Gedenkveranstaltung und Mahnung fĂĽr die Gegenwart
REICHELSHEIM. - Anlässlich der Novemberpogrome des Jahres 1938 fand an der Georg-August-Zinn-Schule Reichelsheim (GAZ) einmal mehr eine bewegende Gedenkveranstaltung statt. Zu Beginn rief Schulleiter Direktor Herwig Bendl die schrecklichen Ereignisse des 9. November 1938 in Erinnerung.
Er ging darauf ein, wie in allen Landesteilen seinerzeit die Synagogen brannten. Der Schulleiter erinnerte daran, dass unter den Opfern auch Kinder und Jugendliche im Alter der nun zuhörenden Schülerinnen und Schüler waren.
Die zentrale Rede bei der Gedenkveranstaltung hielt wieder Dieter Keim. Seine Ausführungen stellte der Schulpfarrer unter den Titel „Unerhörte Fragen“. Keim versuchte sich in die Lage zu versetzen, „wie es ist, Täter, Zuschauer und Opfer von (Un-)Menschlichkeit zu sein“.
Er stellte provokativ die Frage, was wir heute eigentlich mit den Verbrechen Nazi-Deutschlands zu tun hätten. Eindrucksvoll schilderte der Schulpfarrer, wie heute noch gezielte Verschwörungstheorien und Antisemitismus dem Hass Bahn brechen.
Wie auch schon Bendl rief Keim zu Toleranz und Menschlichkeit auf. Er zitierte aus dem Koran und dem Talmud und schloss mit Immanuel Kant, welcher fordert, „dass man einen Menschen nie nur als Mittel, sondern immer auch als eigenen Zweck ansehen muss.
Denn ein Mittel hat einen Preis – man kann es benutzen. Ein Mensch aber hat keinen Preis, er hat Würde“, schloss der Schulpfarrer. Absolute Stille herrschte bei der Schweigeminute zum Gedenken an die deportierten Juden aus dem Gersprenztal.
Die DS-Kurse der Q-Phase von Kirsten Berg und Carsten Jonischkeit zeigten das szenische Spiel „Brauner Morgen“ (nach F. Pavloff) und die Musiklehrkräfte Joschka Althoff und Manfred Kilthau verliehen der Gedenkveranstaltung mit jüdischen Instrumentalstücken einen würdigen Rahmen.
Die Organisation des Tages lag wieder in den Händen des Sprechers der Fachschaft Geschichte, Dr. Dirk Strohmenger.