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Trauer um Ernst Schmerker: sozial engagierter Journalist und Fotograf gestorben

Der MichelstÀdter Journalist, Fotograf, GeschÀftsmann und WohltÀter Ernst Schmerker ist im Alter von 91 gestorben. Foto: mk-Presse

Der MichelstĂ€dter GeschĂ€ftsmann und WohltĂ€ter, der insbesondere als Journalist und Fotograf weit ĂŒber die Grenzen seiner Heimatstadt Michelstadt hinaus bekannt war, ist im Alter von 91 Jahren verstorben

MICHELSTADT. - Mehr als 70 Jahre stand er, insbesondere als Journalist und Fotograf, im Rampenlicht der OdenwĂ€lder Öffentlichkeit. Jetzt ist der MichelstĂ€dter GeschĂ€ftsmann und WohltĂ€ter Ernst Schmerker im Alter von 91 Jahren gestorben.

Ernst Schmerker war ein echter MichelstÀdter Bub, der am 22. MÀrz 1931 im heutigen Stadtteil Steinbach zur Welt kam und in einem GeschÀftshaushalt aufwuchs.

Er entstammte einer sozial eingestellten Familie, die mit zu den Stiftern des ersten MichelstÀdter Krankenhauses an der Unteren Pfarrgasse gehörte. Als Heranwachsender sah Ernst Schmerker, wie die Not das Leben vieler Menschen verÀnderte.

Schon als Gymnasiast war er kurz nach Kriegsende MitbegrĂŒnder der SchĂŒlerselbstverwaltung und erster PrĂ€sident des GesamtschĂŒlerrates am Gymnasium Michelstadt.

Aus dieser Zeit datiert auch seine Bekanntschaft mit Kurt Biedenkopf, der damals das Gymnasium in Groß-Umstadt besuchte und dort als SchĂŒler ebenso aktiv war wie Ernst Schmerker in Michelstadt.

Bereits vor der WĂ€hrungsreform, als er noch die Schulbank drĂŒckte, entdeckte Ernst Schmerker sein Faible fĂŒr die Pressearbeit. Kurz vor dem Abitur verließ er die Schule, um sich hauptberuflich mit Journalismus zu befassen.

ZunĂ€chst arbeitete er als Lokalberichterstatter fĂŒr das DarmstĂ€dter Echo, die Frankfurter Rundschau, die Frankfurter Neue Presse und wechselte spĂ€ter als „fester freier Mitarbeiter“ zum DarmstĂ€dter Tagblatt. Dort arbeitete er bis zu dessen Einstellung im Jahr 1986 und arbeitete seither bis zuletzt fĂŒr den Nachfolgeverlag.

Aber auch beim Hessischen Rundfunk und Fernsehen war er kein Unbekannter. Mit 21 Jahren packte Ernst Schmerker neben seiner journalistischen TĂ€tigkeit wiederum etwas Neues an. Er grĂŒndete ein FotogeschĂ€ft und gliederte diesem spĂ€ter noch ein ReisebĂŒro an. Im Jahr 1991 ĂŒbergab er seine inzwischen gut eingefĂŒhrten GeschĂ€fte an einen jĂŒngeren Nachfolger.

Die Lust an der Herausforderung verband sich bei Ernst Schmerker bis wenige Wochen vor seinem Tod noch mit einer nicht nachlassenden Neugierde und Faszination des Schreibens nahm ihn bis zuletzt gefangen. Das KĂŒrzel ‚sm‘ wurde zum Symbol fĂŒr solide journalistische TĂ€tigkeit im Odenwald und weit darĂŒber hinaus.

Seit mehreren Jahren lieferte Ernst Schmerker auch der FACT-Redaktion qualitativ hochwertige journalistische BeitrÀge aus seiner Heimatstadt Michelstadt wie dem Odenwaldkreis.

Damit aber lÀngst nicht genug: Ernst Schmerker widmete sich auch seit mehr als einem halben Jahrhundert sozialen Belangen in seiner Heimat.

Zur AWO Michelstadt kam er 1963 eher zufĂ€llig. Unterwegs traf er seinen AmtsvorgĂ€nger, der ihn flapsig fragte: „Hoscht du net aa was iwwrich fer die aarme Leit? Dann koannscht du aach Mitglied in de AWO werrn!“

„Mach ich, aber nur dann, wenn ich aach aktiv mitmache derf“, war die Antwort Ernst Schmerkers. Nach einer kurzen Zeit als Vorstands-Beisitzer, wurde er bereits nach einem Jahr Stellvertretender Vorsitzender und 1976 Erster Vorsitzender des AWO-Ortsverbands Michelstadt.

