„Gottes Melodie“ spielen
Dr. Karl-Heinz Schell verabschiedet, Carsten Stein als Dekan eingefĂĽhrtHĂ–CHST. - Dr. Karl-Heinz Schell war sechs Jahre lang Dekan des Evangelischen Dekanats Odenwald.
Nach genau einer Amtszeit geht der 62-Jährige zurück in seine ursprüngliche Heimat, den Westerwald, wo er nun noch für ein Jahr bis zu seinem Ruhestand Vertretungsdienste als Pfarrer übernehmen wird.
Sein Amtsnachfolger Carsten Stein war bereits in den vergangenen Jahren Stellvertretender Dekan gewesen und kennt Land und Leute auch deswegen, weil er selbst Odenwälder und in den vergangenen zehn Jahren Pfarrer in Rimhorn und Lützel-Wiebelsbach gewesen ist.
Das vertrauensvolle und gedeihliche Miteinander der vergangenen Zeit kam sinnbildlich dadurch zum Ausdruck, dass beide mit ihren Gitarren vor dem Altar der evangelischen Kirche in Höchst standen und gemeinsam mit der Gottesdienstgemeinde sangen.
Musik – ein wichtiges, verbindendes Element zwischen den beiden, dies stellte auch der Starkenburger Propst Stephan Arras (Darmstadt) fest, als er Karl-Heinz Schell entpflichtete.
Als „leidenschaftlich, den Menschen nahe“ charakterisierte der Propst dabei den scheidenden Geistlichen; außerdem als „Wanderer zwischen den Welten“: Begegnungen seien ihm wichtig, der Wunsch, Menschen zusammenzubringen.
Viele Erfahrungen aus dem Ausland brachte Schell 2016 mit in den Odenwald, zuletzt sieben Jahre als Auslandspfarrer in Peking.
„Abschied, Wehmut, Trauer, Freude, Dankbarkeit, Umzug, Gemeinschaft, Neugierde – das ist einiges von dem, was dieser Tag mit sich bringt“, verdeutlichte Arras und dankte Schell für seinen Dienst.
Im selben Gottesdienst führte Propst Arras Carsten Stein in sein neues Amt ein: Ein Merkmal des künftigen Odenwälder Dekans – zuständig für 24 evangelische Kirchengemeinden zwischen Wald-Amorbach und Neckarsteinach – sei die Begabung, verschiedenste Dinge auszuprobieren und auch gut zu können.
„Das ist von großer Bedeutung für das Amt“, so Arras. Nicht nur Theologe ist Stein, sondern auch PR-Berater und Kirchenmusiker. – Vor allem aber gehe es freilich darum, Jesus Christus zu bezeugen in Wort und Tat. „Frieden und Bewahrung der Schöpfung, das ist Gottes Melodie.“
In einer Dialogpredigt blickten sowohl der seitherige als auch der kĂĽnftige Dekan auf Aspekte ihrer Arbeit und auf die Entwicklung der Kirche in einer Zeit, die viele Herausforderungen mit sich bringt.
Neben den aktuellen Krisen etwa auch das Wenigerwerden: weniger Gemeindeglieder, kleinere Gemeinden, notwendige Kooperationen, geringere Finanzmittel, um nur einige Beispiele zu nennen. „Gemeinden sind Bewahrer“, ist sich Karl-Heinz Schell sicher.
Die Kirche im Ort lasse sich nicht wegdenken. „Aber es muss lebendig werden“, Christinnen und Christen müssten unterwegs sein zu den Menschen, gerade so wie es die Bibel über die ersten Jünger berichtet.
Überzeugt ist Schell, dass man die unterschiedlichen Gaben der Menschen entdecken, entwickeln und fruchtbar machen müsse – zum Gewinn für alle.
Gerade aber die Herausforderungen durch das „Weniger“ möchte Carsten Stein nun als Dekan angehen. Und wohl sieht er Verwaltung und Strukturen als wichtig an, aber immer in einer dienenden Funktion, nie als Selbstzweck, so Stein.
Begleitung, Vertrauen und Offenheit sind weitere wichtige Stichworte, die dem künftigen Dekan am Herzen liegen. „Und ab und an gilt es einfach Entscheidungen zu treffen.“
Die Höchster Klosterpfarrerin Marion Rink berichtete aktuell von der Arbeit mit ukrainischen Geflüchteten im direkt benachbarten Kloster Höchst. Seit zehn Tagen haben dort, wie berichtet, 35 Menschen Zuflucht gefunden, weitere folgen demnächst.
Einige Gäste aus den Reihen derer, die nun im Kloster untergekommen sind, waren auch zugegen. Pfarrerin Rink erzählte in bewegenden Worten von der Situation der Menschen – von Verlust und Ungewissheit vor allem. So war auch die Kollekte des Gottesdienstes folgerichtig diesem Zweck gewidmet.
Die musikalische Gestaltung hatte Andreas Höfeld übernommen; der Höchster Pfarrer sprang gleichermaßen kurzfristig wie versiert für die verhinderte Dekanatskantorin Beate Ihrig ein.
Für die Starkenburger Dekaninnen und Dekane sprach Joachim Meyer (Dekanat Vorderer Odenwald) Abschieds- und Willkommensworte: Karl-Heinz Schells „guter Humor“ und ökumenischer Weitblick hätten die Runde bereichert und würden fortan fehlen.
An Carsten Stein gewandt, nahm Meyer Bezug auf die „wunderbare Stimme“ des musikbegeisterten neuen Dekans und sprach die Hoffnung aus, dass dieser im übertragenen Sinn miteinstimme in den guten Zusammenklang.