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Zum Wohle der Natur

Mit dem traditionellen Scherenschnitt geben Förster Burkhardt Klose vom städtischen Grünflächenmanagement, Ideengeber Ulrich Demuth, Bürgermeister Dr. Tobias Robischon, Sven Meyer vom Imkerverein Erbach-Michelstadt sowie die amtierende Odenwälder Honig-Königin Lea Schell (von links) den Bienen-Lehrpfad zur Erkundung frei. Foto: Ernst Schmerker

Bienen-Lehrpfad lädt zum Wandern im Gräsig ein

MICHELSTADT. - Ohne Bienen wäre ein Leben kaum vorstellbar. Die Nektarsauger bringen die Natur zum Blühen, sorgen für Früchte, sind fleißig wie eben die „Michelstädter Bie“, die ihrem Wappentier zuliebe jeweils in der Pfingstwoche den Bienenmarkt ausrichten.

Und zur Veranstaltungsvielfalt gab es kurz vor Festende einen weiteren Grund zum Feiern.

Am Samstag erfolgte die Übergabe eines in seiner Art einmaligen Multimedia Bienen-Erlebnispfades rund um die Streuobstwiesen des Gräsig in die Obhut von Stadt und Lions Club. Den Anstoß für diese Attraktion gab Lions-Präsident Ulrich Demuth, nebenbei seit zwei Jahren Imker aus Leidenschaft.

Als er mit seinem Hobby begann und sich auf den Ertrag von seinen zehn Bienenvölkern freute, rieb er sich verwundert die Augen: Die Honigschleuder blieb trocken.

Das Klima im Odenwald verhinderte 2021 nicht nur fast komplett die Honigproduktion, sondern förderte die Vermehrung der Varroamilbe, dem Hauptschädling der Bienen.

Ulrich Demuth setzte sich aufs Fahrrad, fuhr durch die Schweiz, Frankreich, Italien, Slowenien, Österreich und stellte überall das gleiche Problem fest. Und weil ihm die Bedeutung der Bestäubung durch Bienen und Wildbienen bewusst war, beschoss er etwas dagegen zu tun.

Mit den Mitstreitern Dr. Adrian van de Römer, ebenfalls Imker und Biologieforscher, dem Grafiker Gunter Fuchs, des Naturschutzbundes und anderer Unterstützer konnte der Erlebnispfad entstehen. Er führt vom Parkplatz am Friedhof an der Imkerschule vorbei hoch zum Wald.

Vom wurzeligen Philosophenweg geht der Blick auf die neu angellegten herrlichen Gräsig-Streuobstwiesen, in denen unterschiedliche Tafeln nebst einer besonderen didaktischen Bildsprache ihren Standort gefunden haben.

Einzigartig bisher in Deutschland ist der Multimedia-Charakter: Auf den fünfzehn Tafeln sind QR -Codes angebracht, und mit jeder Kamera eines Smartphones laufen auf Knopfdruck themenbezogene Kurzfilme.

Egal ob Wildbienen, oder ein Imker bei der Arbeit … es krabbelt und kribbelt beim Ansehen der Filme, zum Beispiel wenn sich die Bienen im Winter zur Kugel um die Königin zusammenrotten.

Alle Filme entstanden ohne Schnitt und größere Planung, sind spontane Szenen direkt aus dem Leben der Bienen, selbst ein Kurzfilm über die Entstehung des Lehrpfades ist dabei.

Wer die knapp drei Kilometer in weniger als einer Stunde erwandert, dem wird der Unterschied zwischen monotoner Ackerkultur, Säen statt Mähen, Blütenmischungen statt Schotter, Bienenhotels statt Rollrasen, Bienenhege statt Chemiepflege vor Augen geführt.

Weil Ulrich Demuths Lehrpfad-Idee auch bei den Stadtverantwortlichen von Anfang an auf guten Boden fiel, hatten sich zur kleinen Eröffnungsfeier an der Blühwiese beim Friedhof nahe der Weggabelung mit Bürgermeister Dr. Tobias Robischon, Kommunal- und Naturschutzvertretern vorwiegend Mitglieder des Lions Club eingefunden.

Sie alle waren angetan von der durch den Bienen-Lehrpfad erfolgten Aufwertung des Wiesengeländes mit seinem kalkhaltigen Untergrund, den ganz spezielle Pflanzenarten lieben.

Bienen erfreuen sich dort an dem besonders auffällig blühenden Wiesensalbei, doch auch an den Blüten von Klappertopf, Hauhechel, Bocksbart und der Skabiosenflockenblume.

Und ganz im Zeichen der Cittaslow-Idee gab´s zum guten Schluss für alle Anwesenden von Stadtrat Maximilian Promny noch Samentütchen der Rathausmischung, deren blühende Pflanzen besonders reichlich Nektar bilden.