundliche Angebot nutzen. Wir bitten Sie daher auch um schnelle Umsetzung der Bahnsteigverlängerungen und Kreuzungsbahnhöfe.

Unser großes Anliegen ist es, aus der Erbacher Erklärung in ein „Erbacher Handeln“ zu kommen.

Der Wille vor Ort ist erkennbar. Für die Menschen im Odenwald ist jedoch jetzt das Signal des Bundes für ein gemeinsames Handeln erforderlich.

Wir freuen uns sehr über Ihre Unterstützung!

Daniela Wagner, Mitglied des Deutschen Bundestages;
Robert Ahrnt, Erster Kreisbeigeordneter Landkreis Darmstadt-Dieburg;
Petra Neubert, Sprecherin Bündnis 90/Grüne Odenwaldkreis, Landratskandidatin Odenwaldkreis 2021 <