NEWS

Ideenreich und mit einer Menge Geld zu lebenswerteren Zentren

Anlaufstelle: Reichelsheims Bürgermeister Stefan Lopinsky und Bauamtsleiterin Monika Hänsel vor dem von der Gemeinde eingerichteten Fördermittelinfo-Treffpunkt im Ortszentrum. Foto: Stefan Toepfer/Kreisverwaltung

Besprechung: Michelstadts Bürgermeister Dr. Tobias Robischon (rechts) und Innenstadtmanager Christoph Göldner tauschen sich im Büro des Bürgermeisters über mögliche Projekte aus. Foto: Stefan Toepfer/Kreisverwaltung

Fördergebiet im Mümlingtal: Blick auf das Zentrum von Michelstadt. In die Entwicklung fließen Bundes- und Landesmittel. Foto: Pressedienst Michelstadt

Fördergebiet im Gersprenztal: Blick auf Reichelsheim. Die Gemeinde nutzt das große Städtebauförderprogramm des Bundes und Landesgelder. Foto: Schirmer Architekten und Stadtplaner GmbH, Würzburg

Arbeitsgrundlage I: Für dieses Areal in Michelstadt kommen mit Bundesgeldern finanzierte Projekte und Konzepte in Frage. Foto: Pressedienst Michelstadt

Arbeitsgrundlage II: Der Plan zeigt, wo und woran in Reichelsheim mit Hilfe des Städtebauförderprogramms des Bundes gearbeitet wird. Foto: Pressedienst Reichelsheim

Wie Michelstadt und Reichelsheim Fördermittel nutzen + + + „Die harte Arbeit lohnt sich“

MICHELSTADT / REICHELSHEIM. - Wer im Dschungel unterwegs ist, kann schon einmal die Orientierung verlieren.

Echte Dschungel gibt im Odenwaldkreis nicht, aber solche im übertragenen Sinn.

Einer ist der Fördermittel-Dschungel: Bei den vielen Förderprogrammen von EU, Bund und Land und den zahllosen Detailbestimmungen die Übersicht zu behalten, ist nicht leicht.

Die Bürgermeister von Michelstadt und Reichelsheim, Dr. Tobias Robischon und Stefan Lopinsky, hat das nicht abgeschreckt.

Das Ergebnis: Die beiden Kommunen können zur Aufwertung ihrer Zentren von Fördermitteln in erheblicher Summe profitieren.

„Ohne dieses Geld könnten wir die zentralen Hausaufgaben nicht anpacken, vor denen Michelstadt steht“, weiß Robischon.

Ganz ähnlich sagt es sein Kollege Lopinsky: „Die Einwerbung von Fördermitteln zugunsten der Ortsentwicklung ist letztlich alternativlos.“

Geld aus zwei Bundesprogrammen und einem Landesprogramm

Zum einen bekommen beide Kommunen Geld aus dem hessischen Programm „Zukunft Innenstadt“ (250.000 Euro in Michelstadt, 183.000 Euro in Reichelsheim) – Geld, über das sie relativ frei für konkrete Projekte verfügen können.

Hinzu kommen zwei unterschiedliche Bundesprogramme:

Aus dem Topf „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ fließen bis Mitte 2025 rund 713.000 Euro nach Michelstadt für die Arbeit an Projekten und vor allem an zukunftsträchtigen Konzepten.

Reichelsheim nimmt als einzige Kommune im Odenwaldkreis an dem großen Städtebauförderprogramm des Bundes „Lebendige Zentren“ teil.

Die Laufzeit begann 2019 und dauert zehn Jahre. Allein im vergangenen Jahr wurden Reichelsheim 752.000 Euro bewilligt.

Hinzu kommen in allen Programmen Eigenmittel der beiden Kommunen, so dass summa summarum noch mehr Geld für die Ortsentwicklung zur Verfügung steht.

