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Erbacher SĂŒdstadt: Aus Drei mach Eins minus Vier

Von dem im vergangenen Jahr vorgestellten Großprojekt mit Hotel, Boardinghaus, drei ÄrztehĂ€usern und einem mehrgeschossigen Parkdeck entlang der Friedrich-Ebert-Straße sind in der aktuell beschlossenen Bauleitplanung lediglich Hotel und ein Ärztehaus verblieben: und selbst diese wurden von der ursprĂŒnglich geplanten Gesamthöhe von 18 Metern um vier Meter auf nunmehr maximal 14 Meter reduziert

ERBACH. - Die von BĂŒrgermeister Dr. Peter Traub und der Magistratsmehrheit Mitte vergangenen Jahres vorgestellten ebenso ambitionierten wie risikobehafteten Erbacher SĂŒdstadtplĂ€ne (siehe Fact-Bericht unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews) wurden in der jĂŒngsten Sitzung der Stadtverordneten zunĂ€chst auf ein Minimum reduziert.

Der aktuelle Parlamentsbeschluss zur Bauleitplanung sieht vor, neben dem Hotelprojekt am Standort des frĂŒheren Möbelhauses Schmidt lediglich ein Ärztehaus am Standort des frĂŒheren Lagers der GetrĂ€nkehandlung Kauer zu errichten. Boardinghaus und mehrgeschossiges Parkdeck finden sich auch nicht wieder in den neuen PlĂ€nen.

Auch der ursprĂŒnglich entlang der MĂŒmling geplante Radweg fiel dem Rotstift zum Opfer. Selbst die Geschosshöhe fĂŒr die verbliebenen Hochbauwerke wurde noch von ursprĂŒnglich 18 Metern um vier auf nunmehr 14 Meter begrenzt, was der Reduzierung um ein Geschoss entspricht.

Die SPD-Fraktion hatte gar eine Reduzierung auf 10 Höhenmeter im Blick, ließ schlussendlich jedoch von diesem Ansinnen ab und enthielt sich der Stimme. GrundsĂ€tzliche Ablehnung erfuhr das Gesamtprojekt durch die drei anwesenden Fraktionsmitglieder der GRÜNEN.

Zustimmung zum Beschlussvorschlag der Verwaltung gab es letztlich elf aus den Reihen von ÜWG, CDU und FDP bei sieben Enthaltungen aus der SPD-Fraktion.

FlachdĂ€cher sollen begrĂŒnt und mit Solaranlagen ausgestattet werden

Wie Klaus-Peter Trumpfheller, Vorsitzender des Bauausschusses im Stadtparlament, berichtete, habe man nach der Offenlage der Bauleitplanung in diesem Gremium bereits viele Fragen beantworten können.

So sollen die FlachdĂ€cher begrĂŒnt und mit Solaranlagen ausgestattet werden, der Weg entlang der MĂŒmling entfallen und die HochbauaktivitĂ€ten auf Hotel und ein statt drei ÄrztehĂ€user beschrĂ€nkt bleiben. Diesen Beschlussvorschlag des Magistrats hatten vier Gremienmitglieder bei zwei Enthaltungen und einer Gegenstimme zur Annahme empfohlen.

Es gebe auch BĂŒrger, die von der Planung profitieren wĂŒrden, sagte Michael GĂ€nssle, Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses und Fraktionschef der Überparteilichen WĂ€hlergemeinschaft (ÜWG).

Wenn man es nicht schaffe, bis zum Jahresende 2023 Baurecht fĂŒr das Areal zu schaffen, „dann könnte es sein, dass der Investor von seinem vertraglichen Recht Gebrauch macht“, und von dem GrundstĂŒckskauf zu Lasten der Stadt zurĂŒcktrete.

„Geplantes Hotel sehr zielfĂŒhrend“

Man könne auch darĂŒber diskutieren, „ob die vorliegende Planung geeignet ist, dort Stadtentwicklung zu betreiben“, das hier geplante Hotel werde nach einer Stellungnahme der Odenwald-Touristik-Gesellschaft als „sehr zielfĂŒhrend angesehen“.

„Wir wĂŒrden hier, wenn's funktioniert, durchaus einen Mehrwert fĂŒr die Stadt erreichen“, sagte GĂ€nssle. Durch die inzwischen erfolgte Reduzierung der Stockwerkshöhe dĂŒrfte bei den besorgten Anliegern zwischen dem geplanten Hotel- und dem Ärztehausprojekt „eine Milderung im Gegensatz zur Ursprungsplanung eingetreten sein“.

