Erkenntnis aus Mega-Strampeltour: „Sähen statt Mähen“
Ulrich Demuth sorgt sich um Bienen und andere InsektenERBACH. - Beruflich ist der in Dorf Erbach lebende Diplom-Ingenieur Ulrich Demuth mit Patenten und Design unterwegs. Privat aber liegt ihm die Bewahrung der Schöpfung am Herzen.
Als Bienenzüchter und seit drei Jahren im Michelstädter Imkervereins aktiv, ist ihm das Wohlergeben des kleinen Flügelsaugers ein besonderes Anliegen.
Diesem Anspruch widmete er seinem diesjährigen Sommerurlaub und unternahm auf dem Sattel seines gelb-schwarzen E-Bikes eine fünfwöchige Reise um die Alpen.
Dreitausend Kilometer und 20.000 Höhenmeter hat er hierbei geschafft und mit Imkern aus fünf Ländern über die aktuelle Bienensituation gesprochen.
Nach seinen Feststellungen fiel in diesem Jahr in Deutschland je nach örtlicher Lage die Honigernte teilweise bis zu einhundert Prozent aus. Die Monate März und April seien so kühl gewesen, dass unter 16 Grad Celsius die Blüten keinen Nektar gebildet hätten.
Die anschließende Warmphase mit Wind hätten dann die Blüten ausgetrocknet. Die Vermutung, dass in Norditalien, Österreich, Frankreich, Slowenien oder in der Schweiz die Lage wesentlich besser aussehe, habe sich nicht bestätigt.
Selbst im wärmer vermuteten Norditalien habe die Ertragsquote bestenfalls fünfundzwanzig Prozent betragen. Das Temperaturfeld für Nektar sei halt sehr eng. Bei vielen Imkern würde der Honigverkauf zwar die Materialkosten decken, nicht aber die Sommerfütterung mit Sirup und der Ausstattung für den Winter.
Ulrich Demuth bedauert, dass Insekten vielfach noch immer als lästig empfunden wer-den. Viele Pflanzen hätten ihre speziellen Bestäuber, so wie Tomaten nur durch die Hummeln mit ihrer Körpermasse und ruppigen Art bestäubt werden können.
Die Honigbiene überlebe aktuell nur durch die Betreuung der Imker. Dies liegt an der Varoa-Milbe, die leider eine jährliche Behandlung mit Ameisensäure erforderlich macht.
Da das Nahrungsangebot schrumpft, die intensive Landwirtschaft sich immer noch ausweitet, seien auch die Wildbienen und andere Insekten bedroht. Blühstreifen an Äckern und eine andere Gartengestaltung seien dringend notwendig.
Statt heimischen Rasen akkurat kahl zu mähen, sollten lieber wilde Blumen blühen. Die Stadt Michelstadt sei in dieser Hinsicht ein wirkliches Vorbild, zumal in der Tourist-Information für den „Hausgebrauch“ auch die Blühsaaten-Mischung angeboten werde.
Auch wenn eine Fläche erst einmal nicht gemäht werde und „unordentlich“ aussehe, sei der Anblick von Schmetterlingen und Bienen einige Wochen später eine herrliche Belohnung.
Bienen- und Naturfreund Demuth jedenfalls meint es ernst, überlässt die Hälfte seines Gartens wilden Blühmischungen und rundet den Erlös aus der vergangenen Honigernte auf fünfhundert Euro für das dem Lions-Rotary Projekt Lupanga in Tansania auf.
Nicht um Insekten oder Honigbienen geht es hierbei, sondern um die Verbesserung der Lebensbedingungen für Menschen in diesem afrikanischen Land.