Recht hatter der Knecht, nur annersd allser denkt
Heute entgegnet Kiwi Sarathai, RBR Fan, Impffreund und Freund der Wissenschaft, Knecht Ruprechts Gedanken zum Ersten AdventIn der guten alten Tradition der Odenwald-Geschichten, in denen man vor 20 Jahren schlaue Satiretexte im Internet lesen konnte, hat der Knecht Ruprecht mal wieder vom Kuhleder gezogen.
Meine Kolumnen waren damals zahlreich und nicht immer geistrecht, sind es vielleicht noch immer nicht. Aber dennoch, hat mich der Text zur Einleitung der besinnlichen Jahreszeit nachdenklich gemacht, und mich veranlasst auch mal wieder ein paar Zeilen zu schreiben, Reasons2Die, Weihnachtsedition sozusagen.
Zunächst eine kleine Einordnung. Der liebe, vielleicht in die Jahre gekommene, Knecht mag die Pauschalisierung. Dem Inhalt seiner Texte entnehme ich eine recht ausgeprägte, wenn auch nicht ganz fundierte, Abneigung dem „Lager“ der Menschen, die gerne faktenbasierte Meinungen vertreten.
Als Sammelbegriff tritt gerne der Begriff, ich zitiere frei, „linksgrünversifften Klimasekte“ auf. Nun, um es dem Knecht einfach zu machen, darf ich mich der Sprache bedienen, und ein Plädoyer für diese Gruppe schreiben, und vielleicht ein paar neue Ideen in die Gruppe der „rechtsschwarzversifften Faktenleugner“ bringen. Ein Versuch ist es mir wert, man gibt ja die Hoffnung nicht auf.
Zunächst denkt der Knecht, nicht ganz richtig, dass viele Klimasektenfreund*innen (ja, ich nutze Gendersterne, tut zwar nicht weh, aber gerne kann der Knecht die Sterne aus dem Text kopieren, und mir diese via der Redaktion wieder zurückschicken, ich brauche die ja oft. Gibt aber kein Pfand), unsere aktuelle Regierung nicht kritisieren.
Erstmal finde ich es nicht ganz korrekt uns, die wir deutsche Staatsbürger*innen sind, unsere ständige Kritik an der Regierung abzuerkennen. Wir kritisieren unsere Regierung häufig, laut auch gerne polemisch. Das gehört dazu, wenn man Deutscher ist. Die Regierung spinnt, und das Wetter ist Mist. So gehört sich das, und nicht anders!
Und die Medien. Ach, die Medien! Zwangsfinanziert. Regierungstreu. Herrlich. Zumindest kann man dem Knecht nicht unterstellen moderne IT-Kenntnisse nicht zu beherrschen. Copy&Paste aus rechtsschwarzversifften Flyern scheint hervorragend zu funktionieren.
Ich empfehle dem Knecht mal einen Blick zu dem kleinen, recht unbekannten Land auf der anderen Seite des Atlantiks zu werden. Da funktioniert das mit den werbefinanzieren, privaten Fernsehsendern hervorragend. Zig Fernsehsender. Gute Serien? Auf jeden Fall! Gute, unabhängige Nachrichten? Fehlanzeige.
Man kriegt die Nachrichten serviert, die man bestellt. Wahrheiten sind da nebensächlich. Aber für die Polemik reicht es, sich mit solchen, unbekannten Beispielen brauch man sich nicht abgeben.
Zum „Klimawahn“ und „schwachsinnigen Heizungsgesetzen“, sei vielleicht so viel gesagt: Die Klimakrise wird bei uns linksgrünversifften Spinnern über wissenschaftlichen Konsens definiert, nicht über der Elfriede ihrn Cousin, der beim Betriebsausflug in die Alpen einen Gletschter gesehen hat, und deswegen weiß, dass das alles Quatsch ist.
Zwischen Zwölfröhrenbrunnen und dem schönen Erbacher Marktplatz würde eine Überflutung auch nur einen Bruchteil der Bevölkerung treffen. Warum rege ich mich eigentlich über die Klimakrise auf? Ich wohne doch am auf nem Berg?
Und der Elfriede ihrn Cousin weiß das immerhin aus erster Hand. Und naja, das Heizungsgesetz, da darf ich dem Knecht die tatsächliche Lektüre mal ans Herz legen und nicht die Aussage vom Müllers Karl-Heinz, der von seinem Nachbar einen Youtube-Link geschickt bekommen hat.
Der Endgegner der Rechtsschwarzversifften ist und bleibt das Tempolimit. Nur, dass man die offene Feldschlacht (das darf man doch jetzt sagen, oder?) nun auch auf’s Land ausbreitet und sich über nächtliche 30er Zonen aufregt.
Dem Knecht, der, dem Beruf nach, tief im Walde wohnt, darf man mal empfehlen sich bei den Einwohner*innen (Huch! Uffbasse! Wieder ein Stern! Kopf einziehen!) an der Hauptschlagader des Odenwälder Verkehrs umhören.
Wir, auf dem Berg wohnend, nehmen viele Abende wohlwollend zur Kenntnis, wie unsere Mitbürger*innen zu später Stunde testen, ob die Drehzahlbegrenzer der eigenen Fahrzeuge noch funktionieren. Löblich für uns Deutsche, warum soll der TÜV den ganzen Spaß haben?
Aber wir Erbacher Großstädter wissen es vielleicht doch ein wenig besser. Uns als jemand, der auch gerne mal ein Wochenende in einem Odenwälder Landhotel, kurz vor’m Neckar genießt, bin ich dankbar, dass auch Gammelsbach inzwischen ein Tempolimit eingeführt hat.
In einem jedoch, da sind der Knecht und ich einer Meinung, und das ist doch schön, dass man auch „lagerübergreifend“ eine Basis für ein Bierchen hat. Links, rechts, schwarz, grün, da hat der Recht, der Knecht: Es kommt nix Besseres nooch! Und ich möchte ergänzen: Mir hamm aach nix Besseres verdient.
In diesem Sinne: Eine schöne Weihnachtszeit!