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Seit 2020 ist die Georg-Ackermann-Schule (GAS) im Breuberger ...

... Stadtteil Rai-Breitenbach offizielles Mitglied der Fairtrade-Schulgemeinde ...

...und darf das Siegel der Fairtrade-Schulen tragen. Fotos:Pressedienst GAS

Podiumsdiskussion an der Fairtrade-Schule Georg Ackermann in Rai-Breitenbach rund um die Ausstellung „Nix anzuziehen?! Unserer Kleidung und unserem Konsumverhalten auf der Spur“

RAI-BREITENBACH / ODENWALDKREIS. - Die Georg-Ackermann-Schule (GAS) im Breuberger Stadtteil Rai-Breitenbach ist seit 2020 offizielles Mitglied der Fairtrade-Schulgemeinde und darf das Siegel der Fairtrade-Schulen tragen.

In der Schule wird dazu derzeit die Ausstellung „Nix anzuziehen?! Unserer Kleidung und unserem Konsumverhalten auf der Spur.“ gezeigt und in den Unterricht eingebunden. In Deutschland werden pro Jahr im Schnitt 800 Euro pro Person für Kleidung und Schuhe ausgegeben.

Sind die Kleidungsstücke nicht mehr gut genug, landen sie häufig im Container. So werden pro Jahr zurzeit etwa 750 Millionen Tonnen Textilien entsorgt.

Viel Kleidung bedeutet aber auch immer größere Umweltbelastungen und in sehr vielen Fällen schlimme Arbeitsbedingungen dort, wo sie hergestellt sind. Die Ausstellung geht neben den Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie auch auf unser Lieblingsmaterial Baumwolle ein.

Es wird gezeigt, welche Auswirkungen dieser nachwachsende Rohstoff auf die Umwelt hat und wie viele tausend Kilometer ein Kleidungsstück von der Faser bis zum Fertigprodukt gereist ist, bevor es in den Händen der Verbraucher/-innen landet. Es werden aber auch Alternativen vorgestellt, die zeigen, dass es möglich ist, Kleidung zu konsumieren, die umweltverträglich und kreativ sein kann, ohne andere Menschen auszubeuten.

Schulleiterin Natalie Bristoyannis, die gemeinsam mit den Jugendwerkstätten Odenwald e.V. zu einer Podiumsdiskussion zur Thematik der Ausstellung eingeladen hatte, betonte in ihrer Eröffnungsrede: „Bereits seit einigen Jahren arbeitet die GAS daran, die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung an der Schule zu verankern.

Ein sehr engagiertes Fairtrade-Schulteam >Gemeinsam-Alles-Fair-Trade-Shoppen< mit Schüler/-innen, Lehrer/-innen und Eltern wurde gegründet und Aktivitäten besprochen.

Das Thema Fairer Handel wird im Unterricht behandelt, Aktionen, Ausstellungen und Schulfeste rund um den fairen Handel werden in Zusammenarbeit mit dem Eine-Welt-Laden in Groß-Umstadt durchgeführt. Auf diese gemeinsame Anstrengung und den gemeinsamen Erfolg sind wir stolz.“

Daniel Serra da Silva, Leiter der Jugendwerkstätten des Odenwalds e.V., der die Podiumsdiskussion moderierte, stellte fest: „Durch den Kolonialismus ist die weltweite Verknüpfung der gesamten Menschheit untereinander überhaupt erst entstanden.

Die Europäer drangen in alle Regionen der Erde vor, um zu herrschen, um auszubeuten und zu stehlen. Der Hunger der industrialisierten Kolonialmächte nach Rohstoffen war unersättlich, der menschliche Preis enorm.

