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Dorftreff Olfen: Wie Mammut in den Odenwald kam

Bernhard Röck bei seinem Vortrag beim Dorftreff Olfen.

Der Referent wusste viele interessante Details zu berichten. Fotos: DTO

OLFEN. - Mit einer „digitalen WelturauffĂŒhrung“ wurden die GĂ€ste beim Dorftreff Olfen im wiederum voll besetzten Gasthaus „Zum SpĂ€lterwald“ ĂŒberrascht.

Denn der Film „Die Mammutstory“ mit Bernhard Röck aus GĂŒnterfĂŒrst war 1991 auf 16 mm Zelluloid in Sibirien gedreht worden und wurde nun auf Anregung von Horst Schnur im Studio von Klaus und Irene Frank in Michelstadt digitalisiert, womit der technische Aufwand fĂŒr die Projektion damaliger Filme heutzutage mit erheblichem Aufwand gelöst war.

Als der Handel mit Elfenbein vor 25 Jahren durch das Washingtoner Artenschutzabkommen am 17. Oktober 1989 verboten wurde, weil die Nachfrage nach dem „weißen Gold“ durch Wilderei den Bestand an Elefanten weltweit um die HĂ€lfte dezimiert hatte, begaben sich die OdenwĂ€lder Elfenbeinschnitzer mit Bernhard Röck auf die Suche nach geeigneten Alternativen fĂŒr das OdenwĂ€lder Traditionshandwerk. Im fossilen Mammutelfenbein fanden sie schließlich ein geeignetes Material.

Dieser Spur folgend drehten Röck gemeinsam mit dem Filmteam von Dietmar Buchmann aus Berlin im Jahr 1991 am 72. Breitengrad nördlich des Polarkreises im Nordosten Sibiriens an der SteilkĂŒste des Eismeers zwei Sommermonate lang bei Tauwetter, NĂ€sse und Schlamm eine Dokumentation ĂŒber die Lebenssituation von drei MĂ€nnern, die hier unter extremsten Bedingungen nach Mammutelfenbein im Permafrostboden suchen.

In Jakutien, der kĂ€ltesten Region der Erde, findet man große Mengen fĂŒnfzigtausend Jahre altes Elfenbein in hervorragender QualitĂ€t, Skelette und zum Teil auch ganze, gut erhaltene Kadaver der Eiszeitriesen.

Der Film folgt der Spur des Elfenbeins nach Erbach im Odenwald, dem einzigen und letzten Elfenbeinschnitzerzentrum Europas.

In seinem Vortrag ging Bernhard Röck auch auf die Ausbildung an den Beruflichen Schulen des Odenwaldkreises in Michelstadt ein, wo man sowohl die Gesellen- als auch die MeisterprĂŒfung im Elfenbeinschnitzerhandwerk ablegen kann.

Das Deutsche Elfenmuseum im Schloss Erbach dokumentiert, die Geschichte dieses Handwerks mit seinen kreativen Talenten aus einfachen familiĂ€ren VerhĂ€ltnissen, deren kĂŒnstlerische Gestaltungskraft durch die Fachschule gefördert und zur glanzvollen Reife entwickelt wurde.

Über die von Graf Franz I. zu Erbach-Erbach im Jahre 1783 ergriffenen Initiative, das bestehende Drechslerhandwerk durch die Verarbeitung von Elfenbein weiterzuentwickeln, schlug der Fachmann einen Bogen auf die in der Eiszeit entstandenen Kunst figĂŒrliche „Urformen“ aus Mammut zu gestalten.

Eine entsprechende Wanderausstellung dieser europĂ€ischen Eiszeitkunst wird fĂŒr Anfang 2024 fĂŒr drei Monate in Erbach zu sehen sein.

Nach vielen Fachfragen und einem vom Respekt getragenen langen Applaus dankte Horst Schnur sowohl dem Referenten Bernhard Röck als auch der Studioleitung von Irene und Klaus Frank sowie dem Serviceteam fĂŒr die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen und SpezialitĂ€ten aus der Hausmetzgerei.

Der nÀchste Dorftreff ist am Dienstag, 28. November, mit Filmen aus dem Odenwald.