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In eigener Sache: Die Aufgaben des Journalismus

ODENWALDKREIS. - Es gibt Medien und Printprodukte, die ihre Aufgabe in peinlicher Hofberichterstattung sehen, die kritische Betrachtungen ausblenden, ihre Anzeigenkunden hofieren und den Leser vor unangenehmen Tatsachen im täglichen Lebens beschützen.

Wir zählen uns nicht zu diesen traurigen Erscheinungen, was gelegentlich den einen oder anderen Leser unserer Berichte verstört, weil er es von der täglichen lokalen Printlektüre anders gewohnt ist.

Wir erkennen unsere Pflicht aber darin, für unsere Leser das zu schreiben, was geschehen ist, oder auch was nicht geschehen ist. Und wir sehen an den Reaktionen, dass diese Art der Berichterstattung gewünscht wird, auch wenn es gelegentlich an der einen oder anderen Stelle weh tut.

Unweigerlich kommen wir an dieser Stelle auf das Thema Zivilcourage zu sprechen, eine Charaktereigenschaft, die in bestimmten Landkreisen zur Seltenheit geworden ist. Gibt es doch immer Gründe, den Kopf einzuziehen statt einmal den Mund aufzumachen, die eigene Friedhofsruhe wird einer möglicherweise kontroversen Diskussion vorgezogen, sollen doch andere den Unmut der falsch Handelnden auf sich ziehen, der früher so genannte Ohnemichel sieht entspannt zu.

So geschieht es dann, dass korrekt arbeitende Redaktionen viele Hinweise aus einer Reihe von Gremien über Unstimmigkeiten bis hin zur Korruption bekommen, aber monate- oder sogar jahrelang nicht darüber berichten können, weil die Tippgeber sich zwar an der Realität stören, aber nicht aus der Deckung kommen wollen. Dann fehlen den Journalisten oft die letzten harten Beweise für die aufgestellten Behauptungen, und sie können nicht darüber berichten.

Auch hier ist ein gewaltiger Mangel an Zivilcourage in zumeist politischen Gremien zu beklagen, die Feigheit siegt vor der Offenheit. Oder man befürchtet Einbußen bei Vergünstigungen. Da sieht man dann doch lieber in die tägliche Lokalzeitung, dort sind Enthüllungen unsauberer Machenschaften nicht zu befürchten.

P.S. Ein Leser beklagte kürzlich, ihm fehlten bei Berichten über unkorrektes Handeln Hinweise oder Vorschläge, wie man es besser machen könne. Lieber Leser, es ist nicht die Aufgabe der Presse, alles besser zu wissen als Ärzte, Rechtsanwälte Architekten und Lehrer. Aber es ist die journalistische Aufgabe, Lügen und Korruption als das zu bezeichnen, was sie sind.