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Kreistagsmandat niedergelegt: Horst Schnur sagt leise Servus

Horst Schnur (76, SPD) hat nach fraktionsinternen Querelen mit sofortiger Wirkung sein Kreistagsmandat zurückgegeben. Foto: privat

Nach offenbar heftigen Auseinandersetzungen in der SPD-Kreistagsfraktion rund um das Thema Windkraft-Vorrangflächen im Odenwaldkreis hat der langjährige frühere Landrat Horst Schnur sein Kreistagsmandat mit sofortiger Wirkung niedergelegt

ODENWALDKREIS / ERBACH / OLFEN. - Paukenschlag zum Jahresbeginn bei der Odenwälder SPD-Kreistagsfraktion: Horst Schnur (Olfen), früherer Landrat des Odenwaldkreises und seit der Kommunalwahl 2016 Mitglied der SPD-Fraktion im Odenwälder Kreistag, hat nach offenbar heftigen Unstimmigkeiten in seiner Fraktion mit sofortiger Wirkung sein Mandat niedergelegt.

Die Querelen unter den Mandatsträgern der Odenwälder SPD im Kreistag sind nach FACT-Informationen auf unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Windkraft-Vorrangflächen im Odenwaldkreis zurückzuführen.

Der 76-jährige Schnur nimmt seit Jahren eine äußerst kritische Haltung sowohl gegen Windkraft im Odenwald generell als auch gegen den gemeinsamen Teilplan Erneuerbare Energien (TPEE) im Flächennutzungsplan aller Odenwaldkreis-Kommunen ein.

Dieser Auffassung Schnurs stellt sich die überwiegende Mehrheit der Odenwälder Sozialdemokraten entgegen und übte in der jüngsten Vergangenheit deshalb offenbar heftige Kritik an ihrem seither ältesten Fraktionsmitglied im Kreistag.

In einem Schreiben an den Fraktionsvorsitzenden der Sozialdemokraten im Odenwälder Kreistag, Raoul Giebenhain, teilte Horst Schnur daraufhin, für Außenstehende völlig überraschend, am gestrigen Mittwoch, 09. Januar, mit:

> Guten Tag, lieber Raoul!

Ich habe im Landratsamt mitgeteilt, dass ich mit sofortiger Wirkung mein Mandat im Kreistag des Odenwaldkreises niederlege.

Hiermit gebe ich Dir dies zur Kenntnis und bitte Dich, entsprechende Maßnahmen für die Fraktion zu veranlassen.

Nach den Vorkommnissen im Dezember in der Kreistagsfraktion und der Umgangsform mir gegenüber, ist dieser Schritt gereift. Ich habe über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel noch einmal die Mandatsniederlegung innerlich auf mich wirken lassen und letztendlich meinen Entschluss für mich bestätigt gefunden.

All denjenigen in der Fraktion, denen es nicht möglich ist, mich zu grüßen und weder guten Tag noch auf Wiedersehen zu sagen, die sich im Ausdruck ihrer Körpersprache von mir abwenden und meine kontroverse Meinung nicht länger ertragen wollen, möge meine Entscheidung eine Erleichterung sein.

Ich breche meine parteipolitische Betätigung ab, werde mich aber im gesellschaftlichen Leben im Rahmen meiner altersbedingten Einschränkungen und Möglichkeiten weiterhin aktiv verhalten und auch in der Öffentlichkeit bei entsprechenden Gelegenheiten sehr wohl meine Meinung einbringen.

Ich scheide aus dem parteipolitischen Leben in dem selbst geprüften Bewusstsein aus, dass ich mich seit dem 01.09.1966 sowohl in meiner Dienstzeit als auch in der Phase meines Ruhestands ohne Eigennutz im Geiste der sozialdemokratischen Werte aktiv und korrekt verhalten habe.

Seid alle in diesem Sinne gegrüßt.

Horst Schnur<

Zur Person:

Horst Schnur (Jahrgang 1942) gehörte von 1968 bis 1986 dem Kreistag des Odenwaldkreises an. Ab 1975 war er dort Vorsitzender der SPD-Fraktion. Von 1986 bis 1991 war er hauptamtlicher Erster Kreisbeigeordneter und Stellvertreter des Landrats und von 1991 und nach zwei Direktwahlen bis 31. August 2009 Landrat des Odenwaldkreises.

Seit 2016 war er Mitglied der SPD-Fraktion im Odenwälder Kreistag, nachdem er bei der Kommunalwahl am 6. März von Platz 51 der SPD-Liste durch die Bevölkerung des Odenwaldkreises katapultartig auf den 10. Platz „nach vorne“ gewählt worden war und aufgrund seines Stimmenanteils den Sozialdemokraten einen von insgesamt 18 Sitzen sicherte.