„Wie in Erbach ĂŒblich, wieder einmal auf UmweltprĂŒfung verzichtet“

Diesen Darstellungen mochte sich die Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN, Christa Weyrauch, nicht anschließen. Sie erinnerte, dass ihre Fraktion von Anfang an das Hotelprojekt kritisch gesehen habe, stattdessen hier lieber Wohnungsbau betreiben wollte, und kritisierte vor allem, dass - wie in Erbach ĂŒblich - „wieder einmal auf eine UmweltprĂŒfung verzichtet wurde“.

Ein solches Verfahren folge einer Kann-Bestimmung, „das muss man aber nicht so machen“. Alleine „dieser Verzicht in einem sensiblen Bereich“ sei ein Ablehnungsgrund, befand die GRÜNEN-Sprecherin und verwies darĂŒber hinaus auf den Wohnungsbedarf, der fĂŒr diesen Bereich ebenso ausgeblendet werde, wie die Stellplatzfrage.

„Immer noch ein gewaltiger Klotz, der da steht“

Fraktionschef Gernot Schwinn machte fĂŒr die Sozialdemokraten deutlich, die Reduzierung der maximalen Bauhöhe von 18 auf 14 Meter ziele in die richtige Richtung, allerdings sei das „immer noch ein gewaltiger Klotz, der da steht“, deshalb wolle seine Fraktion lediglich eine Gesamthöhe von 10 Metern mittragen, der vorliegende Plan, sei „zu hoch, zu gewaltig“,und beantragte folglich die entsprechende Änderung.

„Bei einer Reduzierung auf 10 Meter Höhe ist das Projekt tot“, entgegnete der BĂŒrgermeister diesem Vorstoß. Traub erlĂ€uterte, die vorliegend reduzierte Gesamthöhe von 14 Metern sei angepasst an die Höhe umliegender GebĂ€ude.

Alle erforderlichen Institutionen des Kreises wie auch alle sonstigen TrĂ€ger öffentlicher Belange seien befragt und hĂ€tten keine EinwĂ€nde zum vorliegenden Beschlussvorschlag geĂ€ußert. Es habe außer gegen die ursprĂŒnglich geplante Höhe von 18 Metern auch keine Einlassungen gegen die Bauprojekte von Anliegern gegeben.

Den mehrfachen EinwĂ€nden gegen den geplanten Fuß- und Radweg entlang der MĂŒmling habe man insoweit Rechnung getragen, als man diesen komplett aus der Planung herausgenommen habe.

„Eine vernĂŒnftige und zukunftsweisende Entwicklung fĂŒr unsere Stadt“

Der Rathauschef betonte, „wir wollen mit diesem Projekt den Gesundheitsstandort Erbach stĂ€rken“. Auf keinen Fall wolle man in Wettbewerb treten zum Gesundheitszentrum Odenwaldkreis, „sondern wollen ein komplementĂ€res Angebot schaffen“. Damit wolle man zur StĂ€rkung des Standorts beitragen.

Er sei sicher, sagte Peter Traub, „dass das eine vernĂŒnftige und zukunftsweisende Entwicklung fĂŒr unsere Stadt ist“ und warb um entsprechende Zustimmung.

Nach einer Sitzungsunterbrechung erklĂ€rte Gernot Schwinn fĂŒr die SPD-Fraktion, der Änderungsantrag zur Reduzierung der zulĂ€ssigen Gesamthöhe auf 10 Meter sei vor dem Hintergrund entstanden, es handele sich bei den nach erneuter Offenlage zu fixierenden Grundlagen um einen allgemeinen und nicht um einen Vorhaben-bezogenen Bebauungsplan.

Nachdem man sich nunmehr habe beraten lassen, die maximale Bauhöhe beziehe sich lediglich auf die beiden geplanten Projekte Hotel und Ärztehaus, nicht jedoch auf andere Bauvorhaben „werden wir dem Beschlussvorschlag zur Offenlage vor diesem Hintergrund nicht mehr im Wege stehen und werden uns enthalten“, denn hier sei ja nochmals die Möglichkeit der Einwendungen gegeben, sagte Schwinn.