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Frieden wieder lernen

Foto: Olaf Dellit / fundus-medien.de

MICHELSTADT. - Zum diesjährigen Antikriegstag am Sonntag, 1. September, hatte das Odenwälder Friedensbündnis in den Keller der Michelstädter Kleinkunstbühne PATAT eingeladen.

Für das Bündnis begrüßte Siegfried Freihaut, der Referent für Gesellschaftliche Verantwortung im Evangelischen Dekanat Odenwald, das kleine Publikum, das sich an diesem heißen Sommer-Mittag eingefunden hatte, um einen Spielfilm (Titel aus urheberrechtlichen Gründen nicht benannt) zu sehen, der ein überliefertes Ereignis aus dem Ersten Weltkrieg schildert.

In dem knapp zweistündigen Film wird erzählt, wie französische, schottische und deutsche Kampfverbände in eisiger Kälte im Dezember 1914 kurzzeitig die Waffen ruhen lassen, um gemeinsam das Weihnachtsfest zu feiern.

Eine Aussprache schloss sich an, bei der vor allem Betroffenheit laut wurde; an vielen Stellen ist der Film anrührend, ergreifend - und stets auf besondere Weise beglaubigt durch den realen Hintergrund; die Grundlage für die Handlung hat kein Drehbuchautor ersonnen.

Von der "Hoffnung, dass Feinde sich die Hände reichen", sprach Siegfried Freihaut; und davon, dass es an vielen Stellen der Welt - und durchaus auch hierzulande - gelte, "einander wieder als Menschen zu begegnen und Frieden wieder zu lernen". Eindrückliche Texte und Zitate ergänzten das Gesehene.

In vielen Szenen des Films harren die Zuschauer gemeinsam mit den kämpfenden Soldaten aus verschiedenen Nationen im Schützengraben aus, teilen deren Angst, Hoffnung, aber auch kurze Momente der Freude und Erleichterung.

Durch die Vermeidung lediglich einer einzelnen nationalen Perspektive (der Film ist übrigens auch eine Koproduktion mehrerer Länder) gehört allen gleichermaßen die Sympathie, und es wird dadurch umso unverständlicher, warum diese Menschen, die doch nichts als Menschen sein und leben wollen, auf Anordnung der Obrigkeit einander als Todfeinde ansehen müssen, wo doch vorübergehend so etwas wie Freundschaft unter ihnen regiert.

Beklemmend wirkt diese Atmosphäre im dunklen Keller des oftmals kabarettistisch-heiteren und lebendigen PATAT. Man ist froh, fast dankbar, nach zweieinhalb Stunden wieder die wenigen Treppenstufen in die sommerhelle, belebte Michelstädter Innenstadt emporsteigen zu können - und weiß doch, dass nicht allzu ferne Kriege derzeit das Weltgeschehen prägen.