Im Gegensatz dazu soll fairer Handel eine Handelspartnerschaft sein, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt, Menschenrechte, Umwelt und Klima schützt.“

Gunther Fuchs vom Beratungsnetzwerk Hessen - Regionalstelle Süd stellte die Triebkräfte und die Auswirkungen des Kolonialismus dar, die bis heute nachwirken durch ungleiche Verträge und eine ungerechte Weltwirtschaftspolitik, von der einseitig die großen Industriestaaten profitieren:

„Das Erbe des Kolonialismus wirkt weiter: in den Köpfen der Menschen, in den Strukturen der neuen Staaten, in Abhängigkeiten, die nun viel subtiler sind, aber oft nicht minder prägend.

Und Rassismus ist anpassungsfähig geworden: wenn es nicht mehr um die Hautfarbe geht, dann geht es um andere Dinge: Namen, Religion, Herkunft und vieles mehr.“

Michael Ohlemüller von der Katholischen Betriebsseelsorge des Bistums Mainz, stellte fest: „Fair-Trade“ unterstützt vor allem Kleinproduzenten in der „Einen Welt“, achtet auf faire Handelspraktiken und überprüft diese auch. Leider ist der Begriff „fair“ nicht geschützt (im Gegensatz zu beispielsweise „bio“ oder „öko“).

Daher ist es beim Kauf wichtig, auf das unverwechselbare Siegel zu achten. Fairtrade garantiert, dass die Erzeuger existenzsichernde Mindestpreise erhalten.

Wie bei allem gibt es natürlich auch Kritik. So ist es meines Erachtens tatsächlich problematisch, dass die Zertifizierung auch für kleine Produzenten relativ viel kostet (bis zu 2.000 Euro).

Und bisweilen wird auch kritisiert, dass die durchgeführten Kontrollen nicht 100%ig seien. Aber ich bin als Christ der Überzeugung: Wir werden bei allen Anstrengungen nie den „Himmel auf Erden“ schaffen können.

Wenn wir also warten, bis es ein vollkommen fehlerfreies System mit nur guten Menschen gibt, bis wir etwas tun, dann tun wir nie etwas. Daher ist es gut, dass es Fairtrade gibt und wir das unterstützen. Und mit jeder in dieser Weise fair gehandelten Ware wird unsere Welt ein kleines Stückchen gerechter.“

Horst Raupp, Regionssekretär der Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Südhessen machte deutlich: „Die aggressiv-neoliberale Welthandelspolitik führt in weiten Teilen der Welt zu extrem ausbeuterischen, frühkapitalistischen Arbeitsbedingungen mit Hungerlöhnen, menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und massiver Umweltzerstörung.

Die Ausbeutung des Menschen und die Ausbeutung der Natur sind zwei Seiten einer Medaille. Die Industriestaaten des Nordens leben auf Kosten des globalen Südens. Das vom Bundestag beschlossene Lieferkettengesetz ist ein großer Fortschritt, aber bei weitem nicht ausreichend.

Ziel muss es sein, weltweit verbindliche soziale und ökologische Standards festzuschreiben und Menschenrechte, Arbeitnehmer/-innenrechte, Umwelt und Klima entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu schützen, ohne Ausnahmen und ohne Schlupflöcher.

Dazu brauchen wir eine neue und gerechte Welthandelspolitik und ein starkes europäisches Lieferkettengesetz, das Arbeits- und Gesundheitsschutz, das Recht auf freie Gewerkschaften und Tarifverhandlungen und einen effektiven Umwelt- und Klimaschutz durchsetzt.

Leben, Gesundheit, Umwelt und Klima müssen absoluten Vorrang haben vor Kapital- und Profitinteressen.“ Der Podiumsrunde schloss sich eine engagierte Diskussion im Publikum an. Übereinstimmend wurde das große Engagement der Georg-Ackermann-Schule und ihre Auszeichnung als Fairtrade-Schule als „Leuchtturm für den Odenwaldkreis“ gewürdigt:

„Dieses Projekt hat Vorbildcharakter und sollte in die Breite getragen werden“, so die allgemeine Feststellung. Lehrer Arno Jekel, der sich seit vielen Jahren aktiv für Fairtrade einsetzt, überreichte den Podiumsteilnehmern als Dank faire regionale und nachhaltige Produkte