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Jubiläum: Olfen und Trévignin sind seit 50 Jahren verschwistert

„Place Olfen“ heißt künftig der Platz an der Schule, der im Beisein zahlreicher Vertreter des öffentlichen Lebens eingeweiht wurde.

Bürgermeister Gottfried Görig und Stadtverordnetenvorsteher Hans-Jürgen Löw machten gemeinsam mit Horst Schnur ein Probesitzen auf der neuen Sandsteinbank vor dem Dorfgemeinschaftshaus. Im Hintergrund das Verschwisterungs Denkmal zum 30-jährigen Jubiläum.

“Dinner for one“ mit Gertrud Platt-Rossbach als Miss Sophie und Wilfried Emig als Butler James zur Eröffnung des Odenwälder Abends.

Bürgermeister Gérard Gonthier enthüllt das Triptychon, das zum Jubiläum aus dem Holz einer Savoyer Randkiefer geschnitzt wurde. Die Erläuterungen wurden von François Mailland und Isabelle Frindt übersetzt.

Für ihre zuverlässige Arbeit im Geiste der Verschwisterung ehrten Bürgermeister Gottfried Görig (5. von links) gemeinsam mit Gertrud Platt-Rossbach (links) und Eberhard Frindt (2. von links) die französischen Freunde.

Auch Trévignin bedankte sich bei den Akteuren aus Olfen für ihre langjährige Arbeit bei den Jugendbegegnungen, dem Spezialitätenstand und dem Weihnachtsmarkt.

Zum Abschied stellen sich die Olfener und ihre Gastgeber zum traditionellen Erinnerungsfoto vor dem Dorfgemeinschaftshaus.

Die Botschaft der 50-jährigen Verschwisterung trug auch der Omnibus in der Frontscheibe und im Heck über die Autobahnen.

Mehr als 60 Olfener Bürgerinnen und Bürger aller Altersgruppen feierten zu Pfingsten mit den Bewohnern ihrer Partnergemeinde das Jubiläum in Trévignin

TREVIGNIN / OLFEN. - Tief beeindruckt und begeistert von der herzlichen Gastfreundschaft in Trévignin kehrte die Olfener Reisegruppe reich beladen mit Gastgeschenken und Savoyer Käse, aber vor allem mit vielen tief bewegenden Eindrücken freundschaftlicher Begegnungen und eines staunenswerten Programms mit beeindruckenden Ereignissen für eine bleibende Erinnerung vom Jubiläum zur 50-jährigen Verschwisterung zurück in den Odenwald.

Mehr als 60 Teilnehmer aller Altersgruppen von Rentnern bis zu Schülern hatten sich über Pfingsten mit Bus, PKW und Motorrädern auf den Weg zu den langjährigen Freunden ins 800 Kilometer entfernte Savoyen aufgemacht.

Die Herzlichkeit der Begegnung ließ keine Sprachprobleme aufkommen. Händedrücke und Umarmungen wie auch ein geselliges Prosit und Santé mit vollem Glas wurden gegebenenfalls von Worten in der Landessprache begleitet und dennoch wohlverstanden.

Mit Stolz verweisen die Partner darauf, dass sie in Europa die kleinste kommunale Partnerschaft pflegen und Olfen von Brüssel die Europafahne verliehen bekommen hat.

Bürgermeister Gottfried Görig als Vorsitzender der Verschwisterungskommission wurde von Stadtverordnetenvorsteher Hans-Jürgen Löw begleitet und repräsentierten die Stadt Beerfelden in ihrer politischen Verantwortlichkeit dieser Partnerschaftsbeziehung ihres Stadtteils. Die gegenwärtige Sprecherin der Olfener Verschwisterungsgruppe, Gertrud Platt-Rossbach, und der langjährige Vorsitzende Eberhard Frindt standen an der Spitze der sehr aktiven Gruppe.

Die Lage von Trévignin

Die Reise nach Trévignin führt über die Schweiz bei Basel, entlang des Genfer Sees und von Genf zum südlich gelegenen Annecy am gleichnamigen See. Olfens Partnerschaftsgemeinde liegt oberhalb des mondänen Badeortes Aix les Bains. Die hier aus den Felsen springenden Thermen schätzten schon die Römer wegen deren Heilkraft.

