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Landrat tritt Corona-Gerücht entgegen

„Kein Covid-19-Fall im Lützel-Wiebelsbacher Haus Geist“

ODENWALDKREIS / LÜTZEL-WIEBELSBACH. - Im Odenwaldkreis gibt es schon seit mehreren Tagen de facto keinen aktiven Covid-19-Fall. Die Zahlen weisen auch für den heutigen Montag, 15. Juni, wieder ein Infektionssaldo von drei aus.

Das heißt: Noch drei Menschen werden als erkrankt geführt, sie werden alle in Krankenhäusern außerhalb des Odenwaldkreises behandelt.

„Diese Stabilität hält nun schon einige Tage an, was mich sehr freut“, sagt Landrat Frank Matiaske. „Ich hoffe, dass auch die drei Patienten bald wieder genesen.“

Umso schwerer wiegt ein Gerücht, das in Lützelbach seit einiger Zeit die Runde macht: Das Pflegeheim Haus Geist habe einen Covid-19-Fall oder zumindest einen gehabt.

Seitdem sieht sich Geschäftsführer Reinhard Geist damit konfrontiert, dass die Einrichtung quasi gemieden wird. „Es gibt null Nachfrage“, teilt er dem Landrat mit. Damit verbunden seien massive finanzielle Einbußen.

„Das Gerücht entbehrt jeder Grundlage, einen Covid-19-Fall hatte es dort nie gegeben und gibt es auch derzeit nicht“, stellt Matiaske klar, der heute mit dem Betreiber telefoniert hat.

Angefangen hatte alles mit einer Graphik, die das Landratsamt Ende Mai veröffentlicht hatte. Sie zeigt die Verteilung von positiv auf das Corona-Virus Getesteten im Odenwaldkreis und weist auch „Heimbetroffene“ aus, also Menschen, die in Pflegeheimen wohnen oder dort arbeiten.

Für Lützelbach wurden zwölf Fälle festgehalten, davon ein Heimbetroffener. Die Auffassung, es könne sich bei dem einen Fall nur um jemanden im Haus Geist handeln, war schnell in der Welt.

Allerdings handelt es sich um eine Person, die in einem anderen Pflegeheim arbeitet, aber in Lützelbach wohnt. Nur deswegen taucht sie dort in der Statistik auf.

Landrat Matiaske sieht sich aufgrund dieser Entwicklung in seiner strikten Haltung bestätigt, keine auf die Odenwälder Kommunen aufgeschlüsselten, tagesaktuellen Corona-Zahlen veröffentlicht beziehungsweise die Namen betroffener Pflegeheime nicht bekannt gegeben zu haben.

„Bei dieser Linie sind wir trotz teils massiver Kritik konsequent geblieben, um Schaden von Einzelpersonen oder Einrichtungen abzuwenden. Einen Nutzen für die Bevölkerung hat die tagesaktuelle Veröffentlichung nicht, sie wiegt die Menschen höchstens in einer falschen Sicherheit.“

Gleichwohl würden auch künftig zum Ende eines Monats Statistiken veröffentlicht. „Wir werden sie aber nun noch besser erläutern.“

Matiaske bedauert sehr, was dem Haus Geist widerfahren ist. Das Pflegeheim bietet insgesamt Platz für 54 Bewohnerinnen und Bewohner; beschäftigt sind dort mehr als 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Ich weiß, dass sich diese Einrichtung in der Corona-Pandemie vorbildlich verhalten hat. Das Engagement der Mitarbeiter ist nicht hoch genug einzuschätzen.“

Statistiken seien gegenüber falschen Interpretationen nicht gefeit. „Gerüchte in die Welt zu setzen, ist leicht, es verbietet sich aber.“