Reichelsheimer Bürgerinitiative prangert fehlende Informationen an
„Keine Begeisterung“ finden die Vorwürfe bei Parlamentsvorsteher Jürgen Göttmann: „Werden gemeinsam nach Lösungen suchen und solche auch finden“REICHELSHEIM. - Seit Herbst vergangenen Jahres kämpfen sie für eine gerechtere Verteilung der Straßenausbaubeiträge (STRABS) und letztlich für deren komplette Abschaffung: Anlieger des Eberbacher Weg in Reichelsheim und mit ihnen weitere Ortsbürgerinnen und Ortsbürger, die ebenfalls die Abschaffung der >STRABS< fordern.
Von der Lokalpolitik fühlen sie sich im Stich gelassen, spätestens seit ein Parallelschreiben von Bürgermeister Stefan Lopinsky und Gemeinderatsvorsteher Jürgen Göttmannn zur Petition des Gemeindeparlaments an die Landesregierung bekannt wurde (siehe FACT-Bericht unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews).
Die inzwischen als Gelbwesten agierenden Mitglieder der Reichelsheimer Bürgerinitiative (BI) für den Wegfall der >STRABS< verteilten daraufhin einen Flyer, mit dem sie in klaren Worten energisches und zeitnahes Handeln ihrer namentlich benannten Lokalpolitiker einforderten.
Einige der BI-Aussagen lauteten: „Eure Bürger möchten Informationen und hören nichts Konkretes!“, und „Informationen zurückhalten und die Bürger im Unklaren zu lassen, führt zu Unfrieden, Spekulationen und Gerüchten.“ Auch wurde die Frage aufgeworfen: „Wird eine Lösungsfindung absichtlich verschleppt?“
„Keine Begeisterung“ löste dieser Flyer bei Parlamentsvorsteher Jürgen Göttmann aus, der in der jüngsten Gemeindevertretersitzung in der Reichenberghalle eine persönliche Erklärung verlas. „Teilweise unsachlich bis zu fragenden Unterstellungen“ prangerte er in dem BI-Flyer an, und wies die Flyer-Inhalte „strikt und ganz entschieden zurück“.
„Absichtliches Verschleppen war noch nie mein und unser aller Arbeitsstil“, sagte Göttmann. „Solche Gemeinheiten sollten Sie unterlassen. Wir werden gemeinsam nach Lösungen suchen und solche auch finden“, versprach der Parlamentsvorsteher.
„Treten Sie unseren Gruppierungen bei, dann können Sie auch mitreden empfahl er den Kritikern, forderte auf: „Beteiligen Sie sich nicht an Gerüchten und Spekulationen“, und fügte einen „Appell an Anstand und Vernunft“ hinzu.
„Viel zu ruhig, ja brav waren die Reichelsheimer Bürgerinnen und Bürger über einen langen Zeitraum, deshalb konnten unsere gewählten Vertreter schalten und walten wie sie wollten“, sieht ein BI-Mitglied die Ursache in der aktuellen Misere.
Für die SPD-Fraktion sagte deren Sprecher Klaus Schäfer: „Man sollte sich schon überlegen, was man sagt und schreibt. Ein solcher Flyer würde „das Klima vergiften“. Und Heinz Kaffenberger ergänzte: „Wir versuchen Lösungen zu erarbeiten. Lassen Sie uns unsere Arbeit machen, für die sie uns gewählt haben, und die in den meisten Fällen ja auch gelingt.“
Kerstin Kreuzer und Brigitte Dieffenbach relativierten für die BI: „Auf dem Flyer stehen nur Fragen, die wir beantwortet haben wollen, nachdem wir bisher vergeblich nach diesen Antworten gefragt und gesucht haben“, sagen Kreuzer und Dieffenbach unisono.
Ein weiterer Mitstreiter ergänzt: „Bei einer von Anfang an klaren Kommunikation wäre vieles wohl anders verlaufen.“ Er sprach damit die Tatsache an, dass die Anwohner des Eberbacher Weg im vergangenen Herbst erst zwei Wochen vor Baubeginn informiert und dann mit möglichen Belastungen von jeweils bis zu 40.000 Euro „schutzlos im Regen standen“.
Auch seien Versprechungen der Gemeindeverwaltung und insbesondere des Bürgermeisters „von weit geringeren Kosten“ nie klar definiert worden. Bei einer Bürgerversammlung im November vergangenen Jahres hatte Bürgermeister Lopinsky noch eingeräumt: „Ich gebe gerne zu, dass die Information schneller hätte geschehen können“ (siehe FACT-Bericht unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews)
„Innerhalb weniger Tage“, so ein Betroffener, „habe die Gemeinde Fakten geschaffen und sich über die Interessen ihrer Bürger hinweggesetzt“, lautete schon damals der Vorwurf (siehe FACT-Bericht unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews).
Inzwischen hat auch der Bürgermeister eingeräumt, dass es in Einzelfällen zu Belastungen bis zu 50.000 Euro kommen könne. Solche Summen hatte Lopinsky zuvor immer als „zu hoch“ verneint.