NEWS

Im Michelstädter Waldschwimmbad zieht er im Sommer täglich seine Bahnen

Großformatige Puzzles sind es, denen der 95-jährige Karl Meder seine Zeit widmet. Vierhundert Stunden hat er für dieses Papageien-Bild aufgewendet. Foto: Ernst Schmerker

Karl Meder ist auch mit 95 Jahren noch vielfältig aktiv

MICHELSTADT. - Die Knie schmerzen beim Treppensteigen und auch die Füße tun weh, doch ansonsten fühlt sich Karl Meder an der Michelstädter Friedhofstraße 15 auch im hohen Alter wohl im häuslichen Umfeld.

Er schläft täglich bis gegen zehn Uhr, liest beim Kaffeetrinken noch ohne Brille bis 11.30 Uhr das Wesentliche des Tages und die Apotheken-Rundschau, ehe dann gegen 15.30 Uhr das Mittagessen auf dem Tisch steht.

Natürlich kocht er noch selbst, am liebsten Sauerkraut mit Haspel oder Rosenkohl mit Kartoffelbrei und Bratwurst. Den Haushalt versorgt er eigenhändig, auch den Großputz alle zwei Wochen.

Auf die Stehleiter steigt er sogar noch, wenn es erforderlich ist, ein Wohnzimmer neu zu tapezieren. Anstrengender geworden sind die Gartenarbeiten mit Unkrautjäten, Rosenschneiden und Mähen des Rasens. Kleine Erholungspausen ermöglicht hierbei eine im Hof aufgestellte Couch.

Ab neunzehn Uhr läuft dann der Fernseher bis nach Mitternacht. Diskussionsrunden mit Anne Will, Sandra Maischberger, Markus Lanz werden hierbei ebenso wenig ausgelassen wie Krimis.

Besonders wohl fühlt sich der Senior im Sommer, wo er im Michelstädter Waldschwimmbad noch täglich seine Bahnen zieht. Zwar nimmt er nicht mehr an den jährlichen Wettbewerben zur Ablegung des Goldenen Sportabzeichens teil, doch Autofahren macht ihm noch immer Spaß.

An dunklen und kalten Wintertagen verbringt er die Zeit mit der Anfertigung von großen Puzzles. Am morgigen Samstag, 19. Februar, wird Karl Meder Gratulanten zu seinem 95. Geburtstag empfangen. Nachbarn werden dies sein, bei denen er beliebt ist, die ihm noch weitere Jahre bei guter Gesundheit wünschen.

Er selbst ist zuversichtlich und hofft, die Hundert erreichen zu können. Karl Meder ist in Enkheim geboren und mit einem inzwischen verstorbenen Bruder aufgewachsen. Er besuchte die Volksschule und absolvierte in Offenbach in der damaligen Blindenarbeitshilfe eine kaufmännische Lehre.

Kaum hatte er den Gehilfenbrief in der Tasche, als er 1944 zum Reichsarbeits- und Kriegsdienst eingezogen wurde. In Südtirol zum Funker ausgebildet, kam er im Frühjahr 1944 an der Ostfront noch zum Einsatz.

Glück hatte der in Tschechien in Gefangenschaft geratene junge Landser, dass ihn die Amerikaner schon im Januar 1946 in die Heimat entließen. Der berufliche Wiedereinstieg erfolgte bei seiner alten Firma.

Doch um beruflich vorwärts zu kommen, kam 1950 ein Wechsel zur Frankfurter Ladeneinrichtungsfirma Ruppel, wo Meder die letzten 40 Berufsjahre im kaufmännischen Bereich als Verwaltungs- und Montageleiter im Einsatz war.

Seit nahezu fünfunddreißig Jahren ist der Jubilar in Michelstadt Zuhause, wo er an der Friedhofstraße ein Haus als Alterssitz erwerben konnte. Mehrere Jahre hat er seine an Demenz erkrankte und vor drei Jahren im Heim verstorbene Frau zu Hause versorgt.