Seltene Insekten finden Lebensraum im Odenwald
Käfer- und Ameisenkundler Werner Horn legt Dokumentation vor + + + Landrat bedankt sich für wichtige AnregungenODENWALDKREIS / GAMMELSBACH. - Es wuselt und krabbelt allerorts – der Odenwald bietet mit seinen unterschiedlichen Landschaftsbestandteilen nicht nur Wirbeltieren, sondern auch einer großen Zahl von kleinsten Tieren Lebensraum.
Der Koleopterologe Werner Horn ist seit vielen Jahren damit beschäftigt, die im Odenwald vorkommenden Käfer- und Ameisenarten nachzuweisen.
Zuletzt hat der ambitionierte Autodidakt in den Jahren 2018 bis 2020 das Naturschutzgebiet Jakobsgrund bei Gammelsbach zu seinem Forschungsgegenstand gemacht.
Das Ergebnis hielt der Einundachtzigjährige in einer 20-seitigen Ausarbeitung fest und stellte diese nicht nur der Arbeitsgemeinschaft Hessischer Koleopterologen bei der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt, sondern auch dem Odenwaldkreis zur Verfügung.
„Für uns ist dieses Werk eine einmalige und bemerkenswerte Informationsquelle – bisher gibt es für keinen Bereich des Kreises etwas Vergleichbares“, hebt Klaus E. Bischoff, Leiter der Abteilung Umwelt und Naturschutz, die Bedeutung dieser Dokumentation hervor.
Auch für die Landschaftspflege gibt die Untersuchung Empfehlungen, die die entsprechende Abteilung berücksichtigen will. Landrat Frank Matiaske bedankte sich im Namen des Odenwaldkreises bei Horn für dessen außergewöhnliches Engagement und ließ ihm eine Anerkennung zukommen.
„Am Beispiel der Arbeit von Herrn Horn sieht man eindrucksvoll, in welch hoher Qualität Ehrenamt im Odenwaldkreis gelebt wird.“
Ziel und Inhalt der Untersuchung Horns war die Feststellung von Käfer- und Ameisenarten des im Jahr 1996 zum Naturschutzgebiet erklärten „Jakobsgrund bei Gammelsbach“ in der Stadt Oberzent.
Bei den heimischen Ameisenpopulationen konnte Horn 16 Arten nachweisen, von denen zwölf sehr häufig in Südhessen anzutreffen sind.
Die Wiesenwaldameise – mit dem klangvollen lateinischen Namen Formica pratensis – ist im Odenwald die zweithäufigste Waldameisenart und gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Das Gebiet beherbergt vier weitere seltene Ameisenarten, die in ihrem Bestand gefährdet sind.
Im Rahmen seiner umfassenden Käferanalyse konnte der passionierte Insektenkundler insgesamt 207 Arten aus 32 Familien nachweisen, darunter sieben Arten, die auf der Roten Liste Deutschlands zu finden sind sowie vier Arten der Roten Liste Hessens.
„Sehr erfreulich ist, dass ich im Zuge meiner Arbeit wider Erwarten auch zwei Laufkäferarten vorfinden konnte, die sogenannte Wiederfunde für Hessen darstellen und die die Wertigkeit des Naturschutzgebietes Jakobsgrund für Insekten wesentlich erhöhen.
Diese beiden Arten sind seit über 60 Jahren beziehungsweise seit über 150 Jahren nicht mehr gefunden worden und gelten in Hessen als ausgestorben oder verschollen“, erklärt Horn.
Im Vergleich zu einer älteren Untersuchung aus dem Jahr 1992 konnte Horn einige Arten aber auch nicht mehr nachweisen, darunter der Feldlaufkäfer Carabus cancellatus, eine große Laufkäferart, die inzwischen aus Hessen verschwunden ist.
Ursachen für die Differenz können vielfältig sein, wie etwa die Veränderung von Lebensräumen bei Pflanzenarten und -gesellschaften, die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung,
Wetterverhältnisse und Klimaveränderung oder auch eine unterschiedliche Forschungsmethodik. Auch diesem Thema widmet sich der Forscher in seiner Arbeit und bewertet die Bedeutung des Beobachtungsgebiets anhand ökologisch wertgebender, gefährdeter und faunistisch bemerkenswerter Arten.