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Die Suchtgefahr lauert auch im GlĂŒcksspiel

Das DRK des Odenwaldkreises und die Suchtberatungsstelle Prisma informierten anhand einer Umfrage zu Sportwetten. Foto: DRK Odenwaldkreis

DRK Odenwaldkreis informiert ĂŒber Jugend und Sportwetten

ODENWALDKREIS / MICHELSTADT. - „Hauptsache, mein Kind nimmt keine Drogen!“ Eine Aussage, die PrĂ€ventionsfachkraft Horst Weigel vom Kreisverband des Roten Kreuzes im Odenwaldkreis und seine Kolleginnen Ilona Sabisch sowie Nikita Girard von der kooperierenden Beratungsstelle fĂŒr SuchtprĂ€vention und GlĂŒcksspielsucht (Prisma) nicht nur einmal am vergangenen Donnerstag in Michelstadt zu hören bekamen.

In der Großen Gasse hatten sie ihren Infostand aufgebaut und durften sich ĂŒber einen sprichwörtlich großen Bahnhof freuen. Denn trotz der herrschenden Hitze nahmen viele Jugendliche und Erwachsene an der Umfrage zum Thema Sportwetten teil.

Dort galt es fĂŒnf Aussagen mit Ja oder Nein anhand von fĂŒnf Klebepunkten zu bewerten. Ziele waren nicht nur die Analyse der Ergebnisse, sondern auch der Erhalt eines Gesamteindrucks zur EinschĂ€tzung der Gefahren, die Menschen in den doch so harmlos erscheinenden Sportwetten erkennen können.

Gibt es ein differenziertes Bild? „Knapp die HĂ€lfte der Teilnehmenden hat sich fĂŒr die eigene Mitschuld der Spielenden entschieden, wenn sie dadurch Probleme bekommen“, erzĂ€hlt Horst Weigel.

Die andere HĂ€lfte hat die Frage mit Nein beantwortet. Dass Sportwetten weiterhin erst ab einem Alter von 18 Jahren erlaubt sein sollten, befanden die meisten der Befragten.

Überraschend fĂŒr die Interviewenden war, dass immer noch einige Menschen glauben, man könne mit einer cleveren Strategie richtig viel Geld verdienen. „Dieses GerĂŒcht hĂ€lt sich eisern, obwohl die Erfahrungen andere Geschichten erzĂ€hlen“, berichtet SozialpĂ€dagogin Nikita Girard von Prisma.

Denn der Suchtfaktor bei Sportwetten und der damit verbundene Abstieg der Spielenden habe sich in vielfacher Weise bestÀtigt, sei aber leider unterschÀtzt.

Dass man bei hÀufigem Spiel viel verlieren kann und Berge von Schulden riskiert, erkannten die meisten der Teilnehmenden an der Umfrage.

„Wenn ich viel wette, muss doch der Jackpot irgendwann kommen“, lautete die Frage, deren Beantwortung das Fachpersonal durchaus ĂŒberrascht hatte. Denn hier waren es nicht wenige der Standbesucher, die ihren Punkt hoffnungsvoll im Feld fĂŒr „Ja“ platzierten.

„GlĂŒcksspiel und Lotto oder das Zocken an Automaten in GaststĂ€tten kennt eigentlich jeder. Aber das Risiko der Sucht bei den so harmlos erscheinenden Sportwetten ist doch eher unbekannt oder wird unterschĂ€tzt.

DafĂŒr wollen wir die Leute sensibilisieren, mit ihnen ins GesprĂ€ch kommen und aufklĂ€ren“, erlĂ€utert Ilona Sabisch und Horst Weigel ergĂ€nzt:

„Hier gibt es tatsĂ€chlich die wenigste öffentliche Wahrnehmung und kaum ein Risikobewusstsein. Oft werden diese Spiele harmloser bewertet als sie in Wahrheit sind.

Aber dies ist eine Sucht wie alle anderen auch. Im Bereich GlĂŒcksspiel gibt zirka dreimal so viele BehandlungsbedĂŒrftige wie bei Heroin, Kokain und Ecstasy zusammen.“

MinderjĂ€hrige seien nicht gefeit davor, im Gegenteil: „Sind Sie ĂŒber 18?“, lautet die Einstiegsfrage auf den einschlĂ€gigen Seiten im Netz. Ein schlichter Klick auf „Ja“ erlaube den Zutritt. Und dass eine psychische AbhĂ€ngigkeit nicht so schlimm sei wie eine physische, habe sich auch als Trugschluss herausgestellt.

Die HĂŒrden sind also denkbar niedrig, wenn man ĂŒberhaupt von welchen sprechen kann. Als Eisberg-Thema bezeichnen die drei Fachleute die Problematik der Sportwetten, denn das Gros der Schwierigkeiten in diesem Umfeld entwickle sich unterhalb der sichtbaren OberflĂ€che.

Wie ist das zu verstehen? „Verschuldung, Vereinsamung und der Verfall von sozialen Kontakten ergeben sich oft schleichend und werden gerne kaschiert“, sagt Ilona Sabisch. „Mit Sportwetten MillionĂ€r zu werden, ist quasi unmöglich.

Auf jeden Fall verdienen die Menschen daran, die im Internet solche Seiten verlinken, denn dafĂŒr bekommen sie gutes Geld“, weiß Weigel. Und mancher vielleicht potentiell GefĂ€hrdete nach den erlĂ€uternden GesprĂ€chen beim großen Bahnhof in der Großen Gasse nun auch.

Bei Fragen zu Gefahren des GlĂŒcksspiels wendet man sich an Ilona Sabisch unter Tel. 0152 / 59 18 65 54 oder der Email: ilona.sabisch(at)suchtberatung-prisma.de, an Horst Weigel unter Tel. 06062 / 607 – 75 oder der Email: suchtvorbeugung(at)drk-odenwaldkreis.de.