GRĂNE Kreistagsfraktion besucht Biberrevier in FrĂ€nkisch-Crumbach
âSo geht Naturschutz und Wildtiermanagement!âODENWALDKREIS / FRĂNKISCH-CRUMBAACH. - Die GRĂNEN Kreistagsfraktion hat am Samstagnachmittag, 02. November, das Biberrevier in FrĂ€nkisch-Crumbach besucht. Ihrer Einladung dorthin war eine Reihe weiterer Interessierter gefolgt.
Leiterin der knapp zweistĂŒndigen Exkursion war Martina Limprecht, Vorsitzende des Nabu und eine von zwei ehrenamtlichen Biber-Beauftragten im Odenwaldkreis.
Sie erlĂ€uterte den Teilnehmenden u.a. die Bedeutung des Bibers fĂŒr den Erhalt der biologischen Vielfalt und beim Hochwasserschutz: âUrsprĂŒnglich war der Biber in Gesamtdeutschland verbreitet. Der letzte hessische Biber wurde 1596 an der Gersprenz erlegt.
Danach galt die Art in Hessen als ausgerottet. Ăberlebt haben die Biber in Deutschland nur in einer kleinen Population an der Elbe. Heute wissen wir, dass ein Bach ohne Biber nur einen kleinen Teil der eigentlich dort lebenden Tier- und Pflanzenarten aufweist.
BiberdĂ€mme stauen Wasser auf und schaffen Feuchtgebiete, die Lebensraum fĂŒr Amphibien, Fische, Insekten und Vögel bieten. Gleichzeitig betreibt der Biber mit seiner WasserrĂŒckhaltung effektiven Klimaschutz, denn BiberlebensrĂ€ume sind CO2-Senken.
Ihre DĂ€mme verlangsamen den Wasserfluss, was bei starken RegenfĂ€llen oder Schneeschmelze die Hochwassergefahr mindert. In den von Bibern geschaffenen Teichen wird Wasser gespeichert und langsam abgeleitet. In trockenen Jahren hingegen profitiert nicht nur die Natur, sondern auch die Landwirtschaft von seiner WasserrĂŒckhaltung.â
Genau wie alle anderen Teilnehmer, zeigt sich Fraktionsvorsitzender Dr. Jonas Schönefeld im Nachgang sehr zufrieden: âWie erhofft, hat unser Ausflug nicht nur SpaĂ gemacht, sondern auch einen groĂen Informationsgewinn gebracht.
In FrĂ€nkisch-Crumbach konnten wir uns davon ĂŒberzeugen, wie eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Kommune und den NaturschutzverbĂ€nden zum geordneten und regelbasierten Schutz des Bibers funktioniert.â
Er rekapituliert: âTrotz seiner vielen positiven Auswirkungen kann die Wiederansiedlung des Bibers in einigen Gebieten zu Konflikten fĂŒhren, insbesondere dort, wo menschliche Nutzung direkt an GewĂ€sser grenzt, beispielsweise in der Landwirtschaft.â
Die nachhaltigste PrÀvention zur Vermeidung von Konflikten ist laut Martina Limprecht die Bereitstellung, Schaffung oder Wiederherstellung ausreichend breiter GewÀsserrandstreifen.
Diese MaĂnahme entspricht auch den verbindlichen Zielvorgaben der europĂ€ischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL), fĂŒr die Erhaltung bzw. die Wiederherstellung des guten ökologischen Zustands unserer GewĂ€sser bis zum Jahr 2027.
âWo immer möglich, sollte daher geprĂŒft werden, ob durch kommunalen FlĂ€chenkauf oder -tausch nicht eine geeignete Problemlösung erzielt werden kannâ, ergĂ€nzt Schönefeld und verweist in diesem Zusammenhang auf das neue Förderprogramm des Bundesumweltministeriums âKlimaWildnisâ:
Ab sofort können AntrĂ€ge zur Förderung kleinerer WildnisflĂ€chen und fĂŒr den Einsatz von KlimaWildnis-Botschafter bei der Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gestellt werden.
Bis 2028 stellt die Bundesregierung im Rahmen des Aktionsprogramms âNatĂŒrlicher Klimaschutzâ insgesamt 3,2 Milliarden Euro bereit, um Klimaschutz und Artenvielfalt gezielt zu fördern.
âDas schafft neue Möglichkeiten fĂŒr Gemeinden, Vereine und Organisationen in Hessen, FlĂ€chen mit eigendynamischer Entwicklung aktiv zu schĂŒtzen und weiterzuentwickeln und lokale Naturerfahrung und Umweltbildung zu stĂ€rken.
Mit der neuen Förderung können wir WÀlder, Moore und Auen in der Region stÀrken und gleichzeitig die heimische Artenvielfalt bewahren.
Wir fördern sowohl den FlĂ€chen-Ankauf als auch die Betreuung durch engagierte KlimaWildnis-Botschafter, die vor Ort beraten und unterstĂŒtzenâ, verweist Schönefeld auf eine Mitteilung der GRĂNEN Bundestagsabgeordneten und Parlamentarischen StaatssekretĂ€rin im Umweltministerium, Dr. Bettina Hoffmann.
âEs ist wichtigâ, ergĂ€nzt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Elisabeth BĂŒhler-Kowarsch, âim Odenwaldkreis ein Forum zu etablieren, in dem ein regelmĂ€Ăiger Austausch zwischen Politik, den zustĂ€ndigen Fachbereichen und ehrenamtlichen NaturschĂŒtzern ĂŒber aktuelle Entwicklungen im Bereich der Förderinstrumente stattfindet und wo gemeinsam Ideen fĂŒr Förderprojekte entwickelt werden.
Insofern freuen wir uns, dass der Kreis fĂŒr 2025 eine Wiederauflage seiner im Jahr 2022 stattgefundenen BiodiversitĂ€tskonferenz plant. Das geht aus der Antwort des Landrates auf eine entsprechende Anfrage unserer Fraktion hervor.â
Ein konkretes Datum werde im Antwortschreiben allerdings nicht genannt. AuĂerdem lasse der Landrat die Frage offen, ob er die Etablierung der BiodiversitĂ€tskonferenz als regelmĂ€Ăig wiederkehrende Veranstaltung fĂŒr sinnvoll erachte. âWir werden also weiter dranbleiben am Thema,â so BĂŒhler-Kowarsch abschlieĂend.