Vom Grashalm zum nachhaltigen Kunststoff-Produkt
Kommunales Job-Center besucht innovatives Unternehmen in BrensbachODENWALDKREIS / BRENSBACH. - Man könnte fast sagen, dass Mitarbeitenden des Kommunalen Job-Centers (KJC) Odenwaldkreis bei einer Betriebsbesichtigung kürzlich gezeigt wurde, wie aus Stroh Gold gesponnen wird – zumindest im übertragenen Sinne.
In Wirklichkeit ging es um Weidegras, aus dem in einem speziellen Verarbeitungsprozess Kunststoffe, Dünger und Ökostrom hergestellt werden. Ein innovatives und weltweit einzigartiges Verfahren, welches die Biowert Industrie GmbH anwendet.
Geschäftsführer Jens Meyer zu Drewer erklärte den Gästen vom KJC und der InA gGmbH die Produktionsabläufe und sprach mit ihnen über Anforderungen an potenzielle Mitarbeitende.
In der Bioraffinerie in Brensbach wird Weidegras von regionalen Landwirten in Biogas-Silos mithilfe von Bakterien vergärt. Anschließend werden die Zellulosefasern aus dem Gras herausgewaschen.
Die gewonnenen Fasern können dann zu verschiedenen Materialien weiterverarbeitet werden, unter anderem zu einem speziellen Kunststoffgranulat, das im Ergebnis bis zu 75 Prozent Gras enthält.
Dieses Granulat wird zum Beispiel zur Herstellung von Produkten im Spritzguss- oder auch im Extrusionsverfahren wie Kleiderbügel, Unterputzdosen, Sonnenbrillen oder Terrassenprofile verwendet. Ein Verfahren, bei dem der Nachhaltigkeitsgedanke an erster Stelle steht.
Denn nicht nur das Endprodukt punktet durch Umweltfreundlichkeit. Das Besondere ist, im gesamten Verarbeitungsprozesse entstehen Produkte, die dem Wirtschaftskreislauf unmittelbar wieder zugeführt werden. So wird das bei der Gärung entstehende Biogas als Energiequelle im Unternehmen genutzt.
Das übriggebliebene Gärprodukt verwenden die Landwirte der Region zum Düngen der Äcker. „Wir wollen unsere Rohstoffe in einem Kreislaufverfahren möglichst vollständig verwerten, so, dass wir keinerlei Abwässer und Abfälle erzeugen und nur ein Minimum an Ressourcen verbrauchen“, erklärte Geschäftsführer Meyer zu Drewer den Gästen aus Erbach.
Erst 2021 wurde in eine neue Anlage investiert, die Produktionsfläche um 500 Quadratmeter erweitert und damit die Produktionskapazität vervierfacht. Aktuell sind 13 Mitarbeitende im Unternehmen tätig und der Bedarf könnte weiter steigen.
Vor allem ab dem Frühjahr, wenn es mit der Grasernte wieder losgeht und im Zweischichtsystem gearbeitet wird. Die Produktionsmitarbeitenden haben meist eine abgeschlossene technische Ausbildung, denn technisches Verständnis und handwerkliches Geschick sind für die Arbeit an den Produktionsanlagen wichtig.
Das diese Fachkräfte nicht immer leicht zu finden sind, wissen auch die Mitarbeitenden des Kommunalen Job-Centers. Gerade gut ausgebildete Arbeitsuchende aus den Bereichen Industrie- oder Anlagenmechanik, Schlosserei oder Landmaschinenmechanik sind aktuell sehr begehrt.
Bei der Suche nach solchen Mitarbeitenden kommen Unternehmen immer öfter auf den Arbeitgeberservice des Kommunalen Job-Centers zu. Zusammen mit den Vermittlungscoachs wird im Kundenstamm des KJC nach passenden Personen gesucht.
Informationen aus den Betriebsbesuchen helfen dabei, die Arbeitsuchenden aus dem Rechtskreis des SGB II noch zielgerichteter in langfristige Arbeitsverhältnisse zu vermitteln.
Denn durch die Betriebsbesichtigungen bekommen die Teilnehmenden aus Erbach ein noch besseres Gespür dafür, welche Philosophie ein Unternehmen verfolgt und durch welche Maßnahmen sie einen möglichen Bewerber für eine erfolgreiche Vermittlung schon im Vorfeld unterstützen können.
Solche Maßnahmen können gezielte Weiterbildungen sein, die Realisierung von Praktika oder in einzelnen Fällen auch die Finanzierung von beispielsweise Stapler- oder anderen speziellen Führerscheinen. Deshalb freuen sich die Mitarbeitenden des KJC bereits auf den nächsten Betriebsbesuch und darauf, mit regionalen Betrieben ins Gespräch zu kommen.
Unternehmen, die Arbeitskräfte suchen oder sich dem Kommunalen Job-Center bei einer Betriebsbesichtigung präsentieren möchten, können sich gern bei Frank Wedekind vom Arbeitgeberservice unter Telefon 06062 70 1426 oder per E-Mail an arbeitgeberservice(at)odenwaldkreis.de melden.