Auf einer kurvenreichen Straße zieht sich der Weg von der Autobahn bergan durch eine weitläufige Bebauung mit gepflegten Wohnhäusern in einer parkähnlichen Landschaft, in der grüne Wiesen mit alten Baumgruppen ein malerisches Gesamtbild ergeben.

Auf 600 Meter Höhe angekommen, bietet sich den Besuchern ein traumhaft schöner Blick über den Lac du Bourget, den größten Binnensee Frankreichs, der mit einem schiffbaren Kanal zur Rhone verbunden ist. Eingebettet ist das Gewässer in das Gebirgspanorama der Westalpen zwischen dem 1600 m hohen Mont Revard und dem gegenüberliegenden Dent de Chat, dem Katzenzahn. Südlich davon liegt Chambery, Schulstadt und Verwaltungssitz der Region.

Äußerlichkeiten

Der Omnibus der Reisegruppe mit ihrem sicheren Fahrer kündete auf der Windschutzscheibe und im Heckfenster auf einer Banderole mit Stolz vom Anlass des Jubiläums. Basthüte in europablauer Farbe mit mit einem, den Anlass beschreibenden Hutband brachte augenfällig das Zusammengehörigkeitsgefühl zum Ausdruck.

Odenwälder Abend am Samstag, 14. Mai

Gleich am Ankunftsabend luden die Olfener ihre französischen Gastgeber zu einem reichhaltigen Odenwälder Buffet ein mit allerhand Wurst aus Olfen, Hüttenthaler Käse, Lachsforellen aus dem Finkenbachtal und dem allseits beliebten Fassbier aus heimischer Brauerei und Obstbrände aus der Dorfbrennerei.

Die Gäste im voll besetzten Festsaal griffen bei dem schmackhaften Angebot mit vielerlei Geschmacksvariationen ausgiebig zu und genossen die nicht alltäglichen Köstlichkeiten aus dem Odenwald. Musik trug ein Klarinettentrio aus Trévignin mit unterhaltsamen und witzigen Melodien bei.

Eingespielt wurde ein mit Videosequenzen unterlegtes Lied, das bei der jüngsten Jugendbegegnung im April in Olfen von den Jugendlichen komponiert worden war. Die Olfener präsentierten auf der Bühne des Festsaals einen einstudierten Reihentanz zu Country Music, die – wie süffisant angemerkt wurde – einst von den Odenwälder Auswanderern in die neue Welt gebracht wurde und aus der Prärie den Weg zurück in die alte Heimat gefunden habe.

Eingestimmt wurden die Gäste durch die bekannte Spielszene „Dinner for one“, in der Gertrud Platt-Rossbach als 90-jährige Miss Sophie und Wilfried Emig als ihr geduldiger Butler James das jährliche mehrgängige Geburtstagsmenü für die vier bereits verstorbenen Freunde in der sich traditionell wiederkehrenden Prozedur unter lebhaftem Beifall ihrem Publikum präsentierten.

Enthüllt wurde ein aus dem Holz einer Savoyer Bergkiefer geschnitztes Triptychon, das einerseits die symbolischen Trauben aus Trévignin zeigt und andererseits das historische Olfener Bild als Umrahmung eines geschnitzten Mittelteils, das den historischen Bezug zur Verschwisterung der beiden Dörfer darstellt. Jede Gemeinde hatte jeweils ihren eigenen Gestaltungsbeitrag geleistet.

Neben der Chronik über die Verschwisterung überreichten die Olfener eine Bank aus Odenwälder Sandstein, die vor dem Dorfgemeinschaftshaus bei dem Verschwisterungsdenkmal mit einem Blick in die Ferne der Bergwelt aufgestellt wurde.

In seiner Begrüßungsrede ging Bürgermeister Gérard Gonthier auf die langjährige Bedeutung der Verschwisterung ein, die das Dorf in seinen Planungen und Aktivitäten ganzjährig begleitet und die vielen freundschaftlichen Verbindungen wach hält. Die Familien aus Trévignin seien auch im Jubiläumsjahr wie in der seitherigen Tradition gerne Gastgeber und Helfer mit organisatorischen Beiträgen für das Jubiläumsfest eingebunden.