Bezogen auf die unterschiedlich langen Laufzeiten der Bundesprogramme werden es in Reichelsheim am Ende insgesamt rund elf Millionen Euro und in Michelstadt fast eine Million Euro sein.

Landrat Frank Matiaske würdigt das große Engagement der Bürgermeister und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:

„Fördermittel sind ein zentrales Instrument der Zukunftsgestaltung.

Michelstadt und Reichelsheim zeigen eindrucksvoll, wie man Bundes- und Landesmittel gut nutzen kann.“

Zentrale Herausforderungen können angepackt werden

Die beiden Kommunen bekommen also eine Menge Geld – und eine Menge harter Arbeit. „Aber sie lohnt sich“, sagen Robischon und Lopinsky.

So unterschiedlich ihre beiden Kommunen sind, so sehr ähneln sich die Herausforderungen: Leerstand in den Zentren, Ortsbildgestaltung, städtebauliche Entwicklung großer Areale, Investitionen fürs Stadtgrün und die lokale Ökonomie, bleibende Attraktivität für Touristen.

In Michelstadt und Reichelsheim gibt es viele, gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern entwickelte Ideen, wo das Geld am besten investiert werden sollte. Mit den Bundesmitteln werden zum Beispiel Anreizprogramme für die Instandsetzung von Häusern aufgelegt, vor allem für Maßnahmen, die im öffentlichen Raum sichtbar sind.

Maßgebend dafür ist ein kommunales Gestaltungsleitbild für die Ortszentren. Reichelsheim hat bereits ein solches Leitbild; in Michelstadt wird es nun entwickelt, auch mit Hilfe von Fördermitteln. „Wir brauchen diese Diskussion dringend“, sagt Michelstadts Bürgermeister Robischon.

Beide Rathauschefs wissen, dass es vieler Gespräche bedarf, wenn es um die Ortsentwicklung geht. Das gilt erst recht bei größeren Projekten, zum Beispiel die Planung zur Neugestaltung des Bienenmarktplatzes in Michelstadt oder die Nutzung des Areals der ehemaligen Rehaklinik in Reichelsheim.

Den dafür nötigen langen Atem haben die beiden Bürgermeister – der eine will die „enormen Potentiale“ des Klinikgrundstücks für die weitere Entwicklung Reichelsheims nutzen, der andere weiß um die „eminent hohe Bedeutung“ des Bienenmarktgeländes als Entree der Michelstädter Altstadt.

Auch Grünflächen fest im Blick

In Michelstadt umfasst die mit Bundesmitteln geförderte Maßnahmenliste 22 Positionen, dazu gehören etwa auch ein Fassadenprogramm, das in Kürze beginnt, und Mietförderungen bei neuen Ladenkonzepten, die Robischon möglichst bald umsetzen will.

Das Städtebauförderprogramm in Reichelsheim setzt außer auf den Erhalt bedeutender Gebäude beziehungsweise Ensembles und die Förderung von Wohnen im Zentrum unter anderem auch auf Klimaschutz und Freiflächengestaltung.

Mit der Aufstellung des „Masterplans Stadtgrün“ wird ein wichtiger Schritt zum Klimaschutz sowie zur Aufwertung und Erlebbarkeit der Auenlandschaft vorbereitet.

Zu den zentralen Vorhaben zählt die Verbindung der westlichen und der östlichen Mergbach-Aue. Die zusammenhängende Auenlandschaft wertet den Ort gestalterisch auf und ist gut für das Klima.

Der „Masterplan Stadtgrün“ fußt, wie alle Einzelmaßnahmen, auf dem Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept, der Grundlage für die Bundesförderung. Auch dieses wurde gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet – und mit Planungsbüros.

Deren Expertise ist beim Fördermittelmanagement unerlässlich, auch bei Landesgeldern. Mit ihnen werden in Michelstadt unter anderem Ideen für die Begrünung des Zentrums entwickelt.

In Reichelsheim können Unternehmer in einem „digitalen Schaufenster“ für ihre Produkte werben, und es sollen lebensgroße Märchenfiguren aus Holz aufgestellt werden, die sich als Spielgeräte für Kinder eignen und das Zentrum künstlerisch aufwerten.

Mit Hilfe der Landesmittel ist in Reichelsheim überdies ein leerstehender Laden zu einem Fördermittelinfo-Treffpunkt umgebaut worden; dort finden auch kleinen Veranstaltungen statt.

Außerdem informiert die Kommune auf www.lebendiges-reichelsheim.de über die Förderprogramme. Michelstadt will eine solche eigene Seite noch entwickeln.

Know-how bei Kommunen, Hilfe durch Beratung des Kreises

Fördermittelmanagement mit vielen Aufgaben verbunden: Ideen wollen entwickelt, Papiere geschrieben, Fachbüros beauftragt, Bürgerrunden organsiert, Gremien eingebunden, Pressemitteilungen geschrieben, Internetseiten gepflegt werden.

Alle Fäden laufen bei Bauamtsleiterin Monika Hänsel (Reichelsheim) und Innenstadtmanager Christoph Göldner (Michelstadt) zusammen. „Wir spüren, dass wir gemeinsam mit der Bevölkerung etwas bewegen können“, sagen die motivierten und versierten Fachleute.

Um die schon vorhandene Fördermittel-Kompetenz in Städten und Gemeinden auszubauen – oder da, wo nötig, aufzubauen – gibt es eine Fördermittelberatung durch die Kreisverwaltung.

Im Rahmen einer Interkommunalen Zusammenarbeit von Kreis und Kommunen wurde eigenes eine (vom Land geförderte) Stelle geschaffen, die Ulrike Büchner innehat.

Sie steht den Kommunen mit Rat und Tat zur Seite, auch jenseits der großen Förderprogramme. „Es gibt sehr, sehr viele Möglichkeiten, sich Investitionen fördern zu lassen, und es wäre unklug, dieses Geld nicht zu nutzen“, so die Fördermittelberaterin.

Landrat Matiaske begrüßt es, dass viele Kommunen im Kreis bereits seit langem Zuschüsse für die Dorf- und Regionalentwicklung nutzen.

„Hierzu bietet das Landratsamt eine eigene, ebenso fachkundige Beratung an. Aber darüber hinaus ist bei der Inanspruchnahme von Fördermitteln im Kreis noch ,Luft nach oben‘.“

Rückschläge zu meistern, gehört dazu

Dabei gilt es, sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen. In Reichelsheim waren vier Anläufe nötig, um 2019 ins Städtebauförderprogramm zu kommen. „Immer wieder mussten wir nachjustieren, weil sich Förderbedingungen geändert hatten“, berichtet Hänsel.

„Aber dann konnten wir loslegen.“ In Michelstadt kam es zu einer Verzögerung von einem Jahr, bis im Herbst 2022 der hieb- und stichfeste Förderbescheid des Bundes vorlag. Da hatte die Stadt aber schon etliche Projekte identifziert.

Nun müssen alle für 2022 und für 2023 geplanten Projekte gemeinsam angegangen werden – ein Kraftakt. „Wir sind guter Dinge, dass wir das hinbekommen“, sagt Göldner. Ein Satz, der wie gemacht ist für das gesamte Fördermittelmanagement in Michelstadt und Reichelsheim.

Hinweis:

Die Fördermittelberaterin des Odenwaldkreises, Ulrike Büchner, ist unter der Telefonnummer 06062 70-3765 oder der Mailadresse u.buechner(at)odenwaldkreis.de zu erreichen.

Wer sich für die Förderprogramme ein Michelstadt und Reichelsheim interessiert, kann sich an Christoph Göldner (06061 74-625; goeldner(at)michelstadt.de) oder Monika Hänsel (06164 508-25; m.haensel(at)reichelsheim.de) wenden.