Job-Center unterstützt Bedarfsgemeinschaften mit neuer Maßnahme
„BG-Coaching“ beim Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. mit ersten ErfolgenODENWALDKREIS / ERBACH. - Mit dem Ziel, die Perspektiven sogenannter Bedarfsgemeinschaften zu verbessern, startete das Kommunale Job-Center Odenwaldkreis im Mai dieses Jahres die Maßnahme „BG-Coaching“ (Bedarfsgemeinschaftscoaching).
Die Umsetzung dieser neuen Maßnahme übernahm das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. (BWHW) am Standort Michelstadt. Am 15. November ging der erste Durchgang des Coachings erfolgreich zu Ende.
Eine Verlängerung bis vorerst Juli 2021 ist bereits beschlossen, denn die Resonanz auf diese Art der Unterstützung ist durchweg positiv.
Wer SGB-II-Leistungen beim Jobcenter beantragt, stößt unweigerlich auf den Rechtsbegriff „Bedarfsgemeinschaft“ (BG). Der Antragstellende selbst bildet bereits eine BG, lebt er mit weiteren Personen zusammen – übernehmen diese wechselseitig Verantwortung füreinander, so sind alle zusammen eine Bedarfsgemeinschaft.
Zu den weiteren Personen gehören Ehe- und Lebenspartner sowie Kinder, die im Haushalt leben und jünger als 25 Jahre alt sind. Die Maßnahme „BG-Coaching“ versucht auf verschiedenen Wegen, mindestens eine Person in eine sozialversicherungspflichtige Arbeit zu vermitteln und darüber hinaus die Perspektiven für weitere Zugehörige der Bedarfsgemeinschaft zu verbessern.
Sechs bis acht Monate lang, im Bedarfsfall auch länger, können bis zu 20 Personen in der Maßnahme intensiv betreut werden. So auch in den zurückliegenden Monaten, wenn auch, bedingt durch den ersten Corona-Lockdown, zu Beginn auf alternativen Wegen.
Mit den ersten Teilnehmenden erfolgte der Kontakt zeitweise nur über Telefongespräche und gemeinsame Spaziergänge. Erst seit Juni ist ein „normales Arbeiten“ innerhalb der Covid-19-Hygienerichtlinien möglich.
Einzelcoachings finden wieder in den Räumen in Michelstadt statt. Zudem werden Hausbesuche bei den Teilnehmenden angeboten und sehr oft dankbar angenommen.
„Bei den meisten hat sich sehr schnell ein tiefes Vertrauen aufgebaut, sie waren froh, für ihre Probleme ein offenes Ohr und hilfreiche Unterstützung zu finden“, so Gabriele Allemann. Sie ist gemeinsam mit ihrem Kollegen Helmut Willand beim BWHW zuständig für das „BG-Coaching“.
Dieses Vertrauen ist eine wichtige Basis für die intensive Arbeit mit den Teilnehmenden, an deren Anfang immer die Feststellung der Kompetenzen sowie eine Analyse möglicher Wege und Ziele steht.
Dabei zeigen sich oftmals Hindernisse, sogenannte Stolpersteine, die dem Erreichen des Ziels entgegenstehen. Diese sind vielfältig und können unter anderem persönliche Sorgen und Ängste, wie beispielsweise gesundheitliche Probleme, Schulden, Sprachbarrieren, Mobilität, ungeklärte Kinderbetreuung, fehlende Ausbildung und vieles mehr sein.
Mit der Unterstützung der Coachs wird versucht diese Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. „Mal kann der Stolperstein bearbeitet und entfernt werden, mal müssen Umwege gefunden werden, um ans Ziel zu kommen“, betont Coach Willand.
Innerhalb des ersten Durchgangs der Maßnahme konnte so zum Beispiel ein Jugendlicher dazu bewogen werden, wieder in die Schule zu gehen.
In einem anderen Fall wurde sich um die Wiederbeschaffung eines Führerscheins gekümmert und für eine Erwerbsunfähigkeit aus gesundheitlichen Gründen ein Rentenantrag gestellt. Zudem nehmen Ersatzpapiere für eine nationsübergreifende Ehe nun einer anderen Bedarfsgemeinschaft weitere Sorgen.
Einer der größten Stolpersteine ist allerdings die Mutlosigkeit und mangelndes Selbstbewusstsein als Resultat oftmals langfristiger Arbeitslosigkeit und mangelnder Teilhabe.
Dennoch betont Gabriele Allemann: „Wir haben schwierige Fälle, aber keine hoffnungslosen“. Die meisten Teilnehmenden wollen arbeiten, seien aber nicht in der Lage, eigenständig die ersten Schritte in die richtige Richtung nicht finden.
Praktika gehören auch deshalb im weiteren Verlauf zum Bestandteil der Maßnahme „BG-Coaching“. Sie bieten gute Gelegenheiten, (wieder) in den Arbeitsalltag einzusteigen, die eigenen Stärken kennen zu lernen und Selbstbewusstsein zu tanken. Aktuell zeichnet sich dadurch ganz konkret bei drei Bedarfsgemeinschaften die Möglichkeit zur Arbeitsaufnahme ab.
Der Erfolg der Maßnahme freut die Vermittlungscoachs des Kommunalen Job-Centers, die in einem konstruktiven und intensiven Austausch mit dem BWHW stehen und Maßnahmeteilnehmende gemeinsam unterstützen.
Informationen zur Maßnahme „BG Coaching“ erhalten Interessierte beim KJC von Stefanie Weber (Telefon: 06062 70-1570 oder E-Mail: st.weber(at)odenwaldkreis.de) oder beim Maßnahmenträger BWHW von Birgit Golak (Telefon: 06061 9438-20 oder E-Mail: golak.birgit(at)bwhw.de).