Ein guter Anfang
Seit 1. April im Dienst: Martin Stenzel ist der neue Pfarrer in Kleestadt und RichenODENWALD. - Die Kirchen in Kleestadt und Richen haben es Martin Stenzel sofort angetan. An diesem Vormittag erstrahlen Altarraum und Fresken der mehr als 500 Jahre alten KleestĂ€dter Kirche in der FrĂŒhlingssonne.
Eine so groĂe und alte Kirche in einem so kleinen Dorf: âDas ist eine Aussageâ, findet der neue Pfarrer. âIn Richen und Kleestadt war Kirche immer wichtig.â
Die KleestĂ€dter Kirche atme Geschichte, die Richener Kirche heiĂe einen durch ihre âwarme und behagliche AtmosphĂ€reâ willkommen.
Die Kirchen, die Friedhöfe, viel hat Martin Stenzel von seinen neuen Gemeinden noch nicht kennengelernt. Ein paar Mal war er joggen oder ist mit dem Fahrrad durch den Ort gefahren. Noch stehen die HĂ€user namenlos am StraĂenrand.
AllmĂ€hlich werden sie sich fĂŒr ihn mit Menschen und Geschichten fĂŒllen â hier hat jemand geheiratet, dort hat er Kind getauft, wieder woanders ist jemand gestorben â, dann werden die HĂ€user zu ihm sprechen. âEs ist ein Irrtum unserer Zeit zu glauben, man könnte es beschleunigenâ, sagt Martin Stenzel.
âCorona ist ein Spielverderberâ
Mitte MÀrz ist die sechsköpfige Familie von Oberhessen nach Kleestadt umgezogen. Die Kinder, zwei MÀdchen und zwei Jungen im Alter von 11, 10, 8 und 5, gehen in Schule und Kindergarten. Die Kisten im Pfarrhaus sind ausgepackt.
Die ersten Termine hat Martin Stenzel wahrgenommen, obwohl er Urlaub hatte und noch nicht im Dienst war. Der hat am 1. April begonnen. Ein Neuanfang an Ostern. âEin guter Anfangâ, sagt der Pfarrer.
FĂŒr die Kirchengemeinden Kleestadt und Richen ist damit die halbjĂ€hrige Vakanz nach dem Weggang von Pfarrerin Christine Heuser beendet. Mitten in der Corona-Pandemie mit all ihren KontaktbeschrĂ€nkungen an einem neuen Ort anzukommen, sei eine Herausforderung.
Wie mache ich mich bekannt? Wie lerne ich die Menschen kennen? âCorona ist ein Spielverderber.â Martin Stenzel geht es gelassen an. Wenn das Kennenlernen ein halbes Jahr lĂ€nger dauert â auch nicht schlimm. âIch habe ja nicht vor, nĂ€chstes Jahr wieder zu gehen.â
Lernender â Findender â Entdecker
Die Stelle in Kleestadt und Richen ist die dritte Gemeindepfarrstelle des 51-JĂ€hrigen. Er kommt aus den Kirchengemeinden Dauernheim und Blofeld, davor war er in Raunheim. Sein Vikariat, also die praktische Ausbildung fĂŒr den Pfarrberuf, hat er in Dreieich gemacht.
Martin Stenzel hat in Marburg, Mainz und Frankfurt Theologie studiert und auĂerdem ein Magisterstudium in Geschichte, Musik und Politik absolviert. GebĂŒrtig stammt er aus Bad Homburg, ist ein Pfarrerskind.
Der Grund fĂŒr den Wechsel: Seine alte Pfarrstelle wurde auf halb gekĂŒrzt. Bei einem Umzug sollte es Richtung Darmstadt gehen, wo seine Frau arbeitet.
Die Ausschreibung fĂŒr Kleestadt und Richen habe ihm gefallen. âMan kommt immer von auĂen rein, insofern ist man Lernender, Findender und Entdecker.â Er freue sich darauf, an der Entwicklung mitzuarbeiten.
AuthentizitĂ€t und Inhalt, GlaubwĂŒrdigkeit und Transparenz sind ihm wichtig. Der Glaube ist fĂŒr ihn keine Privatsache. âGlaube bleibt nie bei einem selbst stehen, sondern ist darauf angelegt, dass er sich Ă€uĂert.â Aber: âGlaube lebt immer auch vom Zweifel und dem Widerspruch â nur so kann man mit den Menschen umgehen.â
Er versuche eine BrĂŒcke zu schlagen, dass man auch von auĂen was mit kirchlichen Themen anfangen kann, eine DurchlĂ€ssigkeit herzustellen. âDie Relevanz von Kirche entscheidet sich an Randbereichen.â
Eine persönliche Vorstellung per Video-Clip findet sich auf dem Youtube-Kanal der Evangelischen Kirchengemeinden Kleestadt und Richen.