In den vielen Jahren an der Spitze des Sozialverbandes erwarb er sich allseitige Anerkennung. Dabei war Ernst Schmerker stets bewusst, dass öffentliche Wirkung nicht nur eine Frage des Wortes und Handelns, sondern auch des Ă€ußeren Erscheinungsbildes ist, fĂŒr dessen Modernisierung er sich stĂ€ndig engagierte.

Viele erinnern sich noch heute dankbar an seine RatschlĂ€ge und Tipps, um die er nie viel Aufhebens machte. Kaum zu glauben, wie viele Projekte er fĂŒr die AWO mit angeschoben hat: Die GrĂŒndung des Altenklubs und der Kleiderkammer, Jugendaustausch mit Frankreich, Anschaffung eines Personentransporters, Fahrdienst und Nachmittagsfahrten fĂŒr den Altenklub.

Unvergessen sind auch die großzĂŒgigen Spenden fĂŒr den stĂ€dtischen Kindergarten, fĂŒr das stĂ€dtische Altenheim, fĂŒr das SeniorenbĂŒro der Stadt und fĂŒr das Zentrum Gemeinschaftshilfe.

Auf seine Initiative gehen auch die jĂ€hrlichen Weihnachtspakete an BedĂŒrftige und die Ausrichtung der Weihnachtsfeiern zurĂŒck. Ein Herzenswunsch Schmerkers hat sich schließlich zum Ende seiner Amtszeit mit dem Kauf eines Hauses am RathausgĂ€sschen erfĂŒllt.

Dort verfĂŒgt die AWO ĂŒber ein eigenes Domizil, in dem 2004 auch die bis damals in Steinbach untergebrachte Kleiderkammer Raum fand.

Rund sechs Jahrzehnte hat sich Ernst Schmerker mit großem persönlichem Engagement bei der Arbeiterwohlfahrt in Michelstadt fĂŒr die sozialen Belange in unserer Gesellschaft eingesetzt. „Unsere JahrgĂ€nge haben nach dem Zweiten Weltkrieg am eigenen Leib erfahren, wie wichtig SolidaritĂ€t ist!“ sagte er.

Möglich war die Verwirklichung vieler Visionen nur, weil Ernst Schmerker das Wort Alleingang nicht kannte, weder bei seinen vielfÀltigen ehrenamtlichen Aufgaben noch im eigenen Leben.

Eines war Ernst Schmerker ebenfalls bis zuletzt besonders wichtig: Seine Mitgliedschaft in der Freimaurerloge ‚Zu den drei Sternen‘, die ebenfalls humanitĂ€re Ziele verfolgt.

Ein anderes Hobby brachte den Umtriebigen bis ins hohe Alter tĂ€glich tĂŒchtig ins Schwitzen, auch wenn das zuletzt Pandemie-bedingt nur eingeschrĂ€nkt möglich war. Ernst Schmerker war ĂŒberzeugt, dass er durch regelmĂ€ĂŸige BetĂ€tigung im Fitnessstudio seine LebensqualitĂ€t nachhaltig verbessern wĂŒrde. Auch eine gesunde ErnĂ€hrung zĂ€hlte fĂŒr ihn zu einer soliden LebensfĂŒhrung.

FĂŒr sein soziales Engagement hat Ernst Schmerker im Laufe der Jahre zahlreiche Ehrungen erhalten: Die Marie-Juchacz-Medaille als höchste Auszeichnung der Arbeiterwohlfahrt, den Ehrenbrief des Landes Hessen, die Ehrennadel in Gold der Stadt Michelstadt, das Bundesverdienstkreuz, die Ehrenplakette des Odenwaldkreises in Bronze und die Ehrenplakette der Stadt Michelstadt.

Zu den Trauernden zĂ€hlen neben Tochter Ina, einer viele Jahrzehnte in Vielbrunn tĂ€tigen Ärztin, mit der er sich regelmĂ€ĂŸig zu den Mahlzeiten traf und austauschte, und die ihn auch bis zuletzt begleitete, zahlreiche Freunde und Bekannte.

Die Trauerfeier fĂŒr Ernst Schmerker ist am Donnerstag, 1. September, um 13 Uhr, auf dem MichelstĂ€dter Friedhof.