Knecht Ruprecht zum vierten Advent in der fusionierten Stadt Oberzent
Heute erhebt Knecht Ruprecht wieder seine satirische Rute zum vierten Advent und nimmt sich das vermeintliche finanzielle Fusionspotenzial in der Oberzent vorVierter Advent, das letzte Lichtlein brennt! In wenigen Tagen kehrt dann endlich Ruhe und Besinnlichkeit in die noch gut geheizten Stuben ein.
Zeit für ein gutes Buch und vielleicht auch einmal ein paar Gedanken an die großen geistigen Leistungen des Abendlandes.
Damit sind gewiss nicht die großen Denker und Denkerinnen unseres Landes gemeint: nicht die Luisas, die Ricardas, die Annalenas oder gar so mancher Kinderbuchautor.
Ökomarxistischer Unfug und Klimawahn ist schließlich vor allem etwas für den vergrünten und überbesoldeten Odenwälder Gymnasiallehrer. Wir Bildungsbürger sollten eher an Menschen denken, die sich mit realen Problemen der Gesellschaft und deren Lösung beschäftigt haben.
Beim Blick in den Odenwald denke ich beispielsweise an Friedrich Hayek, der ab den 30iger Jahren des vorigen Jahrhunderts an der London School of Economics lehrte. In seinem Werk The road to serfdom (Der Weg in die Knechtschaft) analysiert er in brillianter Weise den Sozialismus und prognostiziert damit bis ins Detail den wirtschaftlichen Niedergang Englands nach dem Kriege.
Wer diese Analyse des Sozialismus gelesen hat, versteht auch, warum die wirtschaftliche Entwicklung des roten Odenwaldkreises seit den 50iger Jahren weit hinter der aller Nachbarkreise zurückbleiben musste.
Ein anderer Exilliant, Ludwig von Mises, veröffentlichte 1944 in New York sein Buch Burocracy (Bürokratie), in dem er das Auswuchern der öffentlichen Verwaltung beschreibt.
Aufbauend auf diesen Arbeiten entwickelte Cyril Northcote Parkinson die später nach ihm benannten Lehrsätze. Heute Universalgesetze, die im Bereich der öffentlichen Verwaltung ihre Anwendung finden.
Anhand von Daten aus dem Britischen Marineministerium ermittelte Parkinson, dass sich seit dem 19. Jahrhundert die Zahl der Verwaltungsbeamten umgekehrt proportional zur Zahl der einsatzfähigen Schlachtschiffe entwickelte. Er formulierte daraus zwei Fundamentalsätze für die öffentliche Verwaltung:
- Die zu erledigende Arbeit dauert immer genau so lange wie die Zeit, die dafür zur Verfügung steht;
- Bleiben die in der öffentlichen Verwaltung zu erledigenden Aufgaben gleich, so steigt die Zahl der Verwaltungsbeamten im betreffenden Amt dennoch im Schnitt um 5 bis 6% pro Jahr.
Gerade an diese Gesetze muss ich denken, wenn mein Blick hinter dem vierten Kerzlein hervor über die schneebedeckten Höhen des südlichen Odenwaldes schweift.
Hatte man vor sechs Jahren im Vorfeld der Fusion der Oberzentgemeinden nicht proklamiert, dass die Synergien zu gigantischen Einsparungen führen würden? Statt vieler Bürgermeister nebst Stäben nur noch einer, und mindestens 1 Mio. Euro Einsparung pro Jahr, hieß es damals.
Der Verwaltungsaufwand sollte also reduziert werden. Dem Oberzent-Bürgermeister ist es jedoch gelungen, den dafür vorgehaltenen Personalbestand weiterhin auf konstant hohem Niveau zu halten.
Durch die Schaffung neuer Verwaltungseinheiten, wie etwa die in Schöllenbach domizilierende zentrale Verwaltung der Oberzent-Friedhöfe gelang es, die immer knapper werdende Arbeit gerecht aufzuteilen. In Folge der eingesparten „Million“, wurde dann auch noch die Grundsteuer auf ein neues Rekordniveau dynamisiert (angehoben).
Dazu kam die Einführung einer Gerechtigkeitsabgabe in Form einer Zweitwohnungssteuer, die zur weiteren Attraktivitätssteigerung der Oberzent beiträgt. Wir sehen hier eine gelungene Umsetzung der Parkinsonschen Gesetze.
Durch die auf Wunsch des Bürgermeisters angehobenen Steuersätze konnte ein gewisses urbanes Niveau erreicht werden, dem die Stadtverordneten unter bravem „Mähhhh“ gerne zustimmten. Ansonsten hat sich in der Stadt am Berge jedoch wenig getan.
Es gibt jetzt zwei Fachpolizisten, die die hochkriminellen Parkverbrechen der Bürger (z.B. mit Hinterrad teilweise auf dem Bürgersteig geparkt), gewissenhaft ahnden. Ein toller Service, der von vielen Bürgern mit Begeisterung aufgenommen wurde.
Der nächsten Steuer- und Abgabenerhöhung darf man vertrauensvoll entgegensehen. Der Bürgermeister ist noch jung; und da die Menschen im Odenwald in der Regel immer nur den wählen, den sie schon kennen, wird er uns auch noch zwanzig Jahre erhalten bleiben.
Für die nächsten zwei Jahrzehnte wird es daher genau so weitergehen. Sein Handwerk hat er einst bei den Roten im Kreistag von der Peak auf gelernt und aus dem Steuerfach kommend weiß er auch, welche Steuern man erhöhen kann.
Wenn dann bald das vierte Kerzlein erloschen ist, kommt das Fest der Freude, danach beginnt das neue Jahr und irgendwann blühen auch die Krokusse wieder. Der Bürgermeister kann dann etwas Luft holen.
Mit der Seuche kam das Homeoffice in die Odenwälder Verwaltungsstuben und damit wurde auch etwas Druck vom Platzangebot in den Verwaltungszentren der Oberzent genommen.
Am Metzkeil wird es aber noch etwas dauern, bevor die Nachbargebäude „Das Weisse Rössel“ oder die „Tapasbar“ hinzugekauft werden müssen. Auch wenn die Oberzent weiter auf dünnem Ast den Berg hinunter in die Mümling dümpelt, eins ist gewiss: Parkinsons Gesetzt gilt!
Verwaltung, Steuern und Abgabe werden auch nach den Feiertagen weiter dynamisch wachsen. Und selbst wenn sie das Doppelte hätten - im nächsten Jahr würde auch das nicht mehr reichen.