Dank an Bürger, die mithelfen, dass unsere Stadt ein bisschen besser und schöner wird
Neujahrsempfang der Stadt Oberzent: Viele Bürger gestalten fernab der Politik im ersten gemeinsamen Jahr die Highlights in der Kommune + + + „Nur gemeinsam kann es gelingen unsere Stadt voran zu bringen“OBERZENT. - „Die Verantwortungsträger sind die ersten wichtigen Schritte gegangen, aber es liegt noch eine große Wegstrecke vor uns“, skizzierte Kreisbeigeordneter Dr. Michael Reuter beim Neujahrsempfang der Stadt Oberzent das erste gemeinsame Jahr der neuen Kommune.
„Neid müssen wir uns noch erarbeiten“
„Alle Zeichen standen und stehen positiv, die Fusion war gut und richtig“, befand Reuter und erinnerte: „In der ersten Phase wurden wir belächelt, in der zweiten Phase bestaunt.“ Allzu große Euphorie schränkte er allerdings ein: „Den Neid müssen wir uns noch erarbeiten.“
Diese Richtung zeigte auch Christian Kehrer auf: „Wir müssen alle gemeinsam an einem Strang ziehen“, appellierte der Bürgermeister an den Gemeinschaftsgeist der Bürgerschaft aus den ehemals vier selbständigen Kommunen.
Das erste gemeinsame Jahr nach dem Zusammenschluss der Stadt Beerfelden mit den Gemeinden Hesseneck, Rothenberg und Sensbachtal sei ein ereignisreiches Jahr gewesen, „mit all seinen Höhen und Tiefen, und es ist wie im Flug vergangen“, sagte Kehrer.
Lob fĂĽr ehrenamtliches Engagement
In seinem RĂĽckblick lobte der BĂĽrgermeister vor allem das ehrenamtliche Engagement der BĂĽrger, insbesondere das der Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren sowie weiteren Hilfsorganisationen.
In Sachen Klimawandel seien weiterhin alle aufgefordert „Zeichen zu setzen“. Die Frage sei nur: „Um welchen Preis?“
Die aktuellen Maßnahmen seien nach seiner Auffassung nicht zielführend und etwas planlos. „Eine Energiewende, bei der zuletzt nur Spekulation und Gier in den Vordergrund gestellt werden, kann so nicht helfen.“
„Unsere Vereine unterstützen“
„Tue Gutes und rede darüber“. Unter dieses Motto stellte Kehrer das Engagement der 125 Vereine im Stadtgebiet, „die eine hervorragende Arbeit leisten“.
Daher sei es ebenso wichtig wie selbstverständlich, „dass wir als Stadt unsere Vereine unterstützen“. Diese Unterstützung solle noch in diesem Jahr mit einer Vereinsförder-Richtlinie auf den Weg gebracht werden.
Der wichtige Faktor Wirtschaft erfahre in der neuen Stadt Oberzent Unterstützung durch einen vom Odenwaldkreis über dessen Tochter Odenwald-Regional-Gesellschaft mbH (OREG) zur Verfügung gestellten Wirtschaftsförderer, während sich die Stadtverwaltung um Kooperationspartner bemühe.
Denn es könne schließlich nicht sein, dass „jährlich nur der Gewerbesteuerbescheid an die Unternehmen geht, das muss mehr sein“, befand Christian Kehrer.
„Viele tolle Dinge“ nannte der Bürgermeister „mit der Pflege der Traditionen und nannte das Beispiel des Gasthofs „Spälterwald“ im Stadtteil Olfen,der im vergangenen Jahr sein 125-jähriges Bestehen feierte, oder den mit einer Staatsmedaille für Rinderzucht ausgezeichneten Weidemilchbetrieb Zimmermann in Beerfelden.
„Innovation, Kreativität und Engagement werden gebraucht“
Darunter fielen weitere Highlights mit der Schreinerei Bellut, deren Inhaber Moritz Schumacher einen GrĂĽnderwettbewerb gewann, und Schreinermeister Daniel Pracht, der mit dem> German Design Award 2019 in Gold< ebenso eine innovative Duftmarke setzte, wie Studenten, die Ideen zur Wiederbelebung der Burg Freienstein im Stadtteil Gammelsbach entwickelten.
„Genau das ist es, was wir in unserer Stadt brauchen: Innovation, Kreativität und Engagement“, forderte Kehrer zu weiteren Aktivitäten analog der aufgezeigten Schwerpunkte auf.
Große Erfolge nannte der Rathauschef auch mit der erstmals durchgeführten Gewerbeausstellung „Expo“ zum Beerfeldener Pferdemarkt 2018. Diese wie auch der Markt selbst seien als Highlights im Jahresgeschehen der Stadt zu registrieren.
„Müssen uns unterhalten, wie es weitergeht“
Die 2014 auf den Weg gebrachte Sicherung der ärztlichen Versorgung in der Oberzent basiere auf dem damals erkannten „Marktversagen“, weil die Arzttätigkeit im ländlichen Raum „einfach nicht mehr attraktiv“ sei.
Dank sagte Kehrer in diesem Zusammenhang dem Mediziner Bernhard Wagner, der sich als hoch motovierter neuer Arzt in die gesundheitliche Versorgung in der Oberzent einbringe. In Kooperation mit dem Universitätsklinikum Heidelberg ist hier gar eine akademische Lehrpraxis entstanden, die jungen Medizinern die Arbeit einer ländlichen Hausarztpraxis näher bringt.
„Das ist jetzt aber noch nicht alles“, denn das Gesundheitsversorgungszentrum im Hause Breimer am Stadtausgang von Beerfelden sei schließlich nur ein Provisorium. „Wir müssen uns jetzt unterhalten, wie es weitergeht.“
Um die Übergangslösung einer bestandsfähigen Zukunftslösung zuzuführen, müsse im Stadtparlament „und bei allen, die Interesse haben, da mitzumachen, Wege aufgezeigt werden, wie wir das alles voranbringen“.
„Wir haben viele Baustellen, und werden auch noch viele weitere Baustellen haben“
Die Finanzen sollen im September im Rahmen einer Klausurtagung des Stadtparlaments besprochen werden. „Wir haben viele Baustellen in unserer Stadt, und wir werden auch noch viele weitere Baustellen haben“, blickte Kehrer in die nahe Zukunft.
Resignierend sei dabei oft das Bürgerverhalten. Hier würden zwar alle Mängel angezeigt und um deren Behebung ersucht, zum Zeitpunkt der Beseitigung derer aber die damit verbundenen Unannehmlichkeiten durch unabdingbare Einschränkungen kritisiert.
„Egal was wir machen, bei der Durchführung von Baumaßnahmen gibt’s Ärger.“ Kehrer appellierte an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger bei solchen Maßnahmen.
„Arbeit macht zu großen Teilen Spaß“
In seiner knapp siebenmonatigen Tätigkeit als Bürgermeister habe er „viele Bürger kennengelernt, die sich uneigennützig in den Dienst der Gemeinschaft einbringen, und dazu beitragen, dass unsere Stadt Tag für Tag ein bisschen besser und ein bisschen schöner wird“.
Die Arbeit des Bürgermeisters sei sehr interessant, abwechslungsreich, spannend und „macht zu großen Teilen Spaß, aber manchmal auch sehr zeitintensiv und stressig“, befand Kehrer. Dies sei im ersten Jahr nach der Fusion nachvollziehbar. Auch wenn „unsere Ressourcen begrenzt sind“ bestehe das Bemühen „allem gerecht zu werden“.
„Große Chancen im Gebiet zwischen den beiden Metropolregionen“
„Wir leben mitten in der Natur“, umgeben von 70 Prozent Wald bezogen auf die Stadtfläche, Grundstückspreise und Gewerbeflächen seien „erschwinglich günstig“ im Vergleich zu anderen Kommunen in der Nachbarschaft.
„Wir haben große Chancen im Gebiet zwischen den beiden Metropolregionen Rhein-Main und Rhein-Neckar“, sieht der Bürgermeister deutliches Entwicklungspotenzial, auch wenn es bis zu einem Autobahnanschluss einer Stunde Fahrzeit bedürfe.
Dies sei „heute fast gar nicht's mehr“, denn auch um aus Frankfurt heraus zu kommen sei fast der gleiche Zeitfaktor in Kauf zu nehmen. Vor diesem Hintergrund sei „eine Stunde doch nicht so lang“.
„Vieles muss besser werden“
„Sie und ich wissen, dass noch vieles besser werden muss“, skizzierte Kehrer den Ist-Zustand und forderte dazu auf „gemeinsam daran zu arbeiten“. Die Stadt alleine könne das nicht schaffen, „nur gemeinsam, wenn wir alle an einem Strang ziehen, kann es gelingen unsere Stadt voran zu bringen“.
Vieles werde auch schlecht gemacht „und von Anfang an tot geredet“. Ihm bereite Sorge, sagte der Bürgermeister, wie der manchmal gegebene „Desinformationsfluss in den sozialen Medien ohne Hemmungen und ohne Verstand“ kursiere.
„Geist des progressiven Miteinander ist in politischen Gremien angekommen“
Stadtverordnetenvorsteher Claus Weyrauch übernahm den Part „die nächsten 1250 Jahre Oberzent“ darzustellen, wie er augenzwinkernd anmerkte. Seine Glückwünsche richteten sich an „alle Geburtshelfer der jetzt einjährigen Stadt“.
Der erste Bürger der Stadt dankte insbesondere den mehr als 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, „die der Fusion zugestimmt haben“. Auch wenn die mitgebrachten Geschenke zum einjährigen Geburtstag der neuen Kommune wesentlich kleiner ausgefallen seien als vor einem Jahr, sei die Fusion der richtige Schritt in die richtige Richtung gewesen.
„Der Geist des progressiven Miteinander ist in den politischen Gremien angekommen“, sagte Weyrauch. Landflucht und demografischer Wandel lägen wie ein Damoklesschwert über Regionen wie dem Odenwald. „Jeder Trend hat seinen Gegentrend“, habe der Zukunftsforscher Matthias Horx anlässlich eines Vortrags im Odenwald aufgezeigt.
„Es braucht lokale Visionäre und wunderbare Spinner“
Dies träfe allerdings nur dort zu, wo die besten Lebensbedingungen vorherrschen. „Es braucht lokale Visionäre und wunderbare Spinner“, zitierte Weyrauch den Zukunftsforscher und er habe sich auf den Weg gemacht solche Leute zu suchen.
Den Neujahrsempfang in der mit rund 330 Gästen nicht ganz besetzten >Alten Turnhalle< in Beerfelden umrahmten eine Handpuppengruppe des Seniorenheims Bergfrieden aus Etzean, die A-cappella-Gruppe >4ier< und das Improvisationstheater >Subito!< aus Wiesbaden, ehe sich die Besucher bei Laugengebäck und nicht durchgängig heimischen Getränken zum Smalltalk zusammenfanden.