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„Epilepsie aus der Tabuzone holen“

Landrat Frank Matiaske (links) vor einem Bild der Ausstellung „Epilepsie und Gesellschaft“ im Gespräch mit Birgit Löbig-Grosch, der Vorsitzenden des Vereins Epilepsie Selbsthilfe Odenwald, und Bernhard Brunst vom Diakonischen Werk Hochtaunus. Die Ausstellung im Landratsamt ist bis zum 23. November zu sehen. Foto: Stefan Toepfer/Kreisverwaltung

Ausstellung im Landratsamt lädt zu Auseinandersetzung mit Erkrankung ein

ODENWALDKREIS / ERBACH / MICHELSTADT. - Wer sich diese Bilder anschaut ahnt, wie bedrohlich ein epileptischer Anfall sein kann, wie einsam diese Erkrankung Menschen machen kann – und wie wichtig es ist, dass Betroffene nicht allein gelassen werden.

Zu sehen sind die eindrucksvollen Werke von Schülerinnen und Schülern des Bad Homburger Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums in der Ausstellung „Epilepsie und Gesellschaft“ im Landratsamt, die Landrat Frank Matiaske jüngst eröffnet hat.

Die Bilder waren im Jahr 2012 in zwei Kunst-Grundkursen entstanden. Unterstützt wurden die Schülerinnen und Schüler unter anderem von Bernhard Brunst, der in der Epilepsie-Beratungsstelle des Diakonischen Werks Hochtaunus arbeitet.

Dort ist die Epilepsie-Stiftung der Diakonie Hessen angesiedelt, der die Schüler ihre Werke übergeben haben, so dass sie bereits an vielen Orten gezeigt werden konnten.

Sie im Landratsamt auszustellen geht auf die Idee des Vereins Epilepsie Selbsthilfe Odenwald zurück. Anliegen des Vereins ist, die Erkrankung auch auf diese Weise „aus der Tabuzone zu holen“. Wer eine Epilepsie habe, verschweige sie häufig, isoliere sich selbst und werde ausgegrenzt.

Zudem sei die Öffentlichkeit völlig unzureichend über die verschiedenen Formen der Epilepsie informiert, die zu den häufigsten neuronalen Erkrankungen zähle. In Hessen sind rund 40.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene betroffen.

„Wir wünschen uns mehr Offenheit für dieses Thema“, sagte die Vereinsvorsitzende Birgit Löbig-Grosch bei der Vernissage. Gemeinsam mit Brunst sprach sie sich für mehr Epilepsie-Beratungsstellen in Hessen aus. Derzeit gibt es vier. „Wir brauchen noch eine in Süd- und eine in Nordhessen“, sagte Brunst. Dafür trete die Diakonie Hessen ein.

Landrat Matiaske würdigte die Arbeit der Selbsthilfegruppe als „wichtigen Beitrag zur Begleitung der von Epilepsie Betroffenen“. Er wünsche sich, dass sich mit Hilfe der Ausstellung mehr Bürgerinnen und Bürger mit Epilepsie befassten. Die Krankheit könne tief in das Leben von Menschen eingreifen. Umso wichtiger sei es, sie zu unterstützen.

Besucher der Ausstellung können sich anhand vieler Faltblätter über die Erkrankung und deren Folgen informieren. Außerdem lädt die Selbsthilfegruppe für Freitag, 9. November, zu einer Veranstaltung ein, in der es vor allem um Angebote der beruflichen Unterstützung für Betroffene geht. Der Informationsabend findet im AWO-Mehrgenerationenhaus in Michelstadt, Kellereibergstraße 4, statt und beginnt um 19 Uhr.

Für die musikalische Umrahmung der Vernissage dankte Matiaske Sibel Demmel und ihren Töchtern Silia und Irene. Die Ausstellung „Epilepsie und Gesellschaft“ wird bis einschließlich Freitag, 23. November, im Landratsamt zu den regulären Öffnungszeiten (montags, dienstags und freitags von 8 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 17:30 Uhr) zu sehen sein.

Darüber hinaus können Termine mit Ute Naas vom Kulturmanagement des Odenwaldkreises, Telefon 06061 70-217 bzw. E-Mail: u.naas(at)odenwaldkreis.de vereinbart werden. Informationen zur Ausstellung und über die Arbeit der Selbsthilfegruppe gibt es unter www.epilepsie-selbsthilfe-odenwald.jimdo.com.