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„Immer zuerst Seelsorger gewesen“

Nach zwanzig Jahren Seelsorge in Michelstadt geht Pfarrer Frank Seeger in den Ruhestand. Foto: Bernhard Bergmann

Pfarrer Frank Seeger geht nach zwanzig Jahren in Michelstadt in den Ruhestand

MICHELSTADT. - Nach insgesamt 35 Jahren Pfarrdienst – die letzten gut 20 davon in Michelstadt – geht Frank Seeger zum Jahresende in den Ruhestand. Verabschiedet wird er in einem Gottesdienst in der Michelstädter Stadtkirche, der am Sonntag, 19. November, um 14 Uhr beginnt.

„Ich bin immer zuerst Seelsorger gewesen“, nennt Seeger den ihm wichtigsten Aspekt seines beruflichen Wirkens. Wichtig war ihm dabei, „in die Welt der Menschen zu gehen“, also nicht von einer außenstehenden Warte mit einer vorgefertigten Botschaft zu kommen, sondern zu hören, was Menschen umtreibt – und dann aus seinem Glauben heraus gemeinsam mit ihnen nach Antworten zu suchen.

Das ist etwas, was er auch mitnimmt aus dreieinhalb Jahrzehnten seelsorgerlicher Arbeit: „wie Menschen mit Schicksalsschlägen umgehen, was sie glauben, was sie bewegt“.

Geboren 1960 in Worms und aufgewachsen in Hofheim im Ried, wollte Seeger eigentlich Luft- und Raumfahrttechniker werden und studierte im Hinblick darauf ein Semester Elektrotechnik an der TH Darmstadt, bevor er, wie er sagt, „seinem Herzen folgte“ und sich für evangelische Theologie entschied. Die studierte er zunächst an der Kirchlichen Hochschule in Bethel und später in Tübingen.

Naturwissenschaftliches Denken hat ihn geprägt und auch in der Theologie und bei seiner Arbeit als Pfarrer begleitet. Mit dem Gedanken der Komplementarität, also dem Zusammengehören zweier sich scheinbar widersprechender Wirklichkeiten, beschäftigte Seeger sich im Rahmen einer Studienzeit im Jahr 2011.

Diese Sicht hat ihm oft in seiner seelsorgerlichen Arbeit geholfen, dem Verstehen der Lebenswelt der Menschen. So habe ein trauernder Mann, dessen Ehefrau der Pfarrer gerade bestattet hatte, ihm bei einem Seelsorgegespräch gesagt: „Ich bin so froh, dass meine Frau nun erlöst ist. Aber warum hat Gott sie mir genommen?“

Letztlich erklärt diese Sicht auch den Glauben an Gott angesichts einer manchmal gottlos wirkenden, chaotischen und von Kriegen zerrissenen Welt; Glauben wider den Anschein sozusagen.

Nach dem Lehrvikariat, der praktischen Ausbildung zum Pfarrer, die er in Gonterskirchen und Einartshausen im Vogelsberg absolvierte, hatte Seeger seine erste Stelle im benachbarten Laubach, von wo aus er 2003 auf die Pfarrstelle Ost nach Michelstadt wechselte.

Dort wird Frank Seeger auch im Ruhestand bleiben. Seine Ehefrau Simone ist Gemeindepädagogin, leitet unter anderem den Singkreis in Vielbrunn und den ökumenischen Kirchenchor in Michelstadt und packt auch immer mal wieder an, wo gerade Hilfe gebraucht wird – besonders gerne in musikalischen Angelegenheiten.

Er selbst möchte weiterhin theologisch arbeiten, sein Zimmer werde auch fortan so etwas wie eine Studierstube sein. Doch wird es ihn gelegentlich von dort wegziehen, um sich dann ganz praktisch und handfest einer anderen Leidenschaft zu widmen: dem Schrauben an Autos.

Da ist es wieder, das Prinzip der Komplementarität, mit dem er sich so lange und intensiv beschäftigt hat: Altarkerze und Zündkerze sind keine Gegensätze, und vielleicht erschließt sogar manchmal gerade der Schraubenschlüssel das Bibelwort. „Es bleibt spannend“, sagt Frank Seeger und fügt an: „bald beginnt die zweite Halbzeit.“