Eine liebevolle und starke Powerfrau
Nachruf: Liesel Schmucker im Alter von 90 Jahren verstorbenBEERFELDEN. - Mit Liesel Schmucker ist eine weit über die Grenzen der früheren Stadt Beerfelden hinaus bekannte und beliebte Geschäftsfrau verstorben. Noch vor wenigen Wochen, am 30. November vergangenen Jahres, feierte sie im Kreis ihrer Familie und zahlreichen Freunden und Bekannten ihren 90. Geburtstag. Am vergangenen Freitag, 31. Januar, verstarb die Betagte plötzlich und völlig unerwartet.
Liesel Schmucker wurde als ältestes von fünf Kindern der Brauerfamilie Lindner in Schwäbisch Hall geboren. Aufgewachsen im elterlichen Brauerei- und Gasthofbetrieb „Drei König“ machte sie nach ihrem Schulabschluss eine Lehre zur Industriekauffrau im elterlichen Betrieb.
Später schloss sich eine Weiterbildung zur Hotel- und Restaurantfachfrau in Wildbad Kreuth an, ehe sie anschließend den Familiengasthof leitete. Hier wurden in der Nachkriegszeit täglich bis zu 1.000 Personen bewirtet.
In ihrer Freizeit war die junge Gastwirtstochter sportlich aktiv und u.a. auch Tischtennismeisterin in Schwäbisch Hall.
Aus der Zeit der Hotelfachschule hatte sich mit den weiteren Abgängerinnen ein Jahrzehnte überdauernder Freundeskreis entwickelt, zu dem auch Trudel Schmalz, geborene Strohhauer, aus Eberbach gehörte.
Der Zufall wollte es, dass die beiden jungen Damen gemeinsam einen Faschingsball in Eberbach besuchten, zu dem auch der Beerfeldener Carnevalsprinz Dr. Gottlieb Schmucker gekommen war. Im närrischen Treiben sprang der Funke über und aus den beiden wurde ein Liebes- und später ein Ehepaar.
Fortan führte sie den Schmucker-Brauereigasthof in Beerfelden zusammen mit ihren Schwiegereltern und mit stets tatkräftiger Unterstützung von Sophie Fuchs. Zwei ihrer vier gemeinsamen Kinder mit Dr. Gottlieb Schmucker sind bereits im Kindesalter verstorben.
Nach dem Umzug in ihr Wohnhaus im Eberbacher Weg kümmerte sich Liesel Schmucker um die Kinder, den Haushalt und unterstützte ihren Mann tatkräftig in der Verwaltung der Brauerei.
Im Haushalt hat sie mehr als 20 hauswirtschaftliche Lehrlinge ausgebildet. Zu vielen von diesen bestand noch Kontakt.
Liesel Schmucker galt als ebenso durchsetzungsstarke wie liebevolle Powerfrau. Ein unvergessener Ausspruch von ihr: „Jetzt müssen wir aber mal den 300er einschalten“, was so viel bedeutete wie „jetzt muss es mit Höchstgeschwindigkeit voran gehen“.
Sie gehörte dem Prüfungsausschuss für hauswirtschaftliche Auszubildende an, war aktives Mitglied in der Hausfrauenvereinigung des Odenwaldkreises, tätig als ehrenamtliche Schöffin für Jugendliche am Amts- und Landgericht
Sie pflegte einen großen Freundes- und Bekanntenkreis, insbesondere mit der Verwandtschaft, den Mittwochskeglern und der Skatrunde. Sie führte stets ein sehr offenes und gastfreundliches Haus und liebte es Feste zu feiern und zu organisieren.
Gemeinsam mit ihrem Mann, der bereits im März 2004 verstorben ist, unternahm sie zahlreiche Reisen. Bereits im Jahr 1968 reisten sie gemeinsam mit den Mittwochskeglern nach Moskau. Außer Australien bereisten sie in der Folge alle Kontinente dieser Erde.
Für ihre Kinder und später auch für ihre Enkel war sie stets eine treusorgende Mutter und liebevolle Oma, immer darauf achtend, dass alle mit ausreichend Essen versorgt waren und dass für den nächsten Morgen vor dem Zubettgehen alles gerichtet war.
Bis vor wenigen Jahren unterhielt sie noch den Montagsstammtisch in der Herzog-Wilhelm-Stube der Privatbrauerei. Besonderes Markenzeichen von Liesel Schmucker war immer ihr schwäbischer Dialekt, den sie nie verleugnete..
Zuletzt lebte sie zurückgezogen in der Welt der Demenz. In ihrem Haus in Beerfelden wurde sie von ihrem Sohn Andreas und einer Haushaltshilfe liebevoll betreut. Mehrere kleine Spaziergänge an der frischen Luft gehörten noch zum täglichen Programm.
Die Beisetzung findet am Donnerstag, 6. Februar, 11 Uhr, auf dem Friedhof in Beerfelden statt.