GRĂNE: âEs geht um mehr als einen Baumâ
MichelstĂ€dter GRĂNE sind enttĂ€uscht ĂŒber den Beschluss zum FĂ€llen des MammutbaumsMICHELSTADT. - Der Mammutbaum an der Rudolf-Marburg-StraĂe muss fallen. Das beschloss die Mehrheit der MichelstĂ€dter Stadtverordneten am Montag, 21. Juni, in einer Sondersitzung.
Einzig die Fraktion BĂŒndnis 90/Die GrĂŒnen argumentierte gegen die FĂ€llung als Konsequenz einer massiven Fehlplanung und stimmte geschlossen dagegen. Dass der Baum bereits einen Tag nach dem Beschluss tatsĂ€chlich fĂ€llt, schockiert die GRĂNEN darĂŒber hinaus.
NatĂŒrlich sei jeder einzelne Baum von Bedeutung, doch es stecke noch weitaus mehr hinter dieser Debatte. Mit der Citta-Slow-Bewegung und der StadtgrĂŒn-Initiative wolle die Stadt Michelstadt mehr fĂŒr den Natur- und Umweltschutz tun.
âAuf diese Position verlassen sich viele BĂŒrger*innen, Umwelt- und NaturschutzverbĂ€nde und nicht zuletzt wir GRĂNEâ, heiĂt es in deren Pressemitteilung.
EnttĂ€uschend sei das Abstimmungsergebnis jetzt auĂerdem vor dem Hintergrund, dass bereits 2019 basierend auf einem Artenschutzgutachten zugesichert worden sei, den Baum zu schĂŒtzen.
Auf die zusĂ€tzliche Absicherung durch die Untere Naturschutzbehörde habe man dabei bewusst verzichtet. Da die Stadt selbst der BautrĂ€ger ist, sei ausreichend fĂŒr den Schutz des Baumes gesorgt, hieĂ es.
âBĂ€ume tragen maĂgeblich zu einem guten Klima bei. Im Sommer kĂŒhlen sie die Umgebung ab und regulieren die Luftfeuchtigkeit. Bis ein Baum eine gewisse GröĂe erreicht hat, dauert es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte.
Fast ausschlieĂlich versiegelte FlĂ€chen und wenig freier Raum erschweren das Wachstum in StĂ€dten zusĂ€tzlich. Diese Tatsachen machen jeden einzelnen Baum â gerade in einer Stadt â besonders wertvollâ, so der GRĂNE Fraktionssprecher und promovierte Umweltwissenschaftler Jonas Schönefeld.
âDass die Rettung des Baumes in diesem Fall einer schnellstmöglichen Fertigstellung der Kita gegenĂŒbersteht, ist fĂŒr uns GRĂNE besonders bitter. Beides sind zentrale Themen, die uns am Herzen liegen.
Wir haben immer fĂŒr die Kita gestimmt, da uns gesagt wurde, dass hier Naturschutz und Neubau in Einklang gebracht werden könnenâ, erklĂ€rt die Stadtverordnete und stellvertretende Fraktionssprecherin Monika Fuhrig.
âDie vorgestellten Kompensationsmöglichkeiten sind da nur ein schwacher Trost. Wieder einmal hat sich die VernachlĂ€ssigung des Natur- und Umweltschutzes in MichelstĂ€dter Planungsprozessen gezeigt.
Arbeit, Ărger und Zeitaufwand der letzten Tage hĂ€tten verhindert werden können, wenn bereits im Vorfeld das erforderliche Augenmerk auf den Schutz der Natur gelegt worden wĂ€re.
Der Mammutbaum ist kein Einzelfall. 2020 konnte die FĂ€llung der Linde vor dem >Badhaus< zugunsten von Kurzzeit-ParkplĂ€tzen fĂŒr die geplante Kita gegen harten Widerstand vom damaligen GRĂNEN-Stadtrat JĂŒrgen Zinn gerade so verhindert werden.â
Auch der GRĂNE GeschĂ€ftsordnungsantrag auf eine Debatte zum Schutz der Amphibien und Reptilien am sogenannten âPonyhofâ oberhalb des Waldschwimmbads sei am Montag mehrheitlich abgelehnt worden.
Dort sollen im Rahmen des sogenannten âSpielplatzes der Kulturenâ Veranstaltungen stattfinden, die die mittlerweile selten gewordene Feuersalamander-Population gefĂ€hrden wĂŒrden.
Erst auf massiven Druck der GRĂNEN sei die Stadt Michelstadt am 16. Juni dazu zu bewegen gewesen, die NaturschutzverbĂ€nde einzubeziehen, obwohl Monika Fuhrig bereits in der Stadtverordnetenversammlung am 25. Mai darum gebeten habe und dies von BĂŒrgermeister Stephan Kelbert zugesagt worden sei.
Klar sei: Die GRĂNEN freuen sich ĂŒber kulturelle Veranstaltungen und unterstĂŒtzen das Projekt. Es solle aber nicht in Konflikt mit dem Naturschutz geraten und deshalb wĂ€re nach GRĂNEN-Ansicht ein anderer Standort geeigneter gewesen â konkrete VorschlĂ€ge habe die GRĂNE Fraktion bereits unterbreitet.
Es zeige sich erneut sehr deutlich, dass auch weiterhin fĂŒr die BerĂŒcksichtigung des Umwelt- und Naturschutzes in Michelstadt zu kĂ€mpfen sei.
In der Stadtverordnetenversammlung und dem Magistrat wĂŒrden die GRĂNEN dafĂŒr einstehen und auch in Zukunft auf einen vorausschauenden Schutz drĂ€ngen.
Konkret forderten die GRĂNEN eine Baumschutzsatzung fĂŒr Michelstadt und mehr Geld fĂŒr den Naturschutz. Dies sei notwendig, um den âNachholbedarfâ, wie BĂŒrgermeister Kelbert es genannt habe, konsequent anzugehen.