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Neues „gelurt“ verspricht wieder spannende Geschichte(n)

Wohlstand und Armut: Das Titelbild des neuen „gelurt“ mit einer Zeichnung von Carlo Ruppert aus dem Jahr 1946. Sie trägt den Namen „Die Unbarmherzigen: Das Gemeinsame Dach“. Foto: Kreisverwaltung Odenwaldkreis

Landrat dankt Archivarin Hering für „großen Einsatz“ – Buch ab sofort erhältlich

ODENWALDKREIS / ERBACH. - Mit 30 Beiträgen schildert das neue „gelurt“, das Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte 2022, wieder viele Aspekte der Regionalhistorie auf anschauliche und spannende Weise.

Eine Neuigkeit: Das Titelbild ist erstmals farbig. Es zeigt eine Zeichnung von Carlo Ruppert aus dem Jahr 1946 mit dem Namen „Die Unbarmherzigen: Das Gemeinsame Dach“.

Rechts ist ein Mann zu sehen, der gut schlafen kann, weil er alles hat, was er braucht – links eine Mutter mit vier Kindern, denen es am Nötigsten fehlt. Mit der Zeit um 1945 und des Nationalsozialismus befassen sich einige Beiträge in dem Band.

Zum Beispiel der von Heidi Haag, die zwei befreundete Michelstädter in Szene setzt: Adam Wöber, genannt Addi, der schon im Juni 1945, eingesetzt mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung, als Bürgermeister von Michelstadt fungierte, und Johann Geist, die sich für das Gemeinwohl der Bürgerschaft engagierten.

Erich Süssner lässt uns an seiner Vertreibung mit der Familie aus dem Egerland teilhaben, Hans-Günther und Jürgen Morr finden Spuren des Zweiten Weltkrieges in einem Odenwälder Waldgebiet, und Otto Haag stellt Michelstadts „braune Ehrenbürger“ vor.

Es finden sich aber auch zahlreiche andere lesenswerte Texte im neuen „gelurt“. Zum Beispiel familiengeschichtliche Artikel, die wertvolle Einblicke in das Sozialgefüge ihrer Zeit gewähren, so etwa die Beiträge über eine erzwungene Auswanderung aus Olfen im 19. Jahrhundert, eine Frau aus Momart, die im Jahr 1900 sage und schreibe 106 Jahre alt wurde, was damals eine große Seltenheit war, und über Einwanderungen in den Odenwald.

Einige Rückblicke greifen Jubiläen auf: 250 Jahre Jagdschloss Eulbach, 200 Jahre Pfarrei Neustadt, 100 Jahre Landwirtschaftsschule und Landwirtschaftsamt in Reichelsheim sowie 40 Jahre Naturschutzgebiet Steinbacher Teich und Fürstenauer Park.

Gleich 15 Biographien namhafter Persönlichkeiten sind in einem Beitrag zusammengefasst, der Auskunft über die Beziehungen der jeweiligen Personen zur Region gibt.

Weitere Texte thematisieren zum Beispiel sagenumwobene Grenzmarkierungen sowie die Entwicklung der Reichelsheimer Karosseriewerke. Ein weiterer Artikel entführt die Leserinnen und Leser in die 1950er Jahre mit einer „Musik- und Tanzreise“.

Kreisarchivarin Anja Hering, die das Buch wieder redigiert hat, dankt den neun Autorinnen und 22 Autoren für ihre „akribische Forschung“. Sie hoffe, dass das Interesse an der Lokalgeschichte groß bleibe, „denn der Odenwaldkreis hat eine reiche Historie“, so Hering.

Mit ihrem bevorstehenden Eintritt in den Ruhestand ist der nun vorliegende Band das letzte „gelurt“ unter ihrer Regie. Landrat Frank Matiaske dankte Anja Hering für den „unermüdlichen und von großer Kompetenz geprägten Einsatz für ein Kreisarchiv, das sich hessenweit sehen lassen kann, und das Wachhalten der Odenwälder Geschichte, nicht zuletzt im jährlich erscheinenden ,gelurt‘“.

Für Anja Hering wird es noch eine eigene Verabschiedungsfeier im Landratsamt geben, über die berichtet werden wird.

Das „gelurt“ ist im Bürgerservice des Landratsamts, Michelstädter Straße 12, Erbach, und im Buchhandel erhältlich. Es kostet 18 Euro, im Abonnement 15,50 Euro.