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„Was richtig ist, sagt das Herz“

Die neue Pfarrerin in Michelstadt, Dr. Anneke Peereboom. Foto: Bernhard Bergmann

Dr. Anneke Peereboom ist neue Pfarrerin in Michelstadt

MICHELSTADT. - Woch Erst vor wenigen en ist Familie Peereboom ins renovierte Pfarrhaus in der Kellereibergstraße eingezogen, doch es ist ihnen bereits sichtbar zur Heimat geworden.

Vor allem haben die vier Kinder den großen Garten erobert und zum Beispiel festgestellt, auf welche BĂ€ume man klettern und wie hoch eine Seifenblase steigen kann. Vater Martijn – aus den Niederlanden stammend – hat unterdessen ein gut bespielbares Fußballfeld eingerichtet.

Dr. Anneke Peereboom ist seit Monatsbeginn die neue Pfarrerin der Pfarrstelle West; sie folgt im Amt Jost Mager nach, der im vergangenen Jahr in den Ruhestand gegangen ist. Ihr Kollege ist Frank Seeger (Pfarrstelle Ost). ZustĂ€ndig ist sie außerdem im Rahmen einer Vakanzvertretung fĂŒr die Kirchengemeinde WĂŒrzberg.

„Es gibt viele Meinungen, aber was richtig ist, sagt mir das Herz“, ist eine der Überzeugungen der neuen Pfarrerin, die 2015 in Klingelbach (Nassauer Land) ihre erste Stelle ĂŒbernommen hatte. Was sie in diesem Fall meint, ist die Entscheidung, doch noch Pfarrerin zu werden.

Schließlich hatte sie bereits Theaterwissenschaften und Publizistik studiert, letzteres sogar mit Doktortitel, und sie hatte eine Stelle beim ZDF in Aussicht.

Aber eine 15-monatige Weltreise, bei der sie in Finnland auch ihren zukĂŒnftigen Ehemann kennenlernte, brachte noch einmal einen neuen Blick – und eben jene RĂŒckmeldung des Herzens, von der sie erzĂ€hlt.

UrsprĂŒnglich hatte sie mit Kirche nicht viel am Hut, bekennt sie offen, war als Jugendliche TurniertĂ€nzerin. Aber nach der Konfirmation kam sie zu einer Gruppe in ihrer Kirchengemeinde in Usingen, die sie begeisterte.

„Das ist das genialste Alter, um mit dem Glauben in den Kontakt zu kommen“, findet Anneke Peereboom und möchte eben da auch in Michelstadt ansetzen.

Andere Formen der VerkĂŒndigung auszuprobieren, reizt sie ebenfalls – sei es nun eine Gottesdienstreihe im Kino oder an anderen Orten, mit neuen Formaten oder ungewöhnlicher Musik.

Da hat sie auch in ihrer bisherigen Gemeinde Erfahrung gesammelt, etwa mit Gottesdiensten bei den Menschen im heimischen Garten – besonders in Corona-Zeiten; darĂŒber hat sogar das Fernsehen berichtet.

Beim Gottesdienst in der MichelstĂ€dter Stadtkirche wurde zugleich mit der neuen Pfarrerin auch ihre Familie mit einem herzlichen, langanhaltenden Applaus begrĂŒĂŸt. Dekan Dr. Karl-Heinz Schell fĂŒhrte die neue Kollegin mit SegenswĂŒnschen offiziell in ihr Amt ein.

Neben etlichen ihrer neuen Gemeindeglieder aus Michelstadt und WĂŒrzberg waren auch GĂ€ste aus Klingelbach gekommen. In Michelstadt ist sie ĂŒbrigens, so erwĂ€hnte Kirchenvorstandsvorsitzender Jan Heidrich in seiner BegrĂŒĂŸung, die erste Pfarrerin in der Geschichte der Kirchengemeinde sowie die insgesamt 130. Pfarrperson seit der Reformation.

In den Mittelpunkt ihrer Predigt stellte Peereboom die biblische Geschichte von Kain und Abel und bĂŒrstete sie krĂ€ftig gegen den gelĂ€ufigen Strich. Die leicht erscheinende Unterteilung in Gut und Böse, Richtig und Falsch, sei ein Trugschluss, zeigte sie auf und ist ĂŒberzeugt: „Jeder von uns trĂ€gt beides in sich.“