Monochrome Bilder, zerbrechlich wirkende Objekte
Christiane Conrad und Doris Kaiser zeigen ihre Arbeiten in der Galerie KautschMICHELSTADT. - Bis 26. September werden in der Galerie Kautsch an der Mauerstraße 11 Arbeiten der Malerin Christiane Conrad und Plastiken von Doris Kaiser zu sehen sein.
Coronabedingt fand diesmal zwar keine Vernissage statt, doch in Anwesenheit von Christiane Conrad nutzten übers Wochenende doch interessierte Besucher die Möglichkeit, sich mit den Objekten auseinanderzusetzen.
Die Berliner Christiane Conrad, geboren 1949 in Gießen, studierte von 1984 bis 1990 an der Hoch-schule der Künste in Berlin bei Walter Stöhrer Malerei und beendete das Studium als Meisterschü-lerin. Seither beschäftigt sie sich mit der monochromen Malerei.
Sie geht von der konkreten Anschauung aus, abstrahiert aus dem Beobachteten jedoch bestimmte, signifikante Farbwerte, für die sie malerische Entsprechungen sucht.
Zumeist findet sie jene Farben, die sie ansprechen, in der Natur. Sie hält ihre Eindrücke in Ölpastellzeichnungen fest, die im Atelier als Anregungen dienen, um mit dem Material Ölfarbe durch Mischung von bis zu zehn verschiedenen Farbtönen einen speziellen Farbwert zu erzeugen. Die Suche nach immer neuen Farbnuancen geriet ihr dabei zur Passion.
Die von ihr individuell gemischte, zugleich zarte und satte Farbe wird in mehreren Schichten auf die Leinwand aufgebracht. Mit sanftem Druck zieht sie die schmiegsame Ölfarbe mit dem Spachtel in der Senkrechten.
Zwischen den Spachtelzügen aufgeworfene feine Farbgrate erzeugen ein flaches Relief, in dem sich das einfallende Licht fängt.
Darüber hinaus haben die monochromen, quadratischen Flächen auf Leinwand keine kompositorische Struktur; ohne Schwerpunktsetzung bleiben farbige Fläche und Farbmaterie präsent.
Die Bilder wirken wie die Erinnerungsspuren vorausgegangener visueller Erlebnisse. Die cremige Konsistenz der Farbmasse verhindert Lichtreflexe auf der Ober-fläche, so dass die zart nuancierten farbigen Zwischentöne im Auge des Betrachters voll zur Wirkung gelangen können.
Die 1958 in Trier geborene Doris Kaiser hat an der Fachhochschule Niederrhein studiert und ist seit 1988 als Bildhauerin tätig. Ihre plastischen Arbeiten, ihre Wand- und Bodenobjekte treten sehr zurückhaltend, fast möchte man sagen bescheiden auf.
Zart, zerbrechlich, schon durch eine leichte Berührung veränderbar, führen sie einen Dialog, sowohl mit sich selbst, als auch mit dem Raum und dem Betrachter, einen Dialog, der durch laute Töne nur gestört würde.
Sensibilität ist also gefordert gegenüber diesen Werken. Sie besetzen keine Positionen, verdrängen trotz ihrer Dreidimensionalität keinen Raum, stiften keine vordergründige Inhaltlichkeit.
Sie liefern stattdessen Erfahrungsangebote, Erlebnismöglichkeiten, die der Rezipient im Umgang mit den Objekten zu realisieren hat. Er soll weniger an, als mit den Plastiken Erfahrungen machen.
Sie leben nicht für sich, sie existieren vielmehr in zeitlich gegrenzten Dialogsituationen, sind wortwörtlich “relativ“, offen für zuweilen recht spannungsreiche innere und äußere Bezüge.
Die heterogenen Materialien, die verschiedenartigen Formen und unterschiedlichen Farben, könnten auch anders zueinander finden, sie erproben noch ihre Bezüge, mögen in anderen Situationen schon ganz anders aussehen.
Wichtig ist für die Künstlerin nicht das „so-und-nicht-anders“, sondern die Wandelbarkeit, das flexible Reagieren der einzelnen plastischen Elemente, sowohl untereinander als auch in Bezug auf den Raum.
Boden und Wände werden so in die fragilen Konstellationen einbezogen, ohne dass diese allerdings, als Installationen, ihre Selbstbezüglichkeit aufgeben würden.
Das macht schließlich den Reiz und zweifelsohne die Qualität von Doris Kaisers Wand- und Bodenobjekten aus.
Die Öffnungszeiten der Galerie sind mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags von 12 bis 16 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter 06061-12361.