Ehrenurkunden überreichten Bürgermeister Gottfried Görig als Vorsitzender der Verschwisterungs Kommission und die Sprecherin der Olfener Gruppe, Gertrud Platt-Rossbach an langjährige Akteure der Partnerschaftsaktivitäten aus Trévignin, darunter auch Bürgermeister Gérard Gonthier.

Dank erfuhr auch die Beerfeldener Ehrenbürgerin Paulette Pegaz-Blanc, die im hohen Alter die Verschwisterungsaktivitäten noch immer begleitet. Als Übersetzerinnen waren immer wieder Françoise Mailland und Isabelle Frindt mit ihren deutsch-französischen Sprachkenntnissen in hohem Maße gefordert.

Chronik der Verschwisterung

In einer über 120 Seiten starken farbigen Chronik, zu der Martin Schulz als Präsident des Europaparlaments ein Vorwort geschrieben hat, hatte Horst Schnur die Historie der Verschwisterung in Texten und vielen Fotos dokumentiert.

Von Anfang an betreute er mit dem damaligen Dolmetscher und Lehrer Kada Megharbi über viele Jahre die jährlichen Jugendbegegnungen in Trévignin und im Odenwald, weshalb beide vor einigen Jahren auch mit der Auszeichnung der Ehrenbürgerwürde geehrt worden waren. Neben der Chronologie der Partnerschaft enthält das Buch eine große Anzahl von Anekdoten und Erinnerungen, die zum schmunzeln Anlass geben.

Wie alles begann

Der Anstoß kam nach zahlreichen deutsch-französischen Kontakte in Olfen im Odenwald nach 1961, wo Seminare des deutsch-französischen Jugendwerks und der Kreisjugendpflege im Dorfgemeinschaftshaus unter dem Thema „Wir entdecken Deutschland“ organisiert wurden, wie auch im Gegenzug in Chambery Begegnungen mit dem Titel „Wir entdecken Frankreich“.

Hinzu kam eine Vielzahl von Studienfahrten nach Olfen. Landwirtschaftliche Genossenschaften und Organisationen der französischen Landjugend machten in Olfen Quartier und unternahmen fachliche Exkursionen. Volkshochschulen veranstalteten Seminare mit europäischen Themen. Die erstaunlich große Anzahl der fremdsprachigen Grußworte im Gästebuch im Olfener Dorfgemeinschaftshaus ist beeindruckend für ein so kleines Dorf. Rund 600 internationale Veranstaltungen und Seminare werden in einer Liste in Olfen aufgeführt.

Nach der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags zur deutsch-französischen Zusammenarbeit folgte 1963 das Abkommen über das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW).

Der Hinweis auf Trévignin kam von Kada Megharbi

Diese Veranstaltungen, an denen die Olfener Bevölkerung aufgeschlossen teilnahm, die Internationale Trachtenwoche und die Partnerschaft zwischen Erbach und Pont-de-Beauvoisin im Jahre 1963, sowie die aktuellen Ereignisse gaben den Anstoß, über eine internationale Partnerschaft für Olfen nachzudenken.

Der aus Algerien stammende Dolmetscher Kada Megharbi kannte das Savoyer Gebirgsdorf Trévignin, das von der Struktur zu Olfen paßte und knüpfte die ersten Kontakte mit der französischen Gemeinde. Lehrer Helfried Fuchs unterstützte ihn nachdrücklich.

Bürgermeister August Heilmann und mehrere Gemeindevertreter besuchten daraufhin im September 1965 Trévignin, um sich einen Eindruck von der künftigen Partnergemeinde machen zu können. Die herzliche Aufnahme durch die Bevölkerung von Trévignin bestärkte die Olfener Delegation in ihrer Absicht, den Schritt zur Partnerschaft zu wagen.

Der damalige Bürgermeister René Traversaz (†1983) und seine Gemeindevertretung in Trévignin waren ihrerseits entschlossen, die zur Versöhnung ausgestreckte Hand zu ergreifen. Dies war deshalb so bedeutsam, weil die Bewohner von Trévignin im Krieg schmerzhaft unter der deutschen Besatzung zu leiden hatten.

Trévignin lag im Zweiten Weltkrieg im Gebiet der französischen Widerstandsbewegung der Resistance und mußte erleben, wie in den letzten Kriegstagen 18 junge Widerstandskämpfer aus der Region von deutschen Soldaten als Vergeltung mit Genickschüssen an der Steilwand des Mont Revard erschossen wurden.

Eine Pyramide mit geknickter Spitze zeugt noch heute am Gipfel des 1600 Meter hohen Revard von dieser Grausamkeit. Verständliche Zurückhaltung wurde daher erwartet, freundliche Aufnahme überraschte jedoch die Olfener.

So begannen die partnerschaftlichen Beziehungenchen zwischen Olfen und Trévignin in diesem ehemaligen besetzten französischen Gebiet als noch die Wunden offen lagen und noch nicht vernarbt waren. Die Verschwisterungsfeier zwischen den beiden kleinen Gemeinden fand am 16. April 1966 in Trévignin statt.

Von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft, mit der die Olfener Besucher in der neuen Partnergemeinde empfangen wurden, erzählen noch heute alle damaligen Teilnehmer. Die Verschwisterungsfeier gestaltete sich sehr beeindruckend.

Der Moment, als in der Kirche vor dem Altar sich Adam Rösch und George Regairaz als ehemalige Kriegsgefangene die Hand reichten, wurde für alle damaligen Teilnehmer ein bleibender Eindruck. Worte konnten diese symbolische Handlung nicht besser ausdrücken.

Adam Rösch war in französischer Kriegsgefangenschaft in Nordafrika und George Regairaz in deutscher Kriegsgefangenschaft in Kassel. Beide hatten in dieser Zeit jeweils gute Sprachkenntnisse erworben, die bei den Feierlichkeiten die Verständigung erleichterten und beide waren von der Notwendigkeit der Aussöhnung überzeugt.

Mit seiner Ziehharmonika gestaltete George Regairaz unzählige gesellige Stunden musikalisch, in denen bei Wein und gutem Essen das gemeinsame Lied eine bessere Brücke war als das fremdsprachige Wort. Zur Symbolik gehörte es auch, dass Urkunden zur Dokumentation der Verschwisterung unterschrieben wurden.

Verschwisterungs-Urkunde 1966

Wir, August Heilmann und René Traversaz, Bürgermeister der Gemeinde Olfen (Hessen, Deutschland) und der Gemeinde Trévignin (Savoie, Frankreich) zugleich im besten Einvernehmen mit unseren Gemeindeparlamenten, die Partnerschaft unserer Gemeinden beschlossen haben,

- frei gewählt durch die Stimmen unserer Mitbürger - von dem Willen beseelt, gute Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland durch eine aufrichtige Versöhnung und Verständigung zwischen dem französischen und deutschen Volk zu fördern,

- bewusst dadurch dem Frieden zu dienen –

durch den sehnsüchtigen Wunsch unserer Mitbürger bestärkt in dem Bewusstsein, dass unsere Gemeinden schon in früherer Zeit die Wiege der westlichen Zivilisation darstellten und der Geist der Freiheit sich zuerst in den Vorrechten, die sie sich zu erobern wussten, geäussert hat;

in Anbetracht der Tatsache, dass die geschichtliche Entwicklung sich in einem erweiterten Lebensraum vollziehen muss, dass die Welt nur wirklich menschenwürdig ist, in dem Masse, in dem sie den Menschen erlaubt, als freie Bürger in freien Gemeinden zu leben,

übernehmen hiermit die feierliche Verpflichtung:

die ständige Verbindung zwischen den Vertretungen unserer Gemeinden aufrecht

zu erhalten, den Gedankenaustausch auf allen Gebieten zwischen ihren

Einwohnern zu fördern, um so durch ein besseres gegenseitiges Verständnis

das lebendige Gefühl der Brüderlichkeit zu entwickeln,

unsere Anstrengungen zu vereinen um im Rahmen unserer Möglichkeiten erfolgreich

beizutragen zum Werk des Friedens und des Wohlstandes der europäischen

Einheit auf dem Wege zur Einheit der Welt.

Trévignin, den 16. April 1966

Die Partnerschaft nahm rasch organisatorische Gestalt an

Die erlebnisreichen Tage in Savoyen wurden der Grundstein für eine feste und aufrichtige Freundschaft zwischen beiden Dörfern. In guter Erinnerung sind die Teilnahme am Internationalen Trachtenfest des Odenwaldkreises im September 1977 und an der 650-Jahrfeier der Stadt Beerfelden im Juli 1978, als die Trachtengruppe aus Trévignin mit selbstgeschneiderten Savoyer Trachten nach Olfen kam.

Seit Beginn zählen jährliche Begegnungen der Jugend und der Erwachsenen, der Partnerschaftsstand beim Beerfelder Pferdemarkt mit Wein, Käse und Spezialitäten aus Savoyen sowie der Odenwälder Weihnachtsmarkt am Ersten Advent in Trévignin, der sich zu einem weithin bekannten Ereignis entwickelt hat.

Festakt am Sonntag, 15. Mai 2016

Der Jubiläumssonntag begann mit einem Gang zu den Gräbern der Verstorbenen und einem Gottesdienst in der vollbesetzten katholischen Kirche mit einem beeindruckenden Zeremoniell unter Leitung von Pfarrer Père Jaeger und der gestalterischen Mitwirkung zahlreicher Sprechgruppen.

Verlesen und übersetzt wurde ein Brief von Pfarrerin Julia Fricke von der evangelischen Kirchengemeinde Güttersbach, zu deren Kirchspiel die Olfener evangelischen Christen zählen. Sie grüßte die Kirchengemeinde von Trévignin und drückte ihren Wunsch nach einer ökumenischen Verbindung der beiden Dörfer aus.

Die gesamte Bevölkerung und viele Freunde, die ehemals an den partnerschaftlichen Begegnungen beteiligt waren, hatten sich aus der Nähe und der Ferne auf den Weg nach Trévignin gemacht, um mit den Freunden aus dem Odenwald ein Wiedersehen zu feiern. Sie alle füllten den Festsaal und die aufgebauten Zelte. Die rührenden Umarmungen zeugten von den freundschaftlichen Erinnerungen.

Begrüßt wurden sie von acht Alphornbläsern aus Annecy mit einem eindrucksvollen alpenländischen Sound. Bürgermeister Gérard Gonthier konnte zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens, Abgeordnete der Vertretungen des Departements Savoyen und Bürgermeisterkollegen der umliegenden Städte begrüßen.

Mit Ehrungen zeichnete er ergänzend zu den bereits bestehenden Würdigungen anlässlich vergangener Jubiläen nun auch Bürgermeister Gottfried Görig, Eberhard und Elke Frindt, Isabelle Frindt, Stefan Rossbach und Gertrud Platt-Rossbach, Wilfried Emig, Hanne und Horst Lenz, Silke Faatz-Krejca, Helga Wolk, Gerd, Ernst und Lieselotte Seip aus. Ihnen wurde auf diese Weise Dank für Ihre langjährigen Verdienste und ihre persönlichen Einsatz zum Wohle der Partnerschaft ausgesprochen.

Als Vorsitzender der Verschwisterungskommission dankte Bürgermeister Gottfried Görig für die herzliche Aufnahme und versicherte, dass Beerfelden auch in Zukunft seine Verantwortung für diese Verschwisterung ihres Stadtteils Olfen sorgfältig wahrnehmen werde.

Zugleich bedankte er sich bei den Familien, die als Gastgeber wieder Unterkünfte zur Verfügung gestellt hatten. Als Sprecherin der Verschwisterungsgruppe drückte Gertrud Platt-Rossbach die Hoffnung aus, dass sie Jugend die Verpflichtung zur künftigen Begegnung der Menschen aus den beiden Dörfern mit Engagement fortsetzen möge.

Horst Schnur, der als Redaktionsleiter der Verschwisterungs-Chronik und ältester Reiseteilnehmer die Begegnungen von Anfang an begleitet hat, brachte den Wunsch zum Ausdruck, dass auch in den kommenden Jahren verständnisvolle Akteure in den beiden Dörfern den guten Geist der Verschwisterung als Fackel der europäischen Verständigung für einen dauerhaften Frieden in Europa tragen mögen ohne sich von Schwankungen und Stimmungen im Zeitgeist irritieren zu lassen.

Am Dorfgemeinschaftshaus und der Schule wurde ein Platz auf den Namen Olfen getauft. Hierzu wurden eine Tafel und ein Straßenschild enthüllt. Ein Trévignin-Platz gibt es bereits in Olfen am Dorfgemeinschaftshaus.

Vor dem großen Abendessen im Festsaal, das den Spruch vom Essen „wie Gott in Frankreich“ in Erinnerung rief, unterhielt ein Chor mit fünfzig Sängerinnen und Sängern mit temperamentvollen Chören die eintreffenden Gäste. In den Chor bringen sich Menschen aus verschiedenen umliegenden Dörfern mit ihrer Stimmkraft und Freude am Gesang ein.

Nach dem geschmackvollen Essen kam als Höhepunkt eine mit Symbolen der Verschwisterung verzierte Riesentorte erst nach einem geringfügigen Umbau durch die Tür des Saales und versprühte ihren Feuerzauber. Das Meisterstück war liebevoll von Ortsbürger Jean Paul Savioz gestaltet worden, der 1993 den Weltmeistertitel Champion de Monde Chocolatier im damaligen Wettbewerb gewonnen hatte.

Nach dem Abendessen machte sich die große Gästeschar bei einbrechender Dunkelheit mit Lambions auf den Weg durchs Dorf bis zum Ortsrand, angeführt von rhythmischen Melodien einer kleinen Blaskapelle.

Vom Mondlicht beschienen erlebten die Besucher unterhalb der Steilwand des Mont Revard ein wahrlich gigantisches Feuerwerk, das ein Ortsbürger als ausgebildeter Pyrotechniker seiner Heimatgemeinde zum Jubiläum geschenkt hat.

Das nicht endenwollende Spektakel bunter und lauter Feuerwerksraketen, die sich zu bizarren Sträußen blitzender Funken vereinigten, übertraf alle Erwartungen und entlockte den Zuschauern fortlaufende Begeisterungsrufe. Vor der Steilwand des Gebirges entzündete sich ein Schriftband mit feurigen Buchstaben und verkündete im Feuerwerksrauch das 50-jährige Verschwisterungsjubiläum.

Im Anschluss an das Großfeuerwerk stiegen unzählige japanische Laternen in den nächtlichen Mondscheinhimmel. Im weiten Bogen zogen die leuchtenden Heißluftballons über die Dörfer und kündeten symbolisch als Lichtpunkte weithin vom Verschwisterungsjubiläum.

Fahrt ins Massif des Bauges am Dienstag, 16. Mai

Eine Fahrt in das Herz des regionalen Natur- und Geoparks Massif des Bauges brachte die Odenwälder in Verbindung der dortigen Naturparkarbeit, deren Repräsentanten einen freundschaftlichen Kontakt zum Odenwälder Partner wünschen.

Das Bauges-Massif liegt in der Nord-Süd-Ausdehnung zwischen Annecy und Montmelian, sowie Aix les Bains und Chambery im Westen und Albertville im Osten in den nördlichen Westalpen. Die Region bildet eine natürliche Insel, die durch Faltungen von Kalksteinformationen, Schiefern und tertiären Sedimenten zu einer dekorativen Landschaft mit markanten Reliefs, engen Schluchten und Wasserfällen entstand.

Das Gebiet liefert die Wasserversorgung für die Region und die beiden größten Seen Frankreichs bei Annecy und Aix les Bains. Der Geopark befasst sich neben Angelegenheiten des Naturschutzes auch mit Aufgaben der Bildung und des Tourismus.

Das Gebiet ist reich an historischen Denkmälern, die mit lokalen Kalksteinen gebaut wurden. Charakteristische Weine und wohlschmeckende Käse mit einer entsprechenden Herkunftsbezeichnung sind typisch für die Region und prägen eine starke lokale Identität.

Als Natura-2000-Gebiet sind wild lebende Tiere ein wichtiges Schutzziel für den regionalen Naturpark seit 1995 als Teil des Gesamtziels zur Erhaltung und Weiterentwicklung des Natur- und Kulturerbes sowie der nachhaltigen lokalen wirtschaftlichen Entwicklung.

Der Besuch gab begünstigt von strahlendem Sonnenwetter Anlass in Aillon-le-Jeune die große Ferme de la Corriere mit ihrer Milchviehhaltung in Weidewirtschaft und der dazugehörenden Käserei zu besuchen. Ausgesprochene lokale Käsespezialitäten wie Tome des Bauges und Tomme des Chèvre trafen auf den Geschmack der Besucher.

In der Nähe wird das ehemalige Kloster Chartreuse d’Aillon, das ehemals zu Mutterkloster der großen Kartause gehörte, zu einem Haus des Naturerbes ausgebaut. Es bietet bei einer Besichtigung Informationen über Kultur und Geschichte von Land und Leuten im Naturpark.

Nach dem informativen Besuch im Geopark versammelten sich die Partnerschaftsteilnehmer zum Abschiedsabend mit Festessen im Dorfgemeinschaftshaus. Serviert wurden hausgemachte Fleischpastete, Goldbrasse mit Flusskrebssauce und Kartoffelauflauf, sowie Kuchen mit karamellisierten Apfelhälften in Zimtrahm. Begleitet wurde das wohlschmeckende Essen von temperamentvoller Jazzmusik einer lokalen Musikgruppe.

Mit dem kraftvollen Lied „Leinen los - Der Abschied fällt schwer“ von Santiano in Deutsch und Französisch gemeinsam gesungen waren die Rührungen sehr wohl zu spüren, in denen die Gefühle für den familiären Charakter des Festes mitschwangen.

Anlass gab der Abend, sich mit anerkennenden Dankesworten für den eindrucksvollen Aufenthalt zu verabschieden und Einladungen zum Pferdemarkt auszusprechen wie auch zum Weihnachtsmarkt am Ersten Advent. Planungen für die jährlichen Jugendbegegnungen und die Treffen der Erwachsenen wollen beide Partnerschaftsgruppen alsbald in Angriff nehmen.

Auf der Rückfahrt anderntags waren die Gespräche nachhaltig von den Eindrücken beim Verschwisterungsjubiläum geprägt und von der Verantwortlichkeit, die Arbeit auch in der Zukunft zu gestalten.

 

Text aus der Chronik

Olfen - Trévignin – seit 50 Jahren die kleinste Partnerschaft in Europa

Ein friedlich geeintes Europa ist nach dem schrecklichen Zweiten Weltkrieg mit seinem unsäglichen Leid entstanden. Die Aufgaben der Staatsmänner in der großen Politik wurden von vielen Verschwisterungen zwischen deutschen und französischen Städten und Gemeinden begleitet. Eine Verständigung im europäischen Geist mußte die politischen Grenzen und die Sprachbarrieren überwinden.

Als Beispiel kann die seit nunmehr 50 Jahre bestehende Verschwisterung von Olfen im Odenwald mit Trévignin in Savoyen dienen. Legt man die Einwohnerzahlen zugrunde, so ist es die kleinste Partnerschaft in Europa. Das Verschwisterungsjubiläum will zugleich als Botschaft und Vermächtnis für die nachkommenden Generationen verstanden sein, um den guten Geist der historischen Verständigung dauerhaft zu bewahren.

Die heutigen Jugendbegegnungen haben an Normalität gewonnen und sind weitgehend unbelastet von der unseligen Vergangenheit. Bleibt die Hoffnung der älter werdenden Generation mit ihren Erfahrungen, dass mittlerweile vertraute Gewohnheiten nicht zur Fahrlässigkeit und Schläfrigkeit führen und die Fackel der Verschwisterung als Zeichen der Beständigkeit in die Zukunft getragen werden kann.

Die Verschwisterung lebt von den Menschen und durch die Menschen und durch deren Wertebewusstsein. Die Zahl 50 wird auf der Titelseite von den Menschen in Trévignin und in Olfen gebildet und symbolisiert auf diese Weise das Fundament und die Kraft der Menschen, die über diese lange Zeit in die Verschwisterung eingebracht wurde. Wir haben in den 50 Jahren in unseren Dörfern erkannt, dass Freundschaft Grenzen überwindet.

Möge Europa der Freundschaften als Fundament nicht verdrängt werden durch ein ökonomisiertes Europa der Technokraten und auch zukünftig die Chance haben, von der Ehrlichkeit und Toleranz der Menschen zu leben und nicht von Bürokratie und Machtwillen der Staatenlenker und dem Profitdenken der Finanzkapitäne beherrscht werden.

Möge die Kraft der Freundschaft untereinander weiterhin Trennungen und Grenzen überwinden und den Bestand Europas und die friedliche Struktur des Miteinanders kommenden Generationen sichern helfen, wenn es darum geht, nationalen Eigensinn und und den Geist der europäischen Gemeinschaft in der Waage zu halten.