Heftiger Gegenwind für geplanten Windpark durch gut 300 Demonstranten
Massiver Protest aus dem gesamten Odenwald gegen den geplanten weiteren Windpark mit 13 Rotoren auf dem Höhenzug zwischen Rothenberg und BeerfeldenODENWALD / ROTHENBERG. - Es war ein starker Auftritt der jungen Rothenberger Bürgerinitiative >proNatur< mit Unterstützung aus vielen Teilen des Odenwaldes.
„Sogar Vertreter aus Breuberg, dem Gersprenztal, Siedelsbrunn und Vielbrunn waren angereist“, berichtet ein Teilnehmer der Demonstration am gestrigen Donnerstagabend, 23. Januar, in Rothenberg.
Trotz empfindlicher Kälte waren an der Turnhalle in Rothenberg gut 300 Menschen aller Altersschichten mit Transparenten, Trommeln, Trillerpfeifen und Warnwesten zusammengekommen, um sich lautstark gegen den geplanten weiteren Windpark enormen Ausmaßes in der Region zu stemmen.
Mittlerweile hängen auch an vielen Häusern in Rothenberg Transparente mit „Nein“ zu den geplanten 13 Windrädern auf dem Höhenzug zwischen Rothenberg und Beerfelden.
Irmgard Neuer, Sprecherin der erst vor sechs Tagen gegründeten Bürgerinitiative >proNatur<, begrüßte die große Menschenansammlung über Megaphon.
Vera Krug (Siedelsbrunn) ermahnte die Mitstreiter „nicht locker zu lassen, und alle Zeitgenossen über die negativen Auswirkungen durch die Industriealisierung der Natur aufzuklären“.
Die Wälder seien die größten CO2-Speicher, und sie und ihre Mitstreiter der Bürgerinitiative >Gegenwind< Siedelsbrunn hätten erleben müssen, dass sie als Kriminelle betitelt wurden, weil sie sich für die Belange von Mensch und Natur eingesetzt hatten.
„Keine Naturzerstörung hat jemals positive Auswirkungen auf das Klima“, konstatierte Vera Krug.
Der frühere Odenwälder Landrat Horst Schnur erklärte den „Ernst der Lage in Rothenberg“, und erntete mit den bekannten Argumenten immer wieder Applaus und Trommelwirbel.
Es dürfe kein Verpächter auf Kosten der Mitbürger deren Lebensqualität durch Windindustrieanlagen zerstören. Denn genau das würde passieren, wenn hier 13 weitere riesige Rotoren ohne wirklichen Nutzen für das Klima aufgestellt würden, sagte Schnur.
Danach setzte sich der Zug in Bewegung und ging über die Landwehrstraße ins Dorf hinab. Bei mehreren Stopps und Kundgebungen wurden immer wieder Stimmen aus der Bevölkerung laut, die Angst vor einer Spaltung der Ortsbevölkerung skizzierten, wenn „Geldgier der Verpächter die Vernunft besiegt“.
Doch wer wolle dann noch in Rothenberg wohnen, „wenn mega-große Windindustrieanlagen das Dorf überschatten, und der Infraschall die Menschen krank macht“?
Bevor sich der Demonstrationszug am Ortsmittelpunkt auflöste, waren sich „alle einig, dass die Zerstörung der Natur weder im Odenwald, noch in irgendeinem anderen Wald durch Windindustrieanlagen erlaubt werden darf“.
Die Bürger versicherten, sie würden das nicht einfach hinnehmen und seien bereit, sich für den Schutz von Mensch und Tier sowie den Erhalt der Natur einzusetzen.
„Das war ein starker Anfang und hat mit Sicherheit sowohl viele Bürger als auch Waldbesitzer und insbesondere die Projektierer nachdenklich gemacht.
Sie hatten offenbar das Problem gespürt und ihre gepante Abendveranstaltung in der >Frischen Quelle< mit dem Ziel der Pachtvertragsabschlüsse kurzfristig abgesagt“, vermutete ein Teilnehmer den Grund für die Kehrtwende der Projektierer, die nach Augenzeugenberichten die Veranstaltung aus der Dunkelheit heraus beobachtet haben sollen.
„Wir müssen hellwach bleiben, denn die heutige gelungene Veranstaltung bedeutet nicht, dass die Projektierer nicht dennoch alles versuchen werden, um doch noch Pachtverträge auf der Höhe im Wald zu erhalten“, warnte Horst Schnur vor vorzeitigem Siegesgefühl.
Aus Berlin war Ruth Bender vom >Wall Street Journal< extra angereist, um über die Demo zu berichten.
Sie übernachtete im örtlichen „Hirschen“ und hat vor Ort mit mehreren Protagonisten gesprochen.
Auch der Südwestrundfunk (SWR) hatte ein Kamerateam zur Berichterstattung nach Rothenberg entsandt.