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Harry Neumann zur Windkraft: „EEG behindert Erforschung naturverträglicher Techniken“

Harry Neumann (links) erläutert, weshalb er den weiteren Ausbau von Windkraftanlagen zu Lasten der Natur für unverantwortlich hält. BI-Sprecher Udo Bergfeld (rechts) lauscht den Ausführungen.

Bundes- und Landesvorsitzender Hessens des Naturschutzverbandes „Naturschutzinitiative e.V., Harry Neumann zu Gast bei der 63. Donnerstagsdemo in Wald-Michelbach

WALD-MICHELBACH. - Zur 63. Wald-Michelbacher Donnerstagsdemo konnte Udo Bergfeld den Bundes- und Landesvorsitzenden Hessens des Naturschutzverbandes „Naturschutzinitiative e.V., Harry Neumann als Gastredner begrüßen.

Harry Neumann stammt aus dem Hohen Westerwald und ist von Kindes Beinen an mit der Natur verbunden. Er ist NaturschĂĽtzer aus Leidenschaft, Landschaftsfotograph und Bergsteiger. Er studierte Politikwissenschaften und Germanistik. Als Lehrer leitete er verschiedene Schulen, bis 2013 war er Rektor einer Realschule.

Als ehemaliger Landesvorsitzender des Bund fĂĽr Umwelt und Naturschutz BUND Rheinlandpfalz ist Harry Neumann 2014 zurĂĽckgetreten, obwohl er 2013 als einziger Kandidat zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden des BUND Deutschland vorgeschlagen worden war.

2015 ist er aus dem BUND ausgetreten, weil für Harry Neumann „Naturschutz nicht verhandelbar ist,“ wie er mehrfach glaubhaft versicherte. Er gründete dann 2016 einen neuen Naturschutzverband, „Die Naturschutzinitiative e.V.“.

Dieser Verein steht für den Schutz von Landschaften, Wäldern, Wildtieren und Lebensräume. Die Naturschutzinitiative e.V. ist politisch unabhängig und wird nicht durch Lobbyverbände beeinflusst. Neumann erklärte, warum für ihn die Windkraftindustrie und der Naturschutz nicht vereinbar seien.

Die installierte Nennleistung von Solar-und Windenergie wäre schon jetzt in der Lage, genügend Energie zur Stromversorgung bereitzustellen. Da diese aber volatil sei, also unbeständig, und nicht speicherbar, mache ein weiterer Ausbau absolut keinen Sinn.

Auch mehr Anlagen zu produzieren bringe bei Windflaute und fehlender Sonne nicht mehr Energie. Windindustrieanlagen seinen ineffizient und nicht in der Lage, die Stromversorgung sicherzustellen. Die fossilen Kraftwerke würden weiterhin gebraucht werden, um die Grundlast zu sichern und den „Flatterstrom“ auszugleichen.

Trotz etwa 30.000 installierter Anlagen in Deutschland sinke der CO²-Ausstoß nicht, sondern würde weiter ansteigen. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien sei versäumt worden, im Vorfeld Belastungsgrenzen für Natur, -Artenschutz, Menschen, Wälder und Landschaften festzulegen.

Mit Hilfe des EEG (Erneuerbare Energie Gesetz) und der Privilegierung der Windindustrieanlagen im Baugesetzbuch seien Rechtsgrundlagen geschaffen worden, die eine breite Diskussion in der Bevölkerung verhinderten und es dadurch erst zu diesen Auswüchsen gekommen sei.

Das EEG behindere die Erforschung naturverträglicher Techniken. Dem politisch-industriellen Komplex ginge es nicht um Natur- und Klimaschutz, sondern um das Abschöpfen von Milliarden Subventionen und eine ideologische Umdeutung von Natur- in „Klimaschutz“ führte Harry Neumann weiter aus.

Keine Industrie sei auf solche Mengen an sogenannten Gutachten angewiesen, um sich ihre vermeintliche Unbedenklichkeit bescheinigen zu lassen. Die Ziele der nationalen Biodiversitätsstrategie würden durch den zügellosen Ausbau der Erneuerbaren, insbesondere Windenergie und Biomasse, konterkariert und könnten nicht mehr erreicht werden.

Harry Neumann gab jedoch zu bedenken, dass gerade der Erhalt und Verbesserung der biologischen Vielfalt die wichtigsten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts seien. Bedeutendere Faktoren für das Artensterben als die Klimaveränderungen seien die Übernutzung der Ressourcen, die Zerstörung von Lebensräumen und Wäldern, die Versiegelung von Flächen, die industrielle Landwirtschaft, der Pestizideinsatz und die illegale Jagd.

Sogar für den vermeintlichen Klimaschutz hätte ein sofortiger Ausbaustopp aller Windindustrieanlagen keine Auswirkungen. Der Anteil Deutschlands am weltweiten CO²- Ausstoß läge gerade mal bei 2%. Der Anteil der Windenergie am gesamten Energieverbrauch sei ebenfalls 2%. Es sei unverantwortlich, bekräftigte Harry Neumann, für diese marginalen Beträge unsere Landschaften, Wälder und Lebensräume zu zerstören.

Wälder, die neben Mooren zu den größten Kohlestoffspeichern gehörten, würden industrialisiert und damit zerstört. Das sei völlig absurd und offensichtlich einer „durchgrünten“ Ideologie geschuldet, der sogar bürgerliche Parteien nahezu kritiklos folgten.

Alleine die FDP habe den Mut gehabt, die Sondierungsgespräche zur Regierungsbildung 2017 abzubrechen. Hierbei spiele auch eine Rolle, dass alle anderen Parteien den weiteren Ausbau der Windindustrie verfolgten und weder das EEG noch die Privilegierung im Baugesetzbuch aufgeben wollten.

Die Menschen bräuchten Landschaften, die eine unverbaute Fernsicht ermöglichten. Die Natur-und Kulturlandschaften, die über Jahrhunderte gewachsen seien, böten uns nicht zu unterschätzende Räume für Erholung, Spiritualität und Stille. Ganz im Sinne einer ethisch begründeten Verantwortung bräuchten wir einen Politikwechsel, der wieder zur Besinnung und zum natürlichen Respekt vor Mensch, Tier und Pflanzen führe.

Abschließend sei noch die Frage zu stellen, ob diese Art der „Energiewende“ mit Artikel 20 des Grundgesetzes in Einklang stünde, der den Staat verpflichte, die „natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere“ zu schützen. Selbst die Monopolkommission zur Beratung der Bundesregierung habe von einem „teuren Irrweg in der Energiepolitik mit null Klimaschutzwirkung“ gesprochen.

Zum Abschluß der Kundgebung lud Udo Bergfeld nochmals alle Bürger ein, für den Erhalt der Naturlandschaft „Odenwald“ am 25. Oktober ab 19 Uhr zur 66. Donnerstagsdemo nach Wald-Michelbach zu kommen – um dabei zu sein , wenn hier um Punkt 19 Uhr die ersten Kerzen für das 1. Odenwälder Lichtermeer entzündet werden.

Alle diejenigen ,die an diesem Abend nicht in Wald-Michelbach dabei sein können, bat Udo Bergfeld ganz herzlichst darum, ein Lichtermeer vor den Rathäusern im ganzen Odenwald zu entzünden, um den Odenwälder Abendhimmel zu erhellen und um damit ein klares Signal – 3 Tage vor der hessischen Landtagswahl, – lautlos – frech und einzigartig – zu setzen.