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Neue Skulpturen zieren den MichelstÀdter Friedwald

Die Beteiligten der BSO im Alter von 18 bis 35 Jahren (von links nach rechts): Alexej Gura, Dorothee Andrae, Moritz Sterz, Fabian Naas und Harald Donke.

Die neue, große Skulptur auf dem großen Andachtsplatz.

Die letzten Handgriffe, damit die Skulptur ...

... auch fest verankert ist. Fotos: © Pressedienst Michelstadt

Angehende Holzbildhauer gestalten Kunstobjekte aus dem Naturbaustoff

MICHELSTADT. - Das Ende einer Robinie im BĂŒrgerpark wurde im Sommer Startpunkt einer besonderen Kunstaktion von vier SchĂŒlern der Fachrichtung Holzbildhauer an der BSO in Michelstadt und ihrem Lehrer Harald Donke.

Das Basisholz stammte von einer Robinie, die das GrĂŒnflĂ€chenamt als nicht mehr standfest einstufte. Um ein Verletzungsrisiko von Personen im BĂŒrgerpark auszuschließen, wurde der sommergrĂŒne Laubbaum im FrĂŒhjahr 2021 gefĂ€llt.

Da das Holz der Robinie gemeinhin als biegsam, fest und Ă€ußerst hart gilt, wird es bevorzugt im Schiff- und Möbelbau, als Grubenholz, als Schwellenholz, wie auch in der Landwirtschaft verwendet.

„Da es sogar widerstandsfĂ€higer und dauerhafter als Eichenholz ist, kam uns die FĂ€llung gerade recht“, berichtet Harald Donke. FĂŒr das schulische Vorhaben sei das Holz perfekt geeignet gewesen, da es auch bei einer Nutzung im Außenbereich ohne chemische Konservierungsbehandlung lange stabil bleibe.

Die Arbeiten der vier BSO-SchĂŒler starteten Anfang November 2021. Auf das Entrinden und Spalten des Stammes folgte dann die eigentliche Bearbeitung. „Es waren unzĂ€hlige Stunden mit einigen Versuchen und aufwendigen Detailarbeiten“, erinnert sich das Team der Holzbildhauer.

Hilfe gab es, wenn benötigt und ganz kollegial, immer wieder aus allen JahrgĂ€ngen des Holzfaches. Viele Tricks und Kniffe wurden erlernt, auch in holzfremden Bereichen, so z.B. im Metallbau fĂŒr die Befestigung und Verankerung von Holzarbeiten mit Berechnung zum Kippmoment.

Den kĂŒnstlerischen Aspekt der Arbeiten der Holzfachschule rĂŒckt Verwaltungsmitarbeiterin Angela PĂ€ĂŸler in den Vordergrund: „KĂŒnstlernachwuchs auszubilden ist elementar wichtig fĂŒr unsere
Gesellschaft und passt zudem sehr gut ins cittaslow-Konzept von Michelstadt.“

Bei der Gestaltung der Skulpturen galt das Motto „form follows material“. Somit ergab sich die Form der großen Skulptur auf dem großen Andachtsplatz aufgrund der Maserung, also aus dem Holz selbst.

Die Arbeit von Moritz Sterz wurde von den Gedanken an seine verstorbene Großmutter bestimmt. „Die Ausarbeitung der FlĂŒgel hat mir besonders viel Freude bereitet“, sagte der BSO-SchĂŒler, „sie umschließen nun die Urne wie tröstende Arme.“

Auch ein anderer Aspekt ist dem 33-jĂ€hrigen wichtig: „Das Holz kommt zu seinem Ursprung zurĂŒck, sowie auch die Verstorbenen im Friedwald zu ihrem Ursprung zurĂŒckfinden.“

Die Skulpturen wurden im Juli von den Studierenden platziert und sollen den im Friedwald Trauernden helfen, durch einen Ă€sthetischen Anblick in Verbindung mit dem Ausblick in die Weite der Landschaft Trost zu finden, sind sich die BSO-Kreativen am Ende ihrer Maßnahme unisono
einig.

Fakten zum MichelstÀdter Friedwald:

- GrĂ¶ĂŸe: 70 Hektar
- Baumarten: Ahorn, Birke, Buche, Douglasie, Eiche, Kiefer, LĂ€rche, Linde, Tanne
- Besonderheiten: alte Eichenallee
- Ausstattung: zwei AndachtsplĂ€tze, SchutzhĂŒtte, Infopfad, behindertengerechte Kompost-Toiletten an den beiden Friedwald-ParkplĂ€tzen
- Eröffnung: 21. Juni 2002
- Allgemein: Ein buntes Gemisch von Nadel- und LaubbÀumen sowie ein durch Buntsandstein geprÀgtes Landschaftsbild bestimmen im Friedwald Michelstadt das Erscheinungsbild.

Buschwindröschen, verschiedene Farnarten, Sternmoos, Sauerklee oder Brombeere schmĂŒcken den Waldboden. Von ihm ragen bis zu 185 Jahre alten Buchen, Eichen und Kiefern gen Himmel. Diese prĂ€chtigen BĂ€ume können als BestattungsstĂ€tte im Friedwald gewĂ€hlt werden.

Beerdigungen an jĂŒngeren Tannen, LĂ€rchen und Birken sind ebenfalls möglich. Besonders idyllisch wirkt der Wald durch den leise plĂ€tschernden Bach namens „SilberbrĂŒnnchen“, der sich zwischen den BĂ€umen hindurch schlĂ€ngelt.

Eine SchutzhĂŒtte an der Weggabelung Lange Schneise/Schnepfenweg und zahlreiche BĂ€nke an den Waldwegen laden zum Ausruhen und Verweilen ein. Gleich zwei AndachtsplĂ€tze bieten einen Ort fĂŒr Trauerfeiern oder den Beginn einer Beerdigung.

Sie sind jeweils mit SitzbĂ€nken und einem kunstvollen Urnenabstellplatz ausgestattet und bieten Raum zur Trauer und zum Gedenken. Der Friedwald-Standort steht fĂŒr 99 Jahre nach Eröffnung als Friedhof zur VerfĂŒgung.