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Erste Hilfe für einen Mauersegler

Nun ist er wieder im Himmel, für immer, der kleine Mauersegler aus Bad König. Foto: Oliver Guthier

BAD KÖNIG. - Auch solche Geschichten gibt es: Im Hof vor dem Haus der Kirche des Evangelischen Dekanats Odenwald in Bad König fanden Jugendliche dieser Tage einen offenbar verletzten und flugunfähigen Mauersegler am Boden.

Da sich die Jungs nicht anders zu helfen wussten, klingelten sie im Dekanat und stießen dort mit dem Tier, das alle zunächst für eine Schwalbe hielten, auf Mitleid und große Hilfsbereitschaft: Sekretärin Claudia Weyrauch und Verwaltungskraft Dunja Kurz nahmen sich des gefiederten Patienten an.

Glücklicherweise kam gerade Dekanatsjugendreferent Oliver Guthier hinzu, der auch ausgebildeter Natur- und Wildnispädagoge ist und sich zudem ehrenamtlich für Natur, Ökologie und Umweltschutz engagiert.

Der Tierfreund wusste einiges über diese Vögel, und vor allem kannte er die Mauerseglerklinik: In Frankfurt gibt es eine auf diese Vogelart spezialisierte Auffang- und Betreuungsstation.

Oliver Guthier machte sich direkt auf den Weg dorthin und brachte den gefiederten Freund zu den Fachleuten, die sich umgehend um das Tierchen, dem sie die Nummer 100 gaben, kümmerten.

Mauersegler sind erstaunliche Tiere, sie verbringen einen Großteil ihres Lebens in der Luft, schlafen sogar im Gleitflug. Ihre Lebensart ist so bemerkenswert, dass beispielsweise der Brite Charles Foster dieser Vogelart ein eigenes Buch gewidmet hat: „Der Ruf des Sommers: Das erstaunliche Leben der Mauersegler.“

Leider nahm die Geschichte um den namenlosen Vogel aus dem Odenwald keinen guten Ausgang: „Der Findling bekam zunächst starke Schmerzmittel, es gab noch einige leckere kleine Grillen, die er gerne genommen hat und er kuschelte mit einem Artgenossen, bevor wir ihn dann sanft eingeschläfert haben“, so zwei Tage später die Nachricht aus der Mauerseglerklinik in Frankfurt.

Wie Untersuchungen ergeben hatten, musste der Vogel „mit voller Kraft und großer Geschwindigkeit an ein Hindernis geprallt sein. Dabei hat es den Knochen, der das Brustbein mit dem Schultergelenk verbindet, abgesprengt.“

Dies sei eine Verletzung, die man nicht heilen könne. Zwar versteife sich das Gelenk nach einiger Zeit, aber ein Mauersegler könne damit niemals mehr fliegen.

In Gefangenschaft aber seien diese Vögel nicht zu halten, sie seien „für das Fliegen, für die Freiheit geschaffen“. Sie zu einem Leben in einer Box zu verurteilen, wäre grausam und sei auch verboten, so die Rückmeldung weiter.

Und schließlich heißt es: „Auch, wenn dies ein trauriges Ende für die Rettungsaktion ist, so danken wir doch im Namen des Mauerseglers, dass sich die Schüler für ihn gebückt und ihn aufgenommen haben und dass er in die Mauerseglerklinik gebracht wurde – sein Schicksal wäre sonst der Tod am Boden gewesen.

Er wäre verhungert und verdurstet oder ein Beutegreifer hätte ihn malträtiert. So musste er nicht leiden und konnte noch einmal die Nähe eines anderen Mauerseglers